Avalons böse Schwestern
Wallfahrtsstätte für Menschen, die sich auf dem esoterischen Trip befinden. Oft sitzen sie hier und meditieren, das ist ähnlich wie in Stonehenge. Nur ist Glastonbury nicht so berühmt geworden, zudem ist Stonehenge nicht allzu weit von hier entfernt. Die Einwohner hier sind froh, wenn sie in Ruhe gelassen werden.«
»Wäre ich auch, wenn ich hier leben müßte.« Wir waren auf die Haustür zugegangen, wo die alte Frau auf uns wartete. Ihr Gesicht zeigte einen besorgten Ausdruck. Bevor sie eine Frage stellen konnte, erklärte ich ihr, daß alles in Ordnung war.
»Dann wird der Pfarrer gesund?«
Ich lächelte. »Wissen Sie, er ist nicht richtig krank. Sie können ihn nicht als einen Kranken bezeichnen. Er ist nur im Moment ein wenig überarbeitet und braucht Ruhe.«
»Die kann er haben.«
»Ja, sorgen Sie dafür, Madame.«
»Wo gehen Sie jetzt hin?«
»Wir schauen uns ein wenig um.«
Sie schien Vertrauen zu uns gefaßt zu haben, was ihre nächste Frage bewies. »Der Pfarrer hat mich in einiges eingeweiht, Sie bestimmt auch.« Sehr schnell sprach sie weiter. »Er hat von der bösen Schlange gesprochen, die hier herrschen will. Werden Sie die Schlange stoppen?«
»Wir haben sie nicht einmal gesehen, meine Liebe.«
»Der Pfarrer hat sich bestimmt nicht geirrt. Er war an der alten Abtei.«
»Genau dort werden wir uns auch umschauen.«
»Gott sei mit Ihnen.«
Wir warteten, bis sich die Frau zurückgezogen hatte und verließen erst dann das Haus. »Müssen wir den Wagen nehmen?« fragte Suko.
»Es ist besser.«
»Dann fahr du. Ich kenne mich hier nicht so aus.« Er warf mir den Schlüssel zu, den ich auffing.
Nichts hatte sich seit unserer Ankunft verändert. Noch immer trieben Nebelschwaden durch Glastonbury. Sie brachten den scharfen Geruch mit, aber auch den von allmählich verfaulenden Pflanzen und altem Wasser.
Wir stiegen ein.
»Wie alt ist die Abtei?« fragte Suko.
Ich überlegte kurz. »Ziemlich alt. Romanik, aber sie ist zerstört. Ein Teil der Außenmauern steht noch, aber das wirst du gleich selbst zu sehen bekommen.«
»Darauf warte ich.«
***
Sie hatten sich nicht gesehen, aber sie wußten, daß sie existent waren.
Auf ungewöhnliche Art und Weise waren die drei Frauen miteinander verbunden, denn sie teilten das gleiche Schicksal. Sie waren Verfluchte, Ausgestoßene, Avalons böse Schwestern oder böse Bräute, und sie hatten es geschafft, den Fluch zu überwinden. Es war nicht bis in alle Ewigkeiten ausgesprochen worden, jetzt waren sie wieder da und hatten eine Welt verlassen, die im Nirgendwo lag.
Zwischen Zonen und Zeiten, eingefangen im Mahlstrom einer uralten Legende und Magie.
Yodana, Damana und auch Rogetta wußten voneinander. Sie hatten sich noch nicht gesehen, aber es gab den Strom der Informationen zwischen ihnen. Und es kümmerte sie nicht, wie weit die Entfernungen waren. Er lief auf einer völlig anderen Wellenlänge, um ihre Gehirne zu erreichen.
Auf telepathischem Weg befruchteten sie sich gegenseitig. Sie gaben sich Informationen, so wußte die eine immer, wo die beiden anderen sich aufhielten.
Sie beschrieben sich gegenseitig die Landschaften und Gegenden, die sie durchschritten, und sie »unterhielten« sich auch über die Veränderungen, die in den langen Jahrhunderten in ihrer Welt entstanden waren. Wenn eben möglich, umgingen sie diese, so daß sie immer von der Einsamkeit der Landschaft verschluckt wurden.
Und so kamen sie ihrem gemeinsamen Ziel näher und näher.
Glastonbury hieß der Ort, und in seiner Nähe würden sie das mächtige Tor finden, den Weg auf die Nebelinsel Avalon.
Dort wollten sie hin, denn nur dort konnten sie die Zeit wieder zurückdrehen.
Eine jede dachte an ihren Geliebten. Sie warteten darauf, den Rittern gegenüberzustehen, um sie noch einmal zu bitten, mit ihnen zu gehen.
Sie waren wild, sie waren bereit, den Kampf aufzunehmen, und sie würden sich so leicht nicht mehr vertreiben lassen. Sie hatten lange genug in der Verbannung existiert, jetzt war die Zeit reif, sie wieder zu verlassen.
Und sie hatten gelernt. Sie waren tatsächlich stärker geworden. Nichts erinnerte an damals, denn sie hatten tatsächlich das Böse kennengelernt und es auch fest in den Griff bekommen. Die monströse Schlange hatte sie des öfteren besucht. Sie war in die Welt ihrer Verbannung hineingekrochen, und sie hatten erlebt, daß der Teufel in einer Tiergestalt erscheinen konnte.
Die Kraft der Schlange!
Über sie hatten sie des öfteren nachgedacht
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