Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
nicht sprechen. In ihre Trauer mischte sich Entsetzen. Denn nun wußte sie, daß sie diese Welt länger als geahnt verlassen hatte… Kevin hatte gesagt:
Im Frühling vor einem Jahr.
Also war mehr als ein Frühling vergangen, während sie im Land der Feen weilte. Damals, als sie Artus' Hof im Sommer verließ, war Igraine noch nicht einmal kränkelnd gewesen! Ihr Aufenthalt in dem Zauberreich war nicht eine Frage von Monaten, sondern von einigen Jahren. Aber wieviele Jahre? Konnte sie es Kevin entlocken, ohne zu enthüllen, woher sie kam?
    »In der Satteltasche ist Wein, Morgaine… aber Ihr müßt ihn selbst holen… mir fällt das Gehen immer schwerer. Ihr seht mager und blaß aus. Seid Ihr auch hungrig? Wie kommt es, daß ich Euch auf dieser Straße finde und in einem Aufzug wie…«, Kevin hob mißbilligend die Augenbrauen, »… wie die ärmste Bettlerin?«
    Morgaine überlegte fieberhaft, was sie antworten konnte. »Ich habe… in Einsamkeit und fern der Welt gelebt. Ich weiß nicht, wie lange es her ist, daß ich keinen Menschen mehr gesehen oder gesprochen habe. Ich kümmerte mich noch nicht einmal um den Wechsel der Jahreszeiten.« Und das stimmte auch, denn die Leute im Feenreich waren ganz sicher keine Menschen.
    »Ich glaube es wohl«, erwiderte Kevin. »Ich könnte mir vorstellen, daß Ihr sogar nichts von der großen Schlacht gehört habt…«
    »Ich sehe, daß das Land verwüstet ist.«
    »Oh,
das
geschah vor drei Jahren«, sagte Kevin, und Morgaine erschrak. »Ein Teil der Bündnistruppen brach den Treueschwur und zog plündernd und brennend durch das Land. Artus erhielt in der Schlacht eine große Wunde und lag ein halbes Jahr siech im Bett.« Er sah Morgaines verstörtes Gesicht und deutete ihre Besorgnis falsch. »Oh, inzwischen geht es ihm wieder gut. Aber damals konnte er noch nicht einmal mehr gehen… ich glaube, ihm fehlten Eure Heilkünste, Morgaine. Dann führte Gawain Lots Männer aus dem Norden herunter, und wir hatten drei Jahre lang Frieden. Im vergangenen Sommer kam es zur großen Schlacht am Berg Badon… Lot kam dabei ums Leben… ja,
das
war ein Sieg, von dem die Barden noch hundert Jahre lang singen werden«, erzählte Kevin. »Ich glaube nicht, daß im ganzen Land von Cornwall bis Lothian noch ein Sachsenhäuptling am Leben ist… außer denen, die Artus als ihren König anerkennen. So etwas hat es seit den Tagen der Cäsaren nicht mehr gegeben. Jetzt herrscht im ganzen Land Frieden, und das ist Artus' Werk.«
    Morgaine war aufgestanden und zu den Satteltaschen gegangen. Sie fand die Flasche mit dem Wein, und Kevin bat: »Bringt auch das Brot und den Käse. Es ist beinahe Mittag, und ich will hier mit Euch essen.« Sie bediente ihn und öffnete ihren Lederbeutel mit dem kalten Hühnerfleisch. Sie bot ihm etwas an, aber er schüttelte den Kopf.
    »Danke, ich esse kein Fleisch. Meine Gelübde verbieten es… ich sehe mit Verwunderung, daß Ihr Fleisch eßt, eine Priesterin von Eurem Rang…«
    »Fleisch oder Hungern«, erwiderte Morgaine und berichtete ihm, wie sie zu dem Huhn gekommen war. »Aber ich habe mich nicht mehr an das Gebot gehalten, seid ich Avalon verließ. Ich esse, was man mir vorsetzt.«
    »Ich sehe keinen großen Unterschied zwischen Fleisch, Fisch oder Getreide«, sagte Kevin. »Aber die Christen sind sehr streng mit dem Fasten… zumindest Patricius, der jetzt Artus' Bischof ist. Die Brüder, die früher mit uns in Avalon lebten, erwähnen immer wieder das Wort des Christus, der sagte: ›Der Mensch wird nicht unrein durch das, was in seinen Mund kommt, sondern durch das, was aus seinem Mund kommt. Deshalb sollen die Menschen demütig alles essen, was Gott ihnen schenkt. ‹ Auch von Taliesin habe ich das gehört. Aber ich… Ihr wißt, daß auf einer bestimmten Ebene der Mysterien die Nahrung eine große Wirkung auf den Geist hat… ich wage zur Zeit nicht, Fleisch zu essen, denn ich werde davon betrunkener als von zuviel Wein!«
    Morgaine nickte. Sie hatte selbst diese Erfahrung gemacht. Wenn sie die heiligen Kräuter trank, konnte sie außer ein wenig Brot und Früchten nichts weiter zu sich nehmen. Selbst Käse oder gekochte Linsen waren zu schwer und verursachten ihr Übelkeit.
    »Aber wohin geht Ihr jetzt, Morgaine?« Als sie es ihm sagte, starrte er sie an, als habe sie den Verstand verloren. »Nach Caerleon? Wieso? Dort ist… oder wißt Ihr es nicht, obwohl ich das kaum glauben kann… Artus gab Caerleon einem seiner Ritter als Auszeichnung für seine

Weitere Kostenlose Bücher