Avalons Geisterschiff
Augen schätzte ich als prüfend ein.
»Sie sind also John Sinclair und wollen das Geisterschiff stoppen oder versenken.«
»Ob ich es schaffe, weiß ich nicht. Ich werde mich bemühen, denn ich glaube Maxine und Ihnen, dass dieses Schiff existiert. Mehr kann ich dazu nicht sagen.«
Cameron nickte. »Für einen Städter reden Sie ganz vernünftig. Da hat Maxine bei ihrer Beschreibung nicht übertrieben. Ich denke, wir sollten uns gegenseitig viel Glück wünschen.«
»Bestimmt.«
»Ich lebe übrigens nicht weit von hier in einem Wohnwagen. Wenn wir das Glück haben sollten, dass dieses Schiff wieder erscheint, möchte ich gern mit von der Partie sein.«
»Das versteht sich.«
»Gut, dann bis später.« Er nickte uns zu, drehte sich um und stiefelte davon.
Maxine lächelte ihm nach und meinte: »Er ist wirklich ein seltsamer Kauz, aber auch nett. Und er kennt sich aus. Er ist ein Experte für Nessie. Er hat alles über das Seemonster gesammelt, was es nur gibt. Ich erinnere mich daran, sein Gesicht auch schon im Fernsehen gesehen zu haben. Wenn es um Loch Ness und um Nessie geht, dann wird Earl befragt.«
»Und er glaubt tatsächlich, dass Nessie existiert?«
»Ja, das ist so.«
Ich hob die Schultern. »Jeder hat ein Hobby. Wenn ich an die Tauchversuche denke, die hier durchgeführt wurden und bei denen nichts gefunden wurde, dann geht die Mär um das Monster allmählich baden. Aber der Gegend und den Menschen tut es gut. Lassen wir es dabei.«
»Genau, und jetzt gehen wir ins Haus. Der Kaffee ist noch frisch, denke ich.«
»Den kann ich gut gebrauchen.«
»Nehmt mich mit hinein.«
Plötzlich war Carlotta wieder da. Sie huschte an uns vorbei und betrat das Haus als Erste...
***
Ich hatte einen Platz bekommen, an dem ich durch das Fenster auf den See schauen konnte. Es gab hier kein bewaldetes Ufer, und es versperrten auch keine Büsche die Sicht. Insgesamt gaben der See und seine Umgebung ein sehr friedliches Bild ab, an dem man sich wirklich erfreuen konnte. Das tat dem Auge richtig gut.
Der Kaffee war nicht mehr so gut. Carlotta hatte frischen gekocht und uns die Tassen vollgeschenkt. Es waren zwei bunte Becher mit einem großen Griff.
Über der Oberfläche schaute ich gegen den Dampf, der wolkenartig nach oben strömte. Ich war überrascht, dass die Blockhütte im Innern so gut eingerichtet war. Sogar eine Toilette und eine Dusche gab es. Elektrischer Strom war auch vorhanden, und so konnte man von einem erschlossenen Gelände sprechen, trotz der Einsamkeit.
Alles wirkte hier rustikal, und das war wichtig. Etwas anderes hätte nicht gepasst. In einem Raum wurde gekocht, gewohnt und geschlafen, und wer Lust hatte, der konnte sich am Abend vor die Glotze setzen, anstatt die Stille draußen zu genießen.
Maxine, Carlotta und ich saßen zusammen. Das Vogelmädchen hatte seine Erlebnisse noch mal zum Besten gegeben, und ich wusste, dass Carlotta sich nicht getäuscht hatte. Sie hatte einfach mit einer zu ernsten Stimme berichtet.
»Das Schiff ist also aufgetaucht, und du hast nicht gesehen, woher es kam.«
Sie nickte mir zu.
»Hast du denn eine Idee?«
»Nein.«
»Du hast also keinen Hinweis auf dem Schiff entdeckt, der uns weiterbringen könnte?«
»Leider. Ich konnte keinen Namen lesen und auch keinen anderen Hinweis auf die Identität finden. Es hatte ein Segel, ein Kreuz war darauf zu erkennen, und dann habe ich mich über den Bug gewundert, der die Form einer Seeschlange hatte. Das ist ja nicht normal – oder?« Sie schaute mich an. »Kennst du ein Schiff, das so gebaut ist?«
»Nein, das kenne ich nicht.«
»Ein Geisterschiff.«
Ich hob die Schultern. »Das wird es wohl gewesen sein. Wir können nur hoffen, dass es noch mal zurückkehrt.«
»Wobei Earl Cameron ein ähnliches Erlebnis gehabt hat«, erklärte Maxine. »Er sah das Schiff, als er mit seinem Schlauchboot bei Dunkelheit eine Tour auf dem See unternahm. Das kann er gefahrlos machen, weil er das Gewässer perfekt kennt. Plötzlich sah er das Schiff. Er wurde von ihm gerammt und trotzdem nicht erwischt. Er lebt noch, und sein Schlauchboot ist ebenfalls völlig okay.«
»Geisterschiff«, sagte Carlotta.
»Ja«, stimmte ich zu. »Darauf deutet so einiges hin. Aber was sollen wir machen?«
»Es finden«, sagte Carlotta.
»Dazu müsste es erscheinen.«
Maxine tippte mich an. »Dann ist Earl Cameron noch etwas passiert. Er bekam Besuch, und es muss wohl ein Mitglied der Besatzung gewesen sein, das plötzlich vor seinem
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