Avalons böse Schwestern
lodern und deshalb erstarrt waren. Die Brüste unter dem dünnen Stoff sahen aus wie halbrunde schwere Steine, und als sie über die Lippen leckte, war die Zunge nicht mehr als ein grauer Lappen.
Yodana winkte ihnen zu.
Nicht daß sie direkt zu einer Anführerin gewählt worden wäre, aber die beiden anderen hatten sie als eine solche akzeptiert. Deshalb zögerten sie auch nicht, sich ihr zu nähern und dicht neben ihr stehenzubleiben.
Sie waren bereit, den Kreis zu bilden. Dabei mußten sie sich gegenseitig anfassen, um die Kraft tanken zu können, die nötig war.
»Ich bin wieder da«, sagte Rogetta. Dabei grinste sie kalt und böse, als hätte sie vor, jemand zu quälen.
»Ich habe den Weg auch gefunden«, erklärte Damana. Ihre Stimme war dunkel. Manchmal hörte sie sich an, als würde sie geradewegs aus einer Gruft kommen.
»Wir haben es gewußt, Schwestern«, erklärte Yodana. »Wir haben es immer gewußt. Dieser Fluch konnte nicht ewig sein. Auch ein Zauberer wie Merlin ist nicht stärker als unser Beschützer. Wir haben mit dem Teufel Kontakt bekommen, wir gehen davon aus, daß wir ihn lieben, wir haben es ihm bewiesen, und er hat uns versprochen, uns auf dem Weg nach Avalon zur Seite zu stehen. Wir werden uns dort unsere Männer holen, und wir werden sie ihm zum Dank für seine Hilfe weihen. So hat unser Plan ausgesehen. Seid ihr bereit, ihn zu erfüllen? Wollt ihr euch endlich dankbar dafür zeigen, daß er euch seine Kraft gegeben hat?«
»Ich will es«, sagte die rothaarige Rogetta.
»Ich auch!« erklärte Damana.
»Dann gebt mir eure Hände!«
Die Frauen wußten Bescheid. Damana und Rogetta rammten ihre Lanzen in den Boden. Vor ihnen blieben sie stehen und waren sehr bald Mittelpunkt eines Kreises, den die drei Frauen gebildet hatten.
So warteten sie ab.
Sie taten noch nichts, denn sie genossen es zunächst, sich gegenseitig wieder berühren zu können. Für sie war damit der Fluch endgültig gebrochen.
»Wie lautete damals unser Schwur?« fragte Yodana.
Die Antwort erfolgte prompt. Damana und Rogetta gaben sie synchron.
»Keine Feindschaft zwischen uns.«
Die Sprecherin lächelte. »Ihr habt ihn behalten, das läßt uns alle hoffen.«
»Wir lieben die Schlange!« sagte Damana.
»Sie wird erscheinen.«
»Sie wird das Tor zu Avalon öffnen!« fügte Rogetta hinzu.
Es war genug gesagt worden. Vorbereitungen brauchten nicht mehr getroffen zu werden. Die drei Bräute hofften auf das Böse, auf die Unterstützung der Hölle, und sie schlossen gemeinsam die Augen, um sich nur darauf konzentrieren zu können. Niemand sollte sie ablenken.
Was sie vorhatten, war unbeschreiblich, es übertraf den Verstand eines normalen Menschen. Sie würden hier in Glastonbury eine Hölle entfachen, und so etwas konnte auch nur an einem Ort wie diesem geschehen, wo verschiedene Welten im Unsichtbaren aufeinandergeprallt waren. Sie konzentrierten sich.
Ihre Gedanken drehten sich um die Vergangenheit. Sie hielten die Augen geschlossen. Alles in ihrem Kopf drehte sich einzig und allein um das Böse.
Obwohl sie nicht darüber sprachen, merkten sie, daß ihnen der Teufel Gehör schenkte. Es war noch ein Geist, ein schwimmendes Etwas im Bereich der Gedanken, doch er erklärte ihnen, daß er eine Gestalt annehmen würde, um sie zu beschützen.
Er sprach von einer Urgestalt, die im Paradies schon die Menschen verführt hatte. Er würde als Schlange kommen, als Ungeheuer, als mordgierige verschlingende Bestie, und er würde jeden Gegner vernichten, der sich ihnen in den Weg stellte.
Sie zitterten. Das Versprechen des Teufels hatte sie durcheinandergebracht. Keine von ihnen hätte reden können, denn in ihnen steckte eine derartig starke Erwartung, daß ihnen die Kehlen regelrecht zugeschnürt wurden.
Noch zeigte sich die Schlange nicht, aber sie befand sich auf dem Weg zu ihnen. Sie kam näher und näher. Sie war letztendlich bereit, den Kreis zu durchbrechen, den sie gebildet hatte. Sie lebte in den tiefsten Tiefen der Hölle, in ihrer eigentlichen Heimat, aber sie würde hervorschnellen und sich in einer Welt umschauen, die für sie nicht gemacht war, die erst erobert werden mußte.
Ein Beobachter hätte nur mehr drei Frauen sehen können, die sich an den Händen hielten, denn nichts war von einer Botschaft des Bösen zu sehen oder zu spüren.
Aber der Boden zitterte plötzlich.
Jede der drei bemerkte es zur selben Zeit. Unter ihren Füßen tat sich etwas, da rumorte es, da bildete sich etwas hervor, als
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