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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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durch die heiligen Bande der Verwandtschaft mit Viviane verbunden. »Seid gegrüßt, edler Balin.«
    Der Angesprochene runzelte die Stirn, besann sich aber dann doch auf höfisches Benehmen. Er trug einen abgetragenen und ausgefransten Mantel. Offensichtlich kam er von weit her und hatte keine Zeit gefunden, sich umzukleiden.
    »Besucht Ihr die Messe, Lady Morgaine? Habt Ihr den Teufeln von Avalon abgeschworen und den sündigen Ort verlassen? Betet Ihr jetzt zu unserem Herrn und Erlöser Jesus Christus, Herrin?«
    Morgaine empfand die Frage als Beleidigung, ließ sich aber nichts anmerken. Mit einem zurückhaltenden Lächeln antwortete sie: »Ich gehe zur Messe, um zu erleben, wie unser Vetter Gareth zum Ritter geschlagen wird.« Wie erhofft brachte das Balin auf andere Gedanken.
    »Er ist Gawains kleiner Bruder. Balan und ich kennen ihn nicht so gut wie die anderen Söhne Lots«, sagte er. »Ich kann ihn mir nur schwer als Mann vorstellen. Für mich ist er immer noch der kleine Junge, der an König Artus' Hochzeit die Pferde scheu machte, und Galahad hat sich dabei beinahe zu Tode gestürzt.« Morgaine erinnerte sich, daß dies Lancelots richtiger Name war… zweifellos war der fromme Balin zu stolz, einen anderen zu benutzen. verbeugte sich und ging vor ihr in die Kirche. Morgaine und Gwenhwyfar folgten ihm, und sie sah ihm stirnrunzelnd nach. Ein blinder Eifer stand in Balins Augen; erleichtert dachte Morgaine:
Wie gut, daß Viviane nicht hier ist!
Obwohl die Söhne der Herrin – Lancelot und Balan – sicher jeden Streit verhindert hätten.
    Man hatte die Kirche mit Blumen geschmückt, und auch die Menschen in ihren leuchtend bunten Festgewändern wirkten wie Blumensträuße. Gareth trug ein weißes Leinengewand, und Lancelot in seiner roten Tunika kniete schön und ernst an seiner Seite. Der Blonde und der Dunkle, das Weiß und das Rot, dachte Morgaine, und ihr drängte sich sofort ein anderer Vergleich auf: Der glückliche und unschuldige Gareth, der sich über die Weihe freute, und an seiner Seite der traurige, gequälte Lancelot. Doch der Ritter hörte andächtig dem Priester zu, der die Pfingstgeschichte verlas, und schien nicht mehr der zerrissene Mann zu sein, der ihr sein übervolles Herz ausgeschüttet hatte.
    »… und als der Tag des Pfingstfestes gekommen war, versammelten sie sich alle an einem Ort. Und plötzlich kam vorn Himmel ein Brausen, wie wenn ein gewaltiger Wind daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen Zungen wie Feuer, die sich zerteilten und sich auf jeden unter ihnen setzten. Und sie wurden alle vom Heiligen Geist erfüllt und fingen an, in anderen Zungen zu reden, wie der Geist es ihnen eingab. In Jerusalem aber wohnten Juden, gottesfürchtige Männer aus jedem Volk unter dem Himmel. Als aber dieses Getöse sich erhob, lief die Menge zusammen, und die Männer hörten verwirrt, wie jeder in seiner eigenen Sprache redete. Da staunten sie alle, verwunderten sich und sagten, ›Seht doch, sind nicht alle, die hier predigen, Galiläer? Und wie kommt es, daß jeder von uns sie in seiner eigenen Sprache hört? Parther und Meder, Elamiten und Männer aus Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, Ponrus und Asien, Phrygien und Pamphylien, Besucher aus Rom, Juden, Kreter und Araber… wir hören sie in unseren Zungen von den großen Taten Gottes sprechen. ‹ Die Männer aber waren ratlos, und einer sagte zum anderen, ›Was soll das bedeuten?‹ Andere aber sagten spottend, ›Diese Männer haben zuviel von dem neuen Wein getrunken, und es ist noch früh am Tag.‹ Da erhob der Apostel Petrus die Stimme und sagte zu ihnen, Männer von Judäa, und alle, die ihr mir zuhört.
    Diese Männer hier sind nicht trunken, wie ihr glaubt, denn es ist erst um die dritte Stunde des Tages, sondern hier erfüllt sich das Wort des Propheten Joel: Und es wird geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, da werde ich ausgießen von meinem Geist über alles Fleisch, eure Töchter werden weissagen, und eure Jünglinge werden Gesichte sehen, eure Greise aber werden Träume träumen. ‹«
    Morgaine kniete ruhig an ihrem Platz und dachte:
Das Gesicht kam über sie, und sie verstanden nicht, was sie sahen. Sie wollten es sicher auch nicht verstehen. Für sie war es nur der Beweis, daß ihr Gott größer ist als alle anderen Götter.
    Der Priester sprach inzwischen über die letzten Tage der Welt, und daß Gott die Gabe der Weissagung und der Prophezeiung ausgießen würde. Morgaine

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