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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Aber Igraine hustete kein Blut, sie hatte auch kein Fieber und keine Anfälle. Ihre Lippen und die Nägel waren blau, die Fußknöchel so geschwollen, daß sie kaum gehen konnte. Sie schien beinahe zu erschöpft zum Reden zu sein und blieb die meiste Zeit im Bett. Auf Gwenhwyfar wirkte Igraine nicht besonders krank; aber die Schwester meinte, sie läge tatsächlich im Sterben, und es könne höchstens nur noch eine Woche dauern. Es war die schönste Zeit des Sommers. An diesem Morgen brachte Gwenhwyfar eine weiße Rose aus dem Klostergarten und legte sie auf Igraines Kissen. Am Abend zuvor hatte König Artus' Mutter sich aufgerafft und die Vesper besucht. Aber am Morgen war sie so erschöpft und kraftlos, daß sie ihr Lager nicht verlassen konnte.
    Sie lächelte Gwenhwyfar an und sagte mühsam: »Danke, liebe Tochter.« Sie hob die Blume hoch und freute sich über die zart duftende Knospe. »Ich wollte im Garten von Tintagel immer Rosen haben. Aber die Erde dort war so schlecht. Es wuchs dort nichts… ich lebte fünf Jahre dort und bemühte mich die ganze Zeit um einen Garten.«
    »Als Ihr kamt, um mich nach Caerleon zu bringen, habt Ihr den Garten bei mir zu Hause gesehen«, sagte Gwenhwyfar, und plötzliches Heimweh nach dem fernen ummauerten Garten ergriff sie.
    »Ich erinnere mich. Ich weiß noch, wie schön er war… ich mußte an Avalon denken. Die Blumen dort in den Gärten, die das Haus der
    Jungfrauen umgeben, sind wunderbar.« Igraine schwieg. »Es ist doch ein Bote zu Morgaine nach Avalon geschickt worden?«
    »Es wurde ihr eine Nachricht gesandt, Mutter. Aber Taliesin sagte uns, man habe Morgaine in Avalon nicht gesehen. Bestimmt ist sie bei Königin Morgause in Lothian, und es dauert eine Ewigkeit, bis ein Bote von dort wieder zurück ist.«
    Igraine seufzte tief und kämpfte wieder mit einem Hustenanfall. Gwenhwyfar half ihr, sich aufzurichten. Nach einiger Zeit murmelte Igraine: »Das Gesicht hätte Morgaine sagen müssen, daß sie kommen soll… du würdest doch kommen, wenn du wüßtest, daß deine Mutter stirbt… bestimmt, denn du bist zu mir gekommen, und ich bin noch nicht einmal deine Mutter. Warum ist Morgaine nicht hier?«
    Es bedeutet ihr nichts, daß ich gekommen bin,
dachte Gwenhwyfar,
nicht mich möchte sie bei sich haben. Niemandem liegt etwas daran, ob ich hier bin oder sonstwo.
Das Herz schien ihr zu bluten. Aber Igraine sah sie erwartungsvoll an, und die Königin antwortete: »Vielleicht hat Morgaine keine Nachricht erhalten. Vielleicht ist sie in ein Kloster eingetreten und Christin geworden. Dann hat sie dem Gesicht abgeschworen.«
    »Das mag sein… ich habe das auch getan, als ich Uther heiratete«, sagte Igraine leise, fast mehr zu sich selbst. »Aber hin und wieder überkommt es mich ungewollt, und ich glaube, wenn Morgaine krank wäre oder im Sterben liegt, wüßte ich es.« Ihre Stimme klang gereizt. »Das Gesicht kam über mich vor deiner Hochzeit… sag mir, Gwenhwyfar, liebst du meinen Sohn?«
    Gwenhwyfar erschrak vor den klaren grauen Augen der todkranken Frau. Konnte Igraine ihr in die Seele blicken? »Ich liebe ihn, Herrin, und bin seine treue Königin.«
    »Ja, das glaube ich… aber seid ihr glücklich?« Igraine hielt Gwenhwyfars schlanke Hände einen Augenblick lang in ihren und lächelte dann. »Ihr müßt es sein. Und ihr werdet noch glücklicher werden, da du endlich seinen Sohn trägst.«
    Gwenhwyfar starrte Igraine mit offenem Mund an. »Ich… ich… das wußte ich gar nicht.«
    Igraine lächelte wieder, ein zärtliches, strahlendes Lächeln, und Gwenhwyfar dachte:
Ja, ich glaube es. Sie war als junge Frau schön genug, um Uther zu verleiten, alle Vorsicht außer acht zu lassen. Und so kam er mit Hilfe von Zaubersprüchen und Blendwerk zu ihr.
    Igraine erwiderte: »Das kommt oft vor, obwohl du eigentlich nicht mehr so jung bist… ich bin überrascht, daß du nicht bereits ein Kind hast.«
    »Es lag nicht daran, daß ich es mir nicht genug wünschte oder darum betete, Herrin«, entgegnete Gwenhwyfar so aufgeregt, daß sie kaum wußte, was sie sagte. Sprach die alte Königin in beginnender Verwirrung des Geistes? Es war zu grausam, darüber zu scherzen. »Was… läßt Euch glauben… ich sei schwanger?«
    Igraine antwortete: »Ich vergaß, du hast das Gesicht nicht… es hat mich vor langer Zeit verlassen, und ich habe ihm schon lange abgeschworen. Aber wie ich sagte, in unbewachten Augenblicken überfällt es mich und hat mich noch nie getrogen.« Gwenhwyfar

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