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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Eichenhains, der Schatten des Kreuzes… sie sah ihn mit dem Heiligen Kelch aus dem Schatz der Druiden… sie sah den jungen Artus, auf dessen Stirn noch das Blut des Hirsches klebte, mit dem er gekämpft und den er getötet hatte… und Morgaine mit der Blütenkrone und dem blutigen Zeichen im Gesicht. Sie lachten… Sie wollte es nicht sehen und zwang sich ungestüm, die Augen abzuwenden, aber sie wagte nicht, den Fluß der Bilder zu stören. Sie sah ein römisches Landhaus. Artus stand zwischen zwei Knaben… einer war ihr jüngerer Sohn Lancelot, der andere vermutlich Artus' Ziehbruder Cajus, der Sohn des Ectorius… sie sah Morgause inmitten ihrer Söhne, und einer nach dem anderen beugte vor Artus das Knie. Dann sah sie die Barke von Avalon, schwarz verhängt wie ein Katafalk, und am Bug stand Morgaine. Aber Morgaine war älter… älter… und sie weinte. Ungeduldig bewegte Viviane die Hand über die Wasseroberfläche. Es war nicht die Zeit, hier zu stehen und Rat aus Visionen zu suchen, die für den Augenblick keinen Sinn ergaben. Schnell ging sie den Hügel hinunter zu ihrem Haus und rief die diensttuenden Priesterinnen zu sich.
    »Kleidet mich an«, sagte sie knapp, »und laßt den Merlin rufen. Er muß nach Caerleon reiten und Artus zu mir bringen, ehe der neue Mond älter ist als ein Tag. Es ist keine Zeit zu verlieren.«

18
    Aber Artus kam mit dem neuen Mond nicht nach Avalon. Morgaine sah im Haus der Jungfrauen die Geburt des Neumonds, aber sie beendete das Fasten nicht. Ihr war schwindlig, und sie wußte, wenn sie etwas aß, würde sie sich übergeben müssen.
    Wahrscheinlich bedeutete es nichts. Sie fühlte sich manchmal nicht gut, wenn ihre Tage einsetzten. Es würde ihr später schon wieder bessergehen. Und im Laufe des Tages fühlte sie sich wirklich besser. Sie trank einen Schluck Milch und aß vom Brot. Am Nachmittag ließ Viviane sie rufen.
    »Uther ist tot«, sagte sie, »wenn du glaubst, zu deiner Mutter nach Caerleon gehen zu müssen…«
    Morgaine überlegte, aber dann schüttelte sie den Kopf. »Ich habe Uther nie geliebt«, sagte sie, »und Igraine weiß das sehr gut. Die Göttin gebe, daß die Mönche ihr besseren Trost spenden, als ich es tun könnte.«
    Viviane seufzte. Sie wirkte müde und verbraucht. Morgaine fragte sich, ob auch sie unter den Nachwirkungen der anstrengenden Zeit des dunklen Mondes litt. Viviane sagte: »So leid es mir tut, das sagen zu müssen, ich fürchte, du hast recht. Ich hätte dir Urlaub gegeben, wenn es vonnöten gewesen wäre. Du hättest Muße genug, nach Avalon zurückzukehren, ehe…« Sie brach ab und sagte dann: »Du weißt, daß Uther, als er lebte, die Sachsen in Schach gehalten hat. Das bedeutete für ihn zwar ununterbrochene Kämpfe, und wir hatten nie länger als wenige Monde Frieden im Jahr, aber ich fürchte, es wird jetzt noch Schlimmeres kommen. Vielleicht dringen sie sogar bis nach Avalon vor. Morgaine, du bist jetzt eine Priesterin. Du hast die Heiligen Waffen gesehen…«
    Morgaine antwortete mit einem Zeichen. Viviane nickte und fuhr fort: »Vielleicht kommt der Tag, an dem das Schwert zur Verteidigung von Avalon und ganz Britannien gezogen werden muß.«
    Morgaine dachte:
Weshalb sagt sie mir das? Ich bin eine Priesterin, kein Krieger. Ich kann das Schwert nicht schwingen und Avalon verteidigen.
    »Du kennst das Schwert?«
    Barfuß, frierend schritt sie den Kreis ab, und das Schwert lag schwer in ihrer Hand. Hinter sich hörte sie den lauten entsetzten Aufschrei der sonst so stummen Raven..
    »Ich kenne es.«
    »Ich habe eine Aufgabe für dich«, sagte Viviane. »Wenn das Schwert in die Schlacht getragen wird, muß es mit allem Zauber versehen sein, den wir besitzen. Du wirst eine Scheide für dieses Schwert anfertigen, Morgaine, und jeden Zauberspruch hineinweben, den du kennst, damit sein Träger in der Schlacht kein Blut verliert. Kannst du das tun?«
    Ich hatte vergessen,
dachte Morgaine,
daß es nicht nur für einen Krieger, sondern auch für eine Priesterin Aufgaben geben könnte.
Mit ihrem Geschick, einen Gedanken aufzugreifen, fuhr Viviane fort: »Auf diese Weise wirst auch du deinen Teil beitragen, um unser Land zu verteidigen.«
    »So sei es«, sagte Morgaine und überlegte, warum Viviane, die große Priesterin von Avalon, diese Aufgabe nicht selbst übernahm. Die Ältere ging nicht darauf ein, sondern sagte: »Du mußt das Schwert bei der Arbeit vor dir haben. Komm mit! Raven soll dir mit dem Zauber des Schweigens

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