Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
einer Herausforderung ausgewichen.« Artus wandte sich nach Gwydion um, der aus dem Wald trat. »So«, sagte er, »Ihr seid es, Mordred. Ich habe nie ganz glauben wollen, daß Ihr Euch gegen mich erhebt. Aber jetzt sehe ich es mit eigenen Augen. Ich glaubte, man versuchte, meinen Mut zu untergraben, als man mich vor dem Schlimmsten warnte. Was habe ich getan? Warum seid Ihr mein Feind geworden? Warum, mein Sohn?«
    »Glaubt Ihr wirklich, ich sei je etwas anderes gewesen, mein Vater?« Er sprach das Wort ›Vater‹ mit größter Bitterkeit aus. »Wozu bin ich gezeugt und geboren worden, wenn nicht für diesen Augenblick, in dem ich Euch wegen einer Sache herausfordere, die nichts mehr mit dieser Welt zu tun hat? Ich weiß nicht einmal mehr, weshalb ich Euch herausfordern muß… nur daß außer diesem Haß in meinem Leben nichts mehr übrig ist.«
    Artus erwiderte ruhig: »Ich weiß, Morgaine haßte mich… aber ich wußte nicht, daß sie mich so sehr haßte. Mußt du ihr selbst darin zu Willen sein, Gwydion?«
    »Glaubst du, ich würde ihren Willen erfüllen, du Narr?« antwortete Gwydion höhnisch. »Wenn ich wüßte, daß ich Morgaines Willen erfülle, dann wäre das für mich der einzige Grund, dich zu schonen. Wenn ich wüßte, daß sie dich stürzen möchte… ich weiß nicht, ob ich dich oder sie mehr hasse…«
    Ich drang in ihren Traum, in ihre Vision, oder was auch immer es war, ein und stand am Seeufer. In den Gewändern einer Priesterin stand ich zwischen den beiden Gegnern.
    »Muß es sein? Ich fordere euch beide im Namen der Göttin auf, euren Zwist beizulegen. Ich habe mich an dir versündigt, Artus, und an dir, Gwydion. Aber euer Haß gilt mir. Ihr dürft euch nicht hassen, und ich bitte euch im Namen der Göttin…«
    »Was ist mir die Göttin?« Artus umklammerte Excaliburs Griff fester. »Ich habe die Göttin immer in dir gesehen. Aber du hast dich von mir abgewandt. Und als mich die Göttin zurückstieß, suchte ich mir einen anderen Gott…«
    Gwydion sah mich verächtlich an und sagte: »Ich brauchte nicht die Göttin, sondern die Frau, die meine Mutter war. Und du hast mich einer überlassen, die weder eine Göttin noch einen Gott fürchtet.«
    Ich wollte rufen: »Mir blieb keine Wahl! Es war nicht meine Entscheidung… «, aber sie gingen mit ihren Schwertern aufeinander los, stürmten durch mich hindurch, als sei ich Luft. Ich glaubte, von beiden Schwertern durchbohrt zu werden… ich war wieder in Avalon und starrte voll Entsetzen in den Spiegel… wo ich nichts sah, nichts, außer dem Blut, das sich in dem Heiligen Wasser ausbreitete. Mein Mund war trocken, mein Herz klopfte, als wollte es ein Loch durch die Mauern meiner Brust schlagen, und der Geschmack von Untergang und Tod lag bitter auf meinen Lippen. Ich hatte versagt, versagt, versagt! Ich hatte die Göttin verraten, wenn es tatsächlich außer mir eine Göttin gab. Ich hatte Avalon verraten, Artus verraten; ich hatte Bruder, Sohn und den Geliebten verraten… und alles, was ich zu erreichen versuchte, lag in Trümmern.
    Dort, wo bald die Sonne aufgehen würde, verblaßte der Himmel und färbte sich rot. Ich wußte, daß jenseits der kalten, grauen Nebel von Avalon sich Artus und Gwydion an diesem Tag irgendwo zum letzten Mal begegnen würden. Ich ging hinunter ans Ufer, um die Barke zu rufen. Plötzlich schien das Kleine Volk mich zu umgeben. Ich schritt zwischen ihnen als die Priesterin dahin, die ich gewesen war.
    Ich stand allein in der Barke, und doch wußte ich, daß andere mit mir dort standen: Gekrönte Gestalten in dunklen Gewändern – Morgaine, die Jungfrau, sie hatte Artus zu den Hirschen geschickt, um den Hirschkönig herauszufordern; Morgaine, die Mutter, ihr Leib war bei Gwydions Geburt aufgerissen; die Königin von Nordwales, sie hatte die Sonnenfinsternis gerufen, um Accolons Zorn gegen Artus zu entfachen; und die Dunkle Königin der Feen… oder stand die Todesbotin an meiner Seite? Als die Barke sich dem Ufer näherte, hörte ich einen seiner Männer rufen: »Seht… seht dort die Barke mit den vier Königinnen in der aufgehenden Sonne… die Feenbarke von Avalon…«
    Dort lag er mit blutverklebten Haaren… mein Gwydion, mein Geliebter, mein Sohn… und zu seinen Füßen lag der tote Gwydion, mein Sohn… das Kind, das ich nie kennenlernte. Ich beugte mich über ihn und breitete meinen Schleier über sein Gesicht. Ich wußte, das Ende einer Zeit war gekommen. In der Vergangenheit hatte der junge Hirsch den

Weitere Kostenlose Bücher