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Avalons böse Schwestern

Avalons böse Schwestern

Titel: Avalons böse Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zuckte er zusammen und drehte mühselig den Kopf.
    Er blickte sie an.
    »Hier bin ich.«
    »Danke, daß du gekommen bist, Anna.«
    Die Frau mit den tiefen Falten in der grauen Haut lächelte dünn. »Das ist doch selbstverständlich. Ich habe Ihren Ruf gehört. Womit kann ich Ihnen helfen?«
    Ingles überlegte eine Weile. »Nein«, sagte er dann. »Du kannst mir wohl nicht helfen. Keiner kann es möglicherweise.«
    »Warum sollte ich dann kommen?«
    »Eine gute Frage.« Er senkte den Blick und schaute auf seine Hände, die außerhalb des Lakens lagen. »Eine sehr gute Frage. Ich werde versuchen, sie dir zu beantworten.«
    »Ich möchte mich setzen.«
    »Bitte, gern.«
    Während Anna sich einen Stuhl heranholte, überlegte Ingles, wie er ihr das Problem verständlich machen sollte. Es war nicht einfach, weil seine Sorgen sich nicht konkret erfassen ließen. Sie waren einfach zu abstrakt und ungewöhnlich, und Anna, eine einfache Frau aus dem Volke, würde sie wohl kaum begreifen. Trotzdem brauchte er jemand, mit dem er reden konnte, denn sollte er nicht überleben, was er befürchtete, kam möglicherweise Anna davon und konnte seine Gedanken weitertragen.
    Er fing mit einer Frage an. »Die beiden Freunde aus London sind ja wohl gefahren, nicht wahr?«
    Anna nickte.
    »Das ist schlimm«, murmelte Ingles nach einem tiefen Atemzug. »Das ist sehr schlimm. Ich hätte sie gern in meiner Nähe gehabt, aber sie wollten unbedingt zum alten Kloster.«
    »Sie hätten es Ihnen sagen können.«
    »Natürlich, das hätte ich auch. Aber vor einigen Minuten oder einer Viertelstunde sah diese Welt noch anders aus. Zumindest für mich. Da hatte ich zwar über dieselben Dinge nachgedacht, sie aber trotz allem anders gesehen. Es hat sich etwas verändert. Beide werden ihr Ziel, die alte Abtei, zu spät erreichen, Anna, verstehst du das?«
    »Nein, noch nicht.«
    Der Pfarrer nickte vor sich hin. »Sie wollten das Böse stoppen, aber sie werden zu spät kommen. Es ist einfach zu mächtig. Es hat sich aufgemacht, um ein Ziel in einer bestimmten Zeit zu erreichen, und das ist ihm auch gelungen.«
    »Wer ist das Böse?«
    Ingles hob die Schultern. »Man kann es nicht fassen. Es lauert überall, und die Menschen haben ihm einen Namen gegeben, als sie es konkretisierten. Das Böse ist der Teufel, ist die Hölle, und beide können in verschiedenen Gestalten auftreten. Sie sind austauschbar, sie wechseln, aber sie bleiben im Prinzip gleich. Ich habe längst gespürt, daß es auch von Glastonbury Besitz ergreifen wird. Es geht um drei Frauen, Anna, die einmal vor langer, langer Zeit gelebt haben, verflucht wurden, jetzt zurückgekehrt sind und sich mit dem Bösen während ihrer Zeit der Verbannung verbündet haben. Alles ist anders, alles ist so schlimm geworden, denn ich kann mir vorstellen, daß diese Welt plötzlich zusammenbricht, und dann wird sie uns begraben.«
    Anna hatte zwar zugehört, aber die Hälfte der Worte nicht begriffen.
    »Was sollen wir tun?«
    »Wir können nichts tun.«
    »Aber Sie sind Pfarrer.«
    Ingles mußte über diese Bemerkung lachen. »Ja, das bin ich in der Tat. Doch ich bin alt geworden, dabei hat es einmal eine Zeit gegeben, in der ich stolz darauf war, Pfarrer zu sein. Das ist vorbei, denn ich habe es nicht aufhalten können.«
    »Die alten Zeiten werden zurückkehren.«
    Ingles schüttelte den Kopf. »Es ist zu spät, glaube es mir, Anna, es ist zu spät.«
    »Das will ich nicht sagen.« Sie wußte, daß der Geistliche Trost brauchte.
    Anna war beileibe keine Intellektuelle, aber sie hatte einen gesunden Menschenverstand und die Erfahrung eines mehr als siebzigjährigen Lebens. Das zählte oft mehr. »Schon immer haben finstere Mächte versucht, die Kirche zu zerstören. Schon zu allen Zeiten hat es das Böse gegeben, aber es hat nie als Sieger dagestanden.«
    »Das stimmt«, gab ihr der Pfarrer recht. »Aber nichts ist endgültig und ewig…«
    »Auch nicht der Herrgott?«
    Die Frage zwang dem Geistlichen ein Lächeln auf. »Wenn wir darüber reden, geraten wir zu stark in die Philosophie hinein, liebe Anna. Bleiben wir bei den Tatsachen.«
    »Und die sehen schlimm aus?«
    »Leider ja.«
    »Was ist es genau?«
    Ingles schaute wieder aus dem Fenster. »Ich hatte Hoffnung, als die beiden Männer aus London kamen, doch dieses Gefühl ist in mir leider verschwunden. Es gibt sie nicht mehr, denn ich weiß, ja, ich habe es gespürt, daß die Schlange diesen Ort erreicht hat.«
    Anna erschrak. Sie zitterte auf ihrem

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