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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Lebt meine Mutter jetzt in Avalon?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Morgause stirnrunzelnd – wieder einmal hatte ihr früh gereifter Pflegesohn sie dazu gebracht, mit ihm zu reden wie mit einem Erwachsenen, und das geschah inzwischen immer häufiger. Nachdem Lot nicht mehr da war, gab es nur noch Gwydion, mit dem sie von Zeit zu Zeit ernsthafte Gespräche führen konnte! O ja, Lochlann war nachts im Bett Manns genug, aber er hatte ihr nicht mehr zu sagen als ein Schafhirt oder eine Küchenmagd!
    »Du mußt mich jetzt verlassen, mein kleiner Sonnenschein. Ich will mich ankleiden…« »Warum soll denn ich gehen?« fragte er. »Ich weiß sehr gut, wie du aussiehst, seit ich fünf bin.«
    »Aber jetzt bist du älter«, entgegnete Morgause mit dem vertrauten Gefühl der Hilflosigkeit. »Es schickt sich nicht, daß du hier bist, während ich mich anziehe.«
    »Kümmerst du dich etwa darum, was sich schickt, Ziehmutter?« fragte der Knabe aufrichtig erstaunt, während sein Blick auf der Mulde im Kissen neben ihr ruhte, wo Lochlann gelegen hatte. In Morgause stieg plötzlicher Ärger und Verdruß auf – er konnte sie wie ein erwachsener Mann oder ein Druide mit solchen Worten völlig verwirren!
    »Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig, Gwydion!« erwiderte sie scharf.
    »Habe ich denn gesagt, du mußt?« Aus seinen Augen sprach nichts als verletzte Unschuld. »Aber wenn ich älter bin, muß ich doch schließlich auch mehr über Frauen wissen… oder? Ich möchte bleiben und mich mit dir unterhalten.«
    »O bleibe, bleibe, wenn du willst«, sagte sie. »Aber dreh dich um. Ich möchte nicht, daß du mich anstarrst, Ritter Frechdachs.«
    Gehorsam wandte Gwydion ihr den Rücken zu, aber als sie sich erhob und ihrer Kammerfrau winkte, damit sie ihr das Gewand brachte, sagte er: »Nein, zieh das blaue Gewand an, das neue, und deinen gelben Umhang.«
    »Jetzt willst du mir auch noch vorschreiben, was ich tragen soll? Was soll das? Was soll das alles?«
    »Ich sehe dich gerne als Dame und als Königin«, versuchte er Morgause zu überreden. »Und sage deinen Frauen, sie sollen dir die Haare mit dem Goldband hochstecken, Ziehmutter. Bitte… mir zuliebe.«
    »Warum soll ich mich so festlich kleiden, wie zum Mittsommernachtsfest? Und dann setze ich mich in meinem besten Gewand an den Webstuhl… meine Frauen werden mich auslachen!«
    »Laß sie lachen«, bettelte Gwydion. »Tu es mir zuliebe. Trag dein bestes Gewand. Wer weiß, was geschieht, ehe der Tag zur Neige geht. Vielleicht bist du noch froh darüber.«
    Lachend gab Morgause nach. »Nun gut, wie du willst… wenn du möchtest, daß ich mich wie für ein Fest kleide, soll es so sein… dann feiern wir eben unser eigenes Fest. Ich vermute, in der Küche sollte man für dieses Fest – und dich – Honigkuchen backen…«
    Schließlich ist er doch nur ein Kind,
dachte Morgause,
und will sich auf diesem Weg Süßigkeiten erbetteln. Aber er brachte mir frische Beeren, warum also nicht?
    »Soll ich zum Abendessen Honigkuchen backen lassen, Gwydion?» Der Knabe drehte sich um. Ihr Mieder war noch nicht geschnürt, und sie spürte, wie seine Augen einen Augenblick lang auf ihren weißen Brüsten ruhten.
Er ist doch kein Kind mehr.
Aber Gwydion antwortete: »Ich freue mich immer über Honigkuchen. Vielleicht sollten wir auch Fisch zum Abendessen haben.«
    »Wenn es Fisch geben soll«, erklärte sie, »mußt du dich noch einmal umziehen und selbst angeln gehen. Die Männer müssen alle auf die Felder.«
    Er entgegnete schnell: »Ich werde Lochlann bitten… es wird ein Feiertag für ihn sein. Er verdient ihn doch, Ziehmutter. Du bist mit ihm zufrieden… oder nicht?«
    Soweit kommt es noch,
dachte Morgause.
Ich werde doch vor diesem kleinen Kerl nicht rot werden!
    »Wenn du Lochlann zum Fischen schicken willst, Sonnenschein, bitte. Wir können vermutlich heute auf ihn verzichten.«
    Morgause überlegte, was wirklich in Gwydion vorging, wenn er seine Festtagstunika trug und darauf bestand, daß sie ihr bestes Gewand anzog und ein gutes Abendessen vorbereiten ließ. Sie rief die Schaffnerin und sagte: »Unser junger Herr möchte heute Honigkuchen essen. Also sorge dafür, daß er ihn bekommt.«
    »Er wird seinen Kuchen haben«, erwiderte die Frau mit einem nachsichtigen Lächeln. »Seht doch sein süßes Gesicht… wie ein kleiner Engel.«
    Engel, das ganz bestimmt nicht,
dachte Morgause. Aber sie wies die Kammerfrau an, ihr das Goldband in die Haare zu flechten und sie

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