Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
welken wir wie dieses Gras hier.« Er drehte sich auf dem Absatz um. »Ich will jetzt mit Gareth wachen, wie ich ihm versprochen habe… wenigstens er liebt mich in aller Unschuld wie ein jüngerer Bruder oder Sohn. Wenn ich ein Wort von dem glauben würde, was ihre Priester sagen, müßte ich mich fürchten, vor dem Altar zu knien, denn ich bin verdammt. Und doch… wie sehr wünsche ich, daß es einen Gott geben könnte, der mir vergeben würde und mich wissen ließe, daß mir vergeben ist…«
    Er wendete sich zum Gehen, aber Morgaine hielt ihn am bestickten Ärmel seiner Tunika zurück: »Warte! Was ist das für eine Wache in der Kirche? Ich wußte nicht, daß Artus' Ritter so fromm geworden sind.«
    »König Artus denkt noch oft an seine Krönung auf der Dracheninsel«, erklärte Lancelot. »Und er sagte einmal, die Römer mit ihren vielen Göttern und die Heiden hätten etwas, das über ihrem Leben steht. Wenn deshalb die Männer sich einer großen Sache verpflichten, dann sollte das im Gebet geschehen, im Bewußtsein der großen Bedeutung und in völliger Hingabe. Er sprach darüber mit den Priestern, und sie erhoben es zu einem Ritual: Jeder neue Gefährte, der nicht in der Schlacht erprobt ist… in der er sich dem Tod stellen muß… jeder unerprobte Mann, der in die Tafelrunde aufgenommen wird, muß sich dieser Prüfung unterziehen. Er wacht und betet eine ganze Nacht lang neben seinen Waffen. Am Morgen vor der Messe beichtet er seine Sünden und wird losgesprochen, ehe er zum Ritter geschlagen wird.«
    »Oh, es ist eine Art Initiation in die Mysterien, die Artus im Sinn hat. Aber er kann keine Mysterien schaffen. Er hat kein Recht, die Mysterien auf einen anderen Glauben zu übertragen, oder Einweihungsriten zu erfinden, und das alles im Namen ihres christlichen Gottes. Bei der Großen Mutter: werden sie sogar die Mysterien übernehmen?«
    Lancelot verteidigte Artus: »Er besprach das auch mit Taliesin, der seine Zustimmung gab.« Morgaine war fassungslos – einer der höchsten Druiden gab die Mysterien preis! Doch wie Taliesin erzählte, hatte es einmal eine Zeit gegeben, in der Druiden und Christen gemeinsam Gott verehrten…
    »Wichtig ist, was in der Seele des Mannes vorgeht, ganz gleich, ob er Christ, Heide oder Druide ist«, fügte Lancelot hinzu. »Wenn Gareth sich dem Mysterium in seinem Herzen stellt, dadurch seine Seele reinigt und ein besserer Mensch wird… ist es dann wichtig, durch wen es geschieht, durch die Göttin, durch Christus oder den Namen, den der Druide nicht ausspricht… oder durch das Gute, das in ihm selbst liegt?«
    »Du redest schon wie Taliesin!« sagte Morgaine ärgerlich.
    »Ja, ich kenne seine Worte.« Lancelots Mund verzog sich grimmig vor Bitterkeit. »Wollte Gott… irgendein Gott… es gäbe etwas in meinem Herzen, an das ich glauben könnte oder das mir Trost spendet!«
    Morgaine konnte nur erwidern: »Das hoffe ich auch, Vetter. Ich will für dich beten.« »Aber zu wem?« fragte der Ritter. Er ging davon und ließ Morgaine tief betrübt zurück.
    Sie hatte eigentlich vorgehabt, in dieser Nacht das Bett mit Kevin zu teilen; er wollte daraus ein Geheimnis machen, sie schämte sich nicht und wäre offen zu ihm gekommen. Aber er sagte: »Ich möchte nicht, daß jemand über dich redet, Morgaine, oder glaubt, daß du Mitleid mit einem armen Krüppel hast.« Er hatte es mehr als einmal wiederholt. Aber wenn sie bei ihm lag, vergaß sie seinen entstellten Körper. Kevin war sanft, einfühlsam und voller Phantasie. Morgaine dachte, es müsse jeder Frau Freude bereiten, mit ihm zu schlafen. Doch Kevin schien nicht daran zu glauben.
    Jetzt empfand sie es als wohltuend, daß wenigstens ein Mann Gefallen an ihrem Körper fand, den Lancelot verschmähte. Ungeachtet dessen, was Lancelot gestanden hatte, wurde Morgaine den Verdacht nicht los, daß sie einfach nicht schön genug war, um ihm begehrenswert zu erscheinen. Sie war nicht so schön wie Gwenhwyfar – sie war klein und unansehnlich. Kevin begehrte sie, aber er hätte jede Frau geliebt, die ihn nicht zurückwies. Vielleicht glaubte er sogar, er verdiene keine bessere Frau als sie… Trotzdem sehnte Morgaine sich jetzt danach, daß ihr Körper so liebkost und gewürdigt wurde, wie Kevin es tat. Es war noch nicht Mitternacht. Sie sah die Lichter in der Kirche, wo Lancelot und Gareth wachten. Morgaine senkte den Kopf und erinnerte sich an die Nacht, in der auch sie Wache gehalten hatte. Ihre Hand glitt wie

Weitere Kostenlose Bücher