Avalons böse Schwestern
und waren zu dem Ergebnis gelangt, daß sie sich nur darauf verlassen konnten. Die Schlange war wichtig, sie gab ihnen Schutz, sie sorgte für die große böse Macht, auf die sie sich verlassen konnten.
Und mit der Kraft der Schlange hatten sie sich auf den Weg gemacht.
Diese Kraft hatte ihnen Flügel gegeben, sie konnten sich schnell bewegen, und sie hielten immer wieder den Kontakt miteinander, so daß sie zur selben Zeit am Ziel eintreffen würden.
Glastonbury ahnte nichts. Der Ort lag unter dem immerwährenden Dunst, ohne sich seiner Geschichte bewußt zu sein. Er hatte sich damit abgefunden, Mittelpunkt zu sein, aber sämtliche Geheimnisse und Rätsel konnten nicht gelöst werden.
Sie erreichten Glastonbury noch vor Einbruch der Dämmerung.
Yodana, die Blonde mit dem roten Kleid, kam aus dem Norden.
Damana, die Häßliche unter ihnen, erreichte Glastonbury aus südlicher Richtung.
Rogetta traf aus dem Osten ein.
Verhangen wirkten die Mauern der alten Abtei. Die noch stehenden Außenwände schimmerten bleich wie Gebein. Hohe Fensteröffnungen sahen aus wie riesige, verfremdete Augen. Um die Abtei herum bedeckten Steine den Boden. Manche von ihnen glichen schon Felsblöcken, als hätten Riesen damit gespielt und sie vergessen.
Der grasbedeckte Boden der klösterlichen Umgebung schimmerte in einem saftigen Grün. Wasser gab es genug. Der Boden wirkte wie ein immenser Speicher, zudem befand sich die alte Abtei inmitten einer sumpfigen Gegend, und selbst in heißen Sommern blieb die Feuchtigkeit. Deshalb trieben auch sehr oft die blassen Dunstschwaden durch den Ort und dessen Umgebung.
Yodana erreichte den Ort als erste.
Sie bewegte sich an den flachen Ruinen vorbei, auf das Hauptgebäude zu, dessen Außenmauern zumindest an der Westseite noch vorhanden waren. Auch Reste eines Kirchturms ragten in die Höhe. Er sah erbarmungswürdig aus. Die Spitze wirkte, als wäre sie an verschiedenen Stellen ungleichmäßig abgeschlagen worden.
Ein Lächeln glitt über Yodanas Lippen. Sie spürte so etwas wie ein heimatliches Gefühl, aber sie merkte auch, daß ihre Kräfte zugenommen hatten. Wie ein nie versiegender Strom glitten sie durch ihren Körper, so daß sich Yodana fühlte, als könnte sie jeden Augenblick davonfliegen.
Ja, sie war stark, viel stärker als früher, als der Zauberer Merlin sie und die beiden anderen verbannt hatte.
Zur großen Ruine der Abtei führte eine grüne Grasböschung hoch. Die Reste selbst standen auf sehr hartem Gestein. Durch das größte Fenster – es war vielleicht mal ein Tor gewesen – schritt sie in die Ruine hinein.
In der Mitte blieb Yodana stehen.
Sie nahm die Eindrücke auf wie ein trockener Schwamm das Wasser.
Obwohl vieles zerstört war und der Wind durch die großen Öffnungen pfeifen konnte, spürte sie doch ein Gefühl der Heimat. Sie hatte das Ziel endlich erreicht, sie sah den Dunst an wie die Boten aus dem Geisterreich, die sie beschützen wollten.
Es war ein gutes Gefühl, endlich an dem Ort zu stehen, von dem sie so lange geträumt hatte.
Fehlten noch die anderen.
Sie würden nicht mehr lange auf sich warten lassen, denn Yodana spürte ihre Gedanken bereits wie kleine, scharfe Stiche in ihrem Hirn.
Sie waren nicht mehr weit entfernt, sie grüßten bereits und freuten sich ebenfalls auf das große Ziel.
Yodana wartete in der Mitte. Sie hielt die Augen geschlossen. Sie konnte wieder fühlen, in ihrem Körper steckte die Erregung. Am liebsten hätte sie sich in die Lüfte erhoben und wäre über die Abtei hinweggeflogen.
Gedanken durchwirbelten ihren Kopf, die nicht mehr lange als solche existent blieben, denn aus ihnen wurden Stimmen, und sie hörte, wie ihr Name gerufen wurde. Yodana drehte sich um.
An zwei verschiedenen Eingängen hielten sich Damana und Rogetta auf.
Sie bewegten sich nicht und schauten zum Mittelpunkt hin, wo Yodana sie anlächelte.
Die rothaarige Rogetta strömte noch immer eine kaum beschreibbare Wildheit aus. Sie hielt ihre Waffe wie ein Speer in der Hand, jeden Augenblick bereit, ihn auf einen Feind zu schleudern.
Den aber gab es nicht.
Sie waren unter sich, und Damana, die häßliche Person unter den dreien, schlich vor. Das Gesicht hatte den maskenhaften Ausdruck noch immer nicht verloren. Die Augen standen weit offen und waren starr. Sie glotzten Yodana kalt an, während aus ihrem Mund zischende Laute drangen. Das dichte Haar sah aus, als würde es aus schwarzen Hammen bestehen, die irgendwann einmal vergessen hatten zu
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