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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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halten und mich nie mehr in Liebe und mit Verlangen ansehen…
    Obwohl Freude ihr Herz erfüllte, kam sie sich klein, freudlos und erniedrigt vor.
    Artus gab mir die Erlaubnis, und wir hätten einander haben können … wenigstens einmal. Und jetzt

nie… nie mehr… nie mehr…
    Gwenhwyfar legte die Hände vors Gesicht und weinte schweigend, ohne sich darum zu kümmern, daß die Äbtissin sie immer noch beobachtete.
    In dieser Nacht ging Igraines Atem so schwer, daß sie noch nicht einmal den Kopf zurücklegen konnte, um zu ruhen. Um überhaupt Luft zu bekommen, mußte sie aufrecht sitzen, von vielen Kissen gestützt. Trotzdem keuchte und hustete sie unentwegt. Die Äbtissin gab ihr einen Trank, der die Lunge reinigen sollte. Aber Igraine behauptete, er verursache ihr Übelkeit, und sie nahm nur einen einzigen Schluck.
    Gwenhwyfar saß neben ihr. Hin und wieder nickte sie ein, schreckte aber wieder hoch, sobald die Kranke sich rührte. Dann gab sie ihr einen Schluck Wasser oder schüttelte die Kissen auf, um Igraine etwas Erleichterung zu verschaffen. Im Zimmer brannte nur die kleine Lampe. Aber draußen schien hell der Mond. Die Nacht war so warm, daß die Tür zum Garten offenstand. Über allem lag das unaufhörliche, dumpfe Rauschen des Meeres, das hinter dem Garten gegen die Klippen schlug.
    »Seltsam«, murmelte Igraine irgendwann mit entrückter Stimme. »Ich hätte nie geglaubt, daß ich hierherkomme, um zu sterben… ich weiß noch, wie verängstigt ich war, wie einsam ich mich fühlte, als ich nach Tintagel kam. Ich glaubte, das Ende der Welt erreicht zu haben. Avalon war so heiter, so schön, so voller Blumen…«
    »Blumen gibt es auch hier«, sagte Gwenhwyfar.
    »Aber nicht solche Blumen wie in meiner Heimat«, entgegnete Igraine. »Hier ist alles so kahl, so felsig. Bist du einmal auf der Heiligen Insel gewesen, mein Kind?«
    »Ich bin im Konvent auf Ynis Witrin zur Schule gegangen, Herrin.«
    »Es ist schön auf der Insel… und als ich über die Heide hierher ritt, kam mir alles so hoch, so unfruchtbar und so verlassen vor… ich fürchtete mich sehr…« Igraine machte eine schwache Geste. Gwenhwyfar ergriff ihre Hand und stellte erschrocken fest, wie kalt sie war. »Du bist ein gutes Kind«, sagte Igraine. »Du bist so weit gereist, weil meine eigenen Kinder nicht kommen konnten. Ich weiß noch, wie du dich vor dem Reisen fürchtetest… und jetzt, wo du ein Kind unter dem Herzen trägst, kommst du die weite Strecke hierher.«
    Gwenhwyfar versuchte durch Reiben die eisigen Hände zu wärmen. »Ermüdet Euch nicht durch vieles Reden, Mutter.« Igraine gab einen leisen Laut von sich, der wie ein Lachen klang, aber er ging in ein Keuchen über.
    »Glaubst du, darauf kommt es jetzt noch an, Gwenhwyfar? Ich habe dir Unrecht getan… sogar am Tag deiner Hochzeit. Ich ging zu Taliesin und fragte ihn, ob es für Artus einen ehrenhaften Weg gibt, die Vermählung zu vermeiden.«
    »Ich… das wußte ich nicht. Warum?«
    Igraine schien zu zögern. Aber Gwenhwyfar war nicht sicher, denn vielleicht kämpfte die Kranke auch nur um Worte. »Ich weiß nicht… vielleicht glaubte ich, du würdest mit meinem Sohn nicht glücklich sein.« Ein erneuter schwerer Hustenanfall unterbrach sie, der kein Ende zu nehmen schien.
    Nachdem sich Igraine etwas beruhigt hatte, sagte Gwenhwyfar: »Ihr dürft jetzt nicht mehr sprechen, Mutter… Wünscht Ihr, daß ich einen Priester hole?«
    »Zur Hölle mit allen Priestern«, entgegnete Igraine aufgebracht. »Ich will keinen um mich haben… oh, sieh mich doch nicht so entsetzt an, mein Kind!« Sie lag einen Augenblick lang still. »Du hast geglaubt, ich sei fromm, weil ich meine letzten Jahre im Kloster verbrachte. Aber wohin hätte ich denn gehen sollen? Viviane hätte mich zwar in Avalon aufgenommen, aber ich konnte nicht vergessen, daß sie mich mit Gorlois verheiratet hat… Hinter den Gartenmauern liegt wie ein Gefängnis Tintagel… Und es war wahrhaftig ein Gefängnis für mich. Und doch war es der einzige Platz, den ich mein eigen nennen konnte. Ich hatte das Gefühl, nach alldem, was ich dort erdulden mußte, diesen Platz verdient zu haben…« Nach einem weiteren langen stillen Ringen nach Luft sagte sie: »Ich wünschte, Morgaine wäre gekommen… sie hat das Gesicht. Sie hätte wissen sollen, daß ich sterbe…«
    Gwenhwyfar sah die Tränen in ihren Augen. Sanft rieb sie die eisigen Hände, die sich jetzt wie harte, kalte Klauen anfühlten, und erwiderte sanft:

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