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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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und stürzte der Länge nach zu Boden.
    Unter der Berührung des Grals wurde das schattenhafte Gesicht des jungen Mannes klar, körperlich und wirklich. Der Nebel war verschwunden. Galahad trank kniend aus dem Kelch.
    »Denn wie dieser Wein aus dem Saft vieler zerstampfter Trauben gemacht wurde, so vereinigen wir uns in diesem unblutigen und vollkommenen Opfer, damit wir alle eins werden in dem großen Licht, das die Unendlichkeit ist…«
    Sein Gesicht leuchtete in Verzückung, das Licht überstrahlte ihn, er atmete auf in vollkommener Freude und blickte direkt in das Licht. Er griff mit beiden Händen nach dem Kelch… stürzte zu Boden und blieb reglos liegen.
    Heiliges unvorbereitet zu berühren, bedeutet den Tod…
Morgaine sah, wie Nimue – oder war sie es selbst? – Galahads Gesicht mit einem weißen Schleier bedeckte. Dann war Nimue verschwunden. Der Kelch stand auf dem Altar… der goldene Kelch der Mysterien ohne jede Spur des überirdischen Lichtes… sie war nicht sicher, daß er dort stand… denn er war in Nebel gehüllt. Aber Galahad lag tot und kalt neben Lancelot auf dem Boden der Kapelle von Avalon.
    Es dauerte lange, ehe Lancelot sich regte. Er hob den Kopf, und Morgaine sah, daß tiefe Trauer sein Gesicht überschattete. Er flüsterte: »Und ich war unwürdig, ihm zu folgen.«
    »Du mußt ihn nach Camelot zurückbringen«, erklärte Morgaine sanft. »Er hat den Gral gefunden… aber es war seine letzte Tat. Er konnte das Licht nicht ertragen.«
    »Auch ich nicht«, flüsterte Lancelot. »Siehst du, das Licht liegt immer noch auf seinem Gesicht. Was hat er gesehen?«
    Morgaine schüttelte langsam den Kopf und spürte Eiseskälte bis in ihre Arme steigen. »Weder du noch ich werden es je erfahren, Lancelot. Ich weiß nur das eine… er starb mit dem Gral an den Lippen.«
    Lancelot blickte zum Altar. Die Priester waren still gegangen und hatten Morgaine mit dem toten und dem lebenden Ritter alleingelassen. Vom Nebel umhüllt, stand dort noch immer sanft leuchtend der Gral.
    Lancelot erhob sich und sagte: »Ja, und
er
soll mit mir nach Camelot zurückkehren, damit alle Menschen wissen, daß die Suche nun ein Ende hat… Keine Ritter sollen mehr zu Unbekanntem ausziehen und dabei sterben oder den Verstand verlieren…«
    Er machte einen Schritt auf den Altar zu, auf dem der Gral leuchtete. Aber Morgaine umklammerte ihn mit beiden Armen und hielt ihn zurück. »Nein! Nein! Es ist dir nicht bestimmt! Bereits sein Anblick hat dich niedergestreckt. Wer Heiliges unvorbereitet berührt, muß sterben…«
    »Dann will ich sterben«, erklärte er. Aber sie ließ nicht los, und bald gab Lancelot nach. Er fragte: »Warum, Morgaine? Warum muß dieser selbstmörderische Wahn weiter andauern?«
    »Nein«, erwiderte sie. »Die Suche nach dem Gral ist zu Ende! Du bist ausersehen, nach Camelot zurückzukehren und es allen zu verkünden. Aber den Gral kannst du nicht mitnehmen. Kein Mensch kann ihn berühren oder ihn sich aneignen. Alle, die gläubig nach ihm suchen…«, Morgaine hörte sich sprechen, obwohl sie nicht wußte, was sie sagen würde, bis die Worte über ihre Lippen kamen, »… werden ihn finden… hier, jenseits der Welt des Sterblichen. Wenn der Gral dich nach Camelot begleitet, würde er den engstirnigen Priestern in die Hände fallen und ihr Mittel und Werkzeug werden…« Mit tränenerstickter Stimme fuhr sie fort: »Ich bitte dich, Lancelot, laß ihn hier in Avalon! In dieser neuen Welt ohne Magie soll ein Mysterium sein, das die Priester nicht beschreiben oder erklären und niemals in ihr enges Dogma, von dem was ist und dem was nicht ist, pressen können…«
    Die Stimme versagte ihr. »In der Zeit, die nun anbricht, werden die Priester den Menschen sagen, was gut und was böse ist, was sie denken, was sie glauben und worum sie bitten sollen. Ich kann das Ende nicht sehen… vielleicht muß eine Zeit der Dunkelheit über die Menschen hereinbrechen, damit wir eines Tages den Segen des Lichtes wieder erkennen. Aber in dieser Dunkelheit, Lancelot, soll ein Hoffnungsschimmer bleiben. Der Gral kam einmal nach Camelot. Die Erinnerung an diesen Tag soll nie dadurch verdunkelt werden, daß der Gral auf einem weltlichen Altar entweiht wird. Die Menschen sollen ein Mysterium haben und eine Quelle der Visionen, der sie folgen können…« Morgaine hörte, wie ihre Stimme langsam versagte, bis sie schließlich nur noch wie ein Rabe zu krächzen schien.
    Lancelot verneigte sich vor ihr. »Morgaine… aber

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