Avalon 08 - Die Nebel von Avalon
und mit ihm über Religion und Politik redete. Uther dachte das gleiche; sie hörte es an seiner Stimme, als er sagte: »Ich hätte mir nicht träumen lassen, mit der Gemahlin des Herzogs von Cornwall solche Dinge zu besprechen.«
»Glaubt Ihr wirklich, daß Frauen nichts von Staatsgeschäften verstehen?« fragte sie.
»Meine Schwester Viviane ist die Herrin von Avalon, wie unsere Mutter es war. König Leodegranz und andere Könige suchten oft ihren Rat, wenn es um das Schicksal Britanniens ging…«
Uther erwiderte lächelnd: »Vielleicht sollte ich sie um Rat fragen, wie ich Leodegranz und Ban, den König der Bretagne, zu meinen Verbündeten machen kann. Denn wenn die beiden auf sie hören, muß ich nur das Vertrauen Eurer Schwester gewinnen. Sagt mir, ist die Dame verheiratet? Ist sie hübsch?«
Igraine mußte lachen. »Sie ist eine Priesterin, und die Priesterinnen der Großen Mutter heiraten nicht. Sie verbinden sich auch nicht mit einem Sterblichen; sie gehören den Göttern.« Dann fiel ihr ein, was Viviane ihr verkündet hatte: Der Mann neben ihr war Teil der Prophezeiung. Sie erstarrte, erschrocken über das, was sie getan hatte… ging sie freiwillig in die Falle, die Viviane und der Merlin ihr gestellt hatten?
»Was ist Euch, Igraine? Friert Ihr, oder fürchtet Ihr Euch vor dem Krieg«, fragte Uther.
Sie sagte das erste, was ihr in den Kopf kam: »Ich habe mich mit den Gemahlinnen von Uriens und Ectorius unterhalten… sie scheinen sich nicht sehr mit Staatsdingen zu beschäftigen. Vielleicht denkt Gorlois deshalb, ich verstünde auch nichts davon.«
Uther lachte und sagte: »Ich kenne die Damen Flavilla und Gwyneth… sie überlassen ihren Ehemännern wirklich alles, mit Ausnahme von Spinnen und Weben, dem Kinderkriegen und ähnlichen Frauengeschäften. Interessiert Euch das nicht, oder seid Ihr wirklich so jung, wie Ihr ausseht… beinahe zu jung, um verheiratet zu sein, ganz zu schweigen davon, Kinder zu haben.«
»Ich bin seit vier Jahren verheiratet«, antwortete Igraine, »und ich habe eine dreijährige Tochter.«
»Darum könnte ich Gorlois beneiden. Jeder Mann wünscht sich Kinder. Hätte Ambrosius einen Sohn gehabt, wären wir jetzt nicht in dieser schwierigen Lage. Oh…«, Uther seufzte, »ich möchte nicht daran denken, was über Britannien hereinbricht, wenn diese Kröte Lot von Orkney Großkönig werden sollte. Uriens wäre nicht besser, denn er glaubt, alle Schwierigkeiten seien dadurch zu lösen, daß man einen Boten nach Rom schickt.« Er schluchzte von neuem. »Man sagt, ich wolle unbedingt Großkönig werden, aber wie gerne würde ich all meinen Ehrgeiz opfern, wenn nur Ambrosius hier bei uns auf dem Ast sitzen könnte, oder sein Sohn noch heute nacht in dieser Kirche gekrönt würde. Ambrosius dachte immer mit Schrecken daran, was geschehen würde, wenn ihn der Tod ereilt. Er hätte schon im letzten Winter sterben können. Aber er wollte noch erleben, daß wir uns auf seinen Nachfolger einigen…«
»Wieso hat er keine Söhne?«
»Oh, er hatte zwei Söhne. Der eine wurde von den Sachsen erschlagen … er hieß Constantin, wie der König, der das Land zum Christentum bekehrt hat. Der andere wurde nur zwölf Jahre alt… er starb am Fieber. Ambrosius sagte immer wieder, ich sei ihm zu einem Sohn geworden, wie er ihn sich schon immer wünschte.« Weinend vergrub Uther das Gesicht in den Händen. »Er hätte mich auch als seinen Erben eingesetzt, aber die anderen Könige ließen das nicht zu. Sie folgten mir als Heerführer, aber viele neideten mir meinen Einfluß… Lot war der schlimmste. Ich schwöre, Igraine, ich strebe nicht aus Ehrgeiz nach der Krone, sondern um zu beenden, was unser toter König begonnen hat!«
»Ich glaube, das weiß jeder«, sagte sie und streichelte seine Hände. Seine Trauer lähmte sie.
»Ich glaube, Ambrosius wäre selbst im Himmel nicht glücklich, wenn er hinunterblicken und das Leid und die Verwirrung im Lande sehen würde… und die Könige, die schon Ränke schmieden, weil jeder versucht, die Macht an sich zu reißen. Ich frage mich, ob es sein Wille wäre, wenn ich Lot ermorde, um an die Macht zu kommen; es war Ambrosius' Werk, daß wir uns Blutsbrüderschaft schworen. Und diesen Eid werde ich nicht brechen«, bekannte Uther, und die Tränen rannen ihm über das Gesicht. Igraine nahm den dünnen Schleier vom Kopf und trocknete dem Feldherrn die Tränen, wie sie es bei ihrem Kind getan hätte.
»Ich weiß, Ihr werdet ehrenhaft handeln, Uther,
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