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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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wenn Ihr tut, was Ihr tun müßt… sonst wärt Ihr nicht der Mann, dem König Ambrosius sein Vertrauen schenkte.«
    Plötzlich fiel der blendende Schein einer Fackel auf sie. Igraine erstarrte; ihre Hand mit dem Schleier lag immer noch auf Uthers Gesicht. Gorlois fragte scharf: »Seid Ihr es, Uther Pendragon? Habt Ihr meine… ah, meine Gemahlin, da seid Ihr?!«
    Igraine glitt beschämt und plötzlich schuldbewußt vom Ast. Ihr Rock verfing sich in einem Zweig; man sah die leinerne Unterhose über den Knien. Hastig streifte sie den Rock glatt und hörte den Stoff reißen.
    »Ich glaubte, Ihr hättet Euch verirrt… Ich fand Euch nicht im Haus unseres Gastgebers«, sagte Gorlois streng, »was tut Ihr hier, um Himmels willen?«
    Auch Uther stieg vom Baum. Von dem Mann, der sich ihr offenbart hatte, der um seinen toten König und väterlichen Freund geweint, und den die ihm auferlegte schwere Last in Verzweiflung gestürzt hatte, war nichts mehr zu bemerken. Er sprach laut und freundlich. »Ach, Gorlois, das Geschwätz dieses Priesters hat mich ungeduldig gemacht, und ich kam hierher, um frische Luft zu atmen und den frommen Singsang nicht mehr anhören zu müssen. Und Eure Gemahlin, der das Geplapper der guten Damen ebensowenig gefiel, traf mich hier an. Ich danke Euch, Herrin«, sagte er mit einer kühlen Verbeugung und schritt davon. Igraine bemerkte, daß Uther den Schein der Fackel mied.
    Gorlois blieb mit Igraine allein zurück. Er sah sie wütend und argwöhnisch an. Mit einem kurzen Wink bedeutete er ihr voranzugehen und sagte: »Meine Gemahlin, Ihr solltet wirklich peinlichst darauf
    achten, daß Ihr nicht ins Gerede kommt. Ich habe Euch doch geraten, Uther nach Möglichkeit zu meiden. Er hat einen so schlechten Ruf, daß keine ehrbare Frau sich mit ihm in ein vertrauliches Gespräch einlassen sollte.«
    Igraine drehte sich um und erwiderte zornig: »Was denkt Ihr von mir? Glaubt Ihr wohl, ich bin die Sorte Frau, die sich davonstiehlt, um sich mit einem Fremden wie ein Tier im Gebüsch zu paaren? Glaubt Ihr wirklich, ich habe auf dem Ast bei ihm gelegen wie ein Vogel? Möchtet Ihr mein Gewand untersuchen, um zu sehen, ob es zerknittert ist, weil ich mit Uther im Gras gelegen habe?«
    Gorlois hob die Hand und schlug sie auf den Mund – allerdings nicht sehr fest. »Ich dulde keine Widerrede! Ich habe Euch befohlen, ihm aus dem Weg zu gehen. Also gehorcht! Ich halte Euch für aufrichtig und ehrbar. Aber ich traue diesem Mann nicht und dulde nicht, daß andere Frauen über Euch reden.«
    »Sicher hat niemand schlimmere Gedanken als eine gute Frau… von einem Priester vielleicht abgesehen«, schleuderte ihm Igraine entgegen. Sie rieb sich den Mund, wo Gorlois ihre Lippen gegen die Zähne geschlagen hatte. »Wie könnt Ihr wagen, mich zu schlagen? Wenn ich Euch betrüge, könnt Ihr Euren gerechten Zorn an mir auslassen. Aber wegen meiner Worte nicht! Bei den Göttern, glaubt Ihr, wir haben von Liebe gesprochen?«
    »Bei Gott, worüber habt Ihr denn um diese Zeit mit diesem Mann gesprochen?«
    »Über vieles«, antwortete Igraine, »hauptsächlich über Ambrosius im Himmel und… ja, über den Himmel und darüber, was man für das Leben nach dem Tod erhoffen kann.«
    Gorlois starrte sie mißtrauisch und ungläubig an. »Das halte ich für unwahrscheinlich. Er brachte noch nicht einmal soviel Achtung für den Toten auf, ein Requiem zu hören.«
    »Er konnte diese düsteren Psalmen nicht ertragen. Mir ging es nicht anders! Es war, als trauere man um den schlechtesten aller Menschen und nicht um den besten aller Könige!«
    »Vor Gott sind alle Menschen elende Sünder, Igraine. Und in den Augen Christi ist ein König nicht besser als jeder andere Sterbliche.«
    »Ja, ja«, sagte sie ungeduldig, »das habe ich Eure Priester sagen hören. Sie nehmen sich auch viel Zeit und machen sich große Mühe, uns zu erzählen, daß Gott die Liebe und unser gütiger Vater im Himmel ist. Aber ich sehe, daß sie es sorgfältig vermeiden, ihm in die Hände zu fallen. Sie trauern um alle, die in den ewigen Frieden eingehen, wie um jene, die auf dem Blutaltar der Göttin, des Großen Rabens, geopfert werden. Ich sage Euch, Uther und ich haben darüber gesprochen, was die Priester vom Himmel wissen… und ich glaube, das ist sehr wenig!«
    »Wenn Ihr und Uther euch über Religion unterhalten habt, ist das sicher das erste Gespräch dieser Art in seinem Leben«, knurrte Gorlois.
    Igraine war nun wirklich zornig, als sie antwortete: »Er

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