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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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erstarrte.
    »Du schuldest mir keinen Dank… es ist leichter, als sich selbst die Haare zu flechten«, entgegnete Morgaine. »Warte, die Nadel steckt noch nicht fest genug…« Königin Gwenhwyfar erstrahlte in ihrer ganzen Schönheit. Morgaine umarmte sie und preßte ihre Wange einen Augenblick an Gwenhwyfars Gesicht. Es schien zu genügen, einen Augenblick lang diese Schönheit zu berühren, als könne dadurch etwas von Gwenhwyfars Strahlen und ihrer Lieblichkeit auf sie abfärben. Dann fielen ihr Lancelots Worte wieder ein, und sie dachte:
Ich bin nicht besser als er. Auch ich habe alle möglichen seltsamen und widernatürlichen Begierden. Wer bin ich, um über andere zu urteilen?
Sie beneidete die glücklich lachende Königin, die Elaine nun anwies, in den Truhen Pokale für die Gewinner der Spiele zu suchen. Gwenhwyfar war einfach und offen – solche dunklen Gedanken quälten
sie
nie.
    Gwenhwyfars Kümmernisse waren grob gewirkt,
es
waren die Sorgen und Ängste einer Frau, die nur an das Wohlergehen ihres Mannes dachte und unter ihrer Unfruchtbarkeit litt – trotz der Wirkung des Zaubers gab es keine Anzeichen für eine Schwangerschaft.
    Wenn ein Mann mit ihr kein Kind zeugen konnte, wird es zweien vermutlich auch nicht gelingen,
dachte Morgaine boshaft.
    Gwenhwyfar fragte lächelnd: »Sollen wir hinuntergehen? Ich habe die Gäste noch nicht begrüßt… König Uriens von Nordwales hat seinen erwachsenen Sohn mitgebracht. Wie würde es dir gefallen, Königin von Wales zu sein, Morgaine? Wie ich gehört habe, will Uriens den König um eine Gemahlin bitten…«
    Morgaine erwiderte lachend: »Du glaubst wohl, ich sei eine geeignete Königin für ihn, da ich ihm wahrscheinlich keinen Sohn mehr schenken würde, der Avalloch den Thron streitig machen kann?«
    »Es ist wahr, du bist für ein erstes Kind schon zu alt«, sagte Gwenhwyfar, »und trotzdem hoffe auch ich noch, meinem Herrn und König einen Thronerben zu schenken.«
    Gwenhwyfar wußte nicht, daß Morgaine ein Kind hatte, und sie sollte es auch nie erfahren… aber etwas ärgerte Morgaine.
Artus sollte erfahren, daß er einen Sohn hat. Er gibt sich die Schuld daran, daß Gwenhwyfar kein Kind bekommt
… er
sollte es wissen, damit er sich nicht länger mit Vorwürfen plagt. Und wenn Gwenhwyfar ihm tatsächlich keinen Erben schenken sollte, dann hat der König wenigstens einen Sohn. Wer muß schon erfahren, daß es der Sohn seiner Schwester ist? Und in Gwydion fließt das königliche Blut von Avalon. Er ist schon so alt, daß man ihn nach Avalon geholt hat und ihn zum Druiden macht. Ich hätte wirklich schon vor langer Zeit nach Lothian reisen sollen, um meinen Sohn wenigstens einmal zu sehen …
    »Hört!«, rief Elaine, »die Trompeten blasen unten im Hof… ein hoher Gast ist angekommen. Wir müssen uns beeilen. Die Messe beginnt bald.«
    »Und Gareth wird zum Ritter geschlagen«, ergänzte Gwenhwyfar. »Wie schade, daß Lot nicht mehr erlebt, wie sein jüngster Sohn in die Tafelrunde aufgenommen wird…«
    Morgaine erwiderte achselzuckend: »Er fühlte sich in Artus' Gesellschaft nie sonderlich wohl, und der Großkönig in seiner auch nicht.«
    Also wird Lancelots Schützling heute zum Ritter geschlagen,
dachte Morgaine. Dann fiel ihr wieder ein, was Lancelot ihr über beider Nachtwache gesagt hatte… eine Verspottung der Mysterien!
Ist es meine Aufgabe, mit Artus über seine Pflichten Avalon gegenüber zu sprechen? Er kämpfte am Berg Badon unter dem Banner der Jungfrau. Er schob das Drachenbanner beiseite, und jetzt hat er eines der höheren Mysterien den christlichen Priestern überantwortet. Ich muß mich mit Taliesin beraten…
    »Wir sollten gehen«, verkündete Gwenhwyfar und band sich Beutel und Schlüssel um die Hüfte. Mit ihren geflochtenen, aufgesteckten Haaren und in dem safranfarbenen gelben Gewand wirkte sie majestätisch und hoheitsvoll. Elaine trug ein grünes Gewand und Morgaine ihr rotes. Sie schritten zu dritt über die Treppe nach unten und traten zu der Gesellschaft vor der Kirche. Gawain begrüßte Morgaine und verneigte sich tief vor der Königin. Hinter ihm entdeckte Morgaine ein bekanntes Gesicht. Stirnrunzelnd überlegte sie, woher sie diesen Ritter kannte: ein großer, stämmiger Mann mit einem Bart. Er war beinahe so blond wie ein Sachse oder ein Mann aus dem Norden.
    Dann erinnerte sie sich. Es war Balans Ziehbruder Balin. Sie nickte ihm kühl zu. Er war ein dummer und engstirniger Tölpel, aber als Balans Ziehbruder war er

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