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Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Gemeinschaft in Mona in vielerlei Hinsicht verändert. Vielleicht auch ihre Beziehung zu Ardanos, aber darüber war sie sich noch immer nicht ganz klar. Auf der gemeinsamen Reise nach Durovernon war ihr seine Gegenwart mit jeder Faser ihres Herzens bewusst gewesen, vor allem nachts, wo er auf der anderen Seite des Feuers schlief. Wie würde es wohl sein, neben ihm zu schlafen, seinen Körper an dem ihren, ein sanftes Kitzeln im Ohr, wenn er im Schlaf ein leises Schnauben ausstieß? Und dann, wenn er aufwachte, würde sie spüren, wie sein Blick ihre Seele berührte, und wissen, dass er in Gedanken ebenfalls bei ihr war.
    Aber so viele Gelegenheiten es auf dieser Reise auch gegeben haben mochte, glückliche zweisame Stunden waren schlicht nicht möglich gewesen. Außerdem musste sie sich als Seherin zur Verfügung halten, falls Caratac sie brauchte. Und das war Grund genug, sich ihre Jungfräulichkeit zu bewahren. Dabei wäre es Helve vermutlich allemal lieber gewesen, das einzige Orakel zu sein. Aber genau wegen dieser druidischen Fähigkeit hatte man sie beide mitgeschickt, um Caratac zu unterstützen. Ardanos blickte sie an, und seine Augen verrieten seine Gedanken. Er weiß nur zu gut, was dies bedeutet: Ich werde mich auch nicht zu diesem Beltane-Fest mit ihm vereinigen … und er würde sich wieder genauso verhalten wie im vergangenen Jahr. Und sie verstand beides: den Schmerz darüber wie den festen Entschluss. Irgendwo in ihrem Herzen tat es seltsam weh, als ihr bewusst wurde, dass sie den Dienst stets über ihre Lüste stellen würden.
    In den Tagen nach dem Beltane-Fest kam Lhiannon zu dem Schluss, dass die meisten Menschen eine falsche Auffassung von Orakeln haben. Visionen zu haben war einfach. Die Kunst bestand vielmehr darin, zu verstehen, was man gesehen hatte. Sie waren auf einen Hügel gestiegen, den ihre Ahnen für das Begräbnisritual ihrer Toten aufgeschüttet hatten. Dort hatte sie einen Adler beobachtet, der mit einem Raben kämpfte, und sie hatte eine weiße Narzissenblüte entdeckt, die alles überragte. Dann wurden aus dem einen Adler plötzlich viele, ganze drei Scharen, die in Richtung Britannien davonflogen.
    Doch die Verwunderung darüber, was dieser Anblick wohl bedeuten könnte, sollte sich bald schon legen. Noch ehe eine Woche vergangen war, trieb ein Leichtboot aus Gallien über die Wellen und brachte Neuigkeiten:
    Die Kriegsverweigerung der römischen Soldaten sei zu Ende, einer der Schriftführer des römischen Kaisers, ein offiziell freigelassener Sklave namens Narcissus, hätte sie beendet und vom Podium des Feldherrn aus an die Krieger appelliert. Und schließlich und endlich wurde die römische Flotte beladen, die so lange bereitgestanden hatte. Lhiannon hatte insgesamt drei Flotten gesehen – eine, die Veric zurück in sein Land brachte, und zwei weitere, die Caesars Route durch das Land der Cantiacer folgten.
    Die Druiden bündelten sämtliche übersinnlichen Kräfte, um eine Warnung auszusenden an alle, deren Ohren dafür offen waren, an die Priester ihres Volkes, die in den Dörfern weilten, damit sie die Krieger alarmieren konnten – sofern man ihnen Glauben schenkte. Und Caratac hatte Läufer ausgeschickt, um all die unlängst heimgekehrten Krieger, die nun mitten in der Feld- und Vieharbeit steckten, erneut einzuberufen. Sie kamen, aber erst nach und nach. Und so hatte der König erst knapp die Hälfte seiner Truppe beisammen, als die Schiffe des römischen Feldherrn Aulus Plautius an britannischen Küsten auf Strand liefen.
    Die Römer hatten an der Küste östlich von Durovernon festgemacht, wo der Fluss ins Meer mündete. Zu Hunderten lagen die schwarzen Schiffe am sandigen Ufer, eines neben dem anderen – wie eine außerjahreszeitlich einfallende Zugvogelschar. Die Späher, die Caratac zur Beobachtung ausgeschickt hatte, berichteten, dass die römischen Truppen ein Stück landeinwärts marschiert waren und auf einem niedrigen Hügel ein paar einfache Verteidigungswehre errichtet hatten. Dabei mussten sie sich gewundert haben, dass ihnen niemand begegnete. Doch die neuerlichen Aufrufe des Königs hatten selbst die Bauern zur Flucht bewegt.
    Es dauerte nicht lange, da marschierten die römischen Horden westwärts, hatten aber stets einzelne Kämpfer auf den Fersen, die mal Speere warfen, mal Pfeile abfeuerten. Und noch immer wartete Caratac ab, während die Krieger der Cantiacer und Trinovanten einzeln, zu zweit oder zu zehnt über die Tamesa eintrudelten. Als die

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