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Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Römer gegen Ende des Beltane-Monats auf Durovernon zumarschierten, musste Caratac entscheiden, ob er seine Festung verloren gab oder Widerstand leisten wollte.
    »Fühlt, wie die Erde erzittert«, sagte Cunitor. »Als kleiner Junge habe ich eine solche Erschütterung einmal in den Bergen erlebt.«
    Lhiannon legte die flache Hand auf den Boden. Vom Wald aus auf der Spitze des Hügels, wo die Druiden ihr Lager errichtet hatten, konnte sie zwar wenig sehen, aber unter ihrer Hand spürte sie ein schwaches, regelmäßiges Vibrieren. Wie viele Füße müssen auf die Erde stampfen, um einen solchen Rhythmus zu erzeugen? Und welch strenge Disziplin hielt ihren Schritt in einem solchen Gleichklang? Zum ersten Mal erahnte sie die gewaltige Macht, die gegen Britannien zu Felde zog.
    »Das sind Trommelschläge, kein Erdbeben«, sagte Belina ruhig. »Die Trommeln des Krieges.« Das Sonnenlicht flimmerte auf ihrem braunen Haar und ließ ein paar Strähnen wie silbrige Fäden leuchten.
    »Kommen sie?«, fragte Ambios. Er war Caratacs persönlicher Druide, ein älterer Mann, den die gemächliche Lebensweise etwas füllig gemacht hatte und der nicht recht wusste, ob er die druidische Verstärkung von der Insel Mona begrüßen oder ablehnen sollte. Doch angesichts des nahenden Feindes schien er erleichtert, sich in ihrer Gesellschaft zu wissen.
    Lhiannon stand auf und schob einen Zweig zur Seite, um in die Ferne zu blicken. Das waldige Dickicht am Hang wurde zur Ebene hin lichter und lief aus in eine Aue, die sich bis zum Fluss erstreckte, der sich wie ein leuchtendes blaues Band dahinschlängelte. Flussaufwärts an der Furt glänzten die strohgedeckten Dächer der Feste in der Sonne. Weiter unten standen Caratacs Truppen wie ein kariertes Flickwerk in der Landschaft, auf dem es hie und da eisern, bronzen und golden funkelte. Doch von Osten her zog eine Staubwolke herauf, durch die ein unheilvoll stählernes Blitzen zuckte. Ardanos stellte sich neben sie, und sie fühlte eine Wärme, die sie sowohl seelisch als auch körperlich durchströmte.
    »Sie kommen …«, flüsterte sie. Unwillkürlich suchte sie nach seiner Hand und war froh um den warmen Händedruck.
    Sie sahen, wie sich die staubige Wolke auflöste und vier marschierende Einheiten auftauchten, jede unterteilt in Dutzende kleinere Einheiten. Sie waren der Route gefolgt, die einst Caesars Legionen genommen hatten. Mit dabei waren auch berittene Feldherren sowie Kavalleriebrigaden, die den Zug flankierten.
    Auch die anderen Druiden spähten nun durch das Blätterdickicht. Lhiannon sah auf, als sich ein flatternder Schatten in ihr Sichtfeld schob – die Schwingen eines Raben. Sie blitzten strahlend weiß, als sie das Licht der Sonne einfingen. Dann wurden sie wieder schwarz, als der Vogel kreisende Bahnen zog, sich auf einem Ast niederließ und ein lautes Krächzen ausstieß. Andere Raben erwiderten seinen Ruf.
    Warte geduldig ab, das kannst du dir leisten, dachte Lhiannon bitter. Wer auch immer als Sieger aus diesem Kampf hervorgeht, du wirst deinen Lohn bekommen.
    Zum ersten Mal fragte sie sich, ob es die Herrin der Raben überhaupt kümmerte, welche Seite am Ende siegte.
    Ardanos nickte Bendeigid zu, der daraufhin das Carynx hob und einen lauten Ruf erschallen ließ. Durch die Truppe der versammelten Britannier unten im Tal ging eine Woge der Unruhe, als das bronzene Horn, das wie ein Wildschweinkopf geformt war, zum Kriegszug rief – was die römischen Trompeten mit einem metallischen Schmettern erwiderten.
    »Warte ab, Caratac«, murmelte Ardanos. »Du hast Bodenvorteil – also lass sie auf dich zukommen!«
    Die römischen Legionen stießen weiter vor, unerbittlich wie die Flut, und genagelte Sandalen zerdrückten das junge Getreide. Die Festung von Durovernon war geräumt, doch der Feind zog vorbei, als wäre eine barbarische Siedlungshauptstadt kein verlockendes Ziel. Und auch der Fluss, an dieser Stelle breit und flach, war kein Hindernis gewesen. Doch nun löste sich die präzise geordnete Formation auf – nein, nicht ganz; sie verschob sich, und zwar in einer Bewegung, die so diszipliniert vonstattenging wie ein Tanzschritt: Eine Legion schritt nach vorn, die Speerspitzen auf die bunt zusammengewürfelte Schlachtreihe der Kelten auf dem Hügel gerichtet, während die anderen sie schützend umringten.
    Aus der Reihe der Kelten schoss zunächst ein nackter Krieger vor, dann weitere, und sie stürmten dem Feind mit wildem Kriegs- und Schimpfgeschrei entgegen. Doch

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