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Avalons Geisterschiff

Avalons Geisterschiff

Titel: Avalons Geisterschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Das Wasser war sehr tief und ganz und gar nicht klar, denn bei starken Regenfällen oder Stürmen lockerten sich oft ganze Abhänge und wurden in die Fluten gespült. Meist zusammen mit Bäumen und Büschen, deren Wurzelwerk nicht stark genug gewesen war. Irgendwann trieben diese Fremdlinge dann wieder an die Oberfläche, und wenn sie dort auf den Wellen schwammen, konnte es leicht zu irgendwelchen Täuschungen kommen. Da war es gar nicht mal so abwegig, einen alten Baumstamm als Monster anzusehen.
    Loch Ness zeigte sich an diesem Tag von seiner friedlichen Seite. Es herrschte auch kein zu starker Wind, sodass sich die Wellenbewegung ebenfalls in Grenzen hielt. Beinahe wie eine glatte Fläche lag er vor meinen Blicken. Nur nicht so glänzend, als dass man sich hätte darin spiegeln können. Auf der anderen Seeseite bewegten sich einige Boote auf dem Wasser. Die meisten blieben in der Nähe des Ufers, und sie waren von Anglern besetzt.
    Hin und wieder schäumte das Wasser auf, denn Loch Ness war nicht frei von Strudeln und Untiefen. Sie bildeten einen Sog, in den ich nicht gern hineingezogen werden wollte. Noch bestand keine Gefahr. Allerdings stellte ich mich darauf ein, bei Dunkelheit aufs Wasser zu müssen, um das Schiff zu entdecken.
    Rechts von mir schwappte das Wasser ans Ufer. An der linken Seite lief ein recht flacher Hang hoch, der mit zahlreichen niedrigen Büschen bewachsen war.
    Zum Glück gab es auch Lücken, und in eine dieser Lücken hatte Earl Cameron seinen Wohnwagen gefahren. Ich sah ihn, ich sah auch sein Zugauto, einen Mercedes-Geländewagen, aber ich bekam ihn selbst nicht zu Gesicht. Es konnte sein, dass er noch unterwegs war.
    Gern hatten mich Maxine und Carlotta nicht ziehen lassen. Besonders das Vogelmädchen nicht, aber es war besser, wenn es sich trotz der einsamen Gegend hier nicht blicken ließ. Earl Cameron wusste zwar von ihrer Existenz, aber er kannte ihr eigentliches Geheimnis nicht und natürlich auch nicht ihre Herkunft.
    Der See war gut gefüllt. Graue Zungen ragten in den See hinein. Es war normales Land, aber es wurde immer wieder überspült. Da brachten die Wellen dann ihre Beute mit, die sie auf ihrem Rückzug nicht mehr mitnahmen und als Souvenirs liegen ließen.
    Am Beginn einer solchen Zunge blieb ich stehen. Ich schaute über sie hinweg auf das anrollende Wasser. Es hatte wirklich seine Spuren auf dieser Landzunge hinterlassen. Mein Blick fiel auf eine Mischung aus Tang und alten Zweigen oder Ästen.
    Und auf etwas Bleiches!
    Plötzlich klopfte mein Herz schneller. Ich hatte das ungute Gefühl, dass dieser bleiche Gegenstand nicht hierher gehörte. Ich dachte sofort an einen Knochen. Da war irgendein Tier ertrunken und aufs Trockene gespült worden.
    Die Neugierde trieb mich näher an den Gegenstand heran, der gar nicht so klein war, denn Tang und weiche, faulige Äste bedeckten ihn wie ein dickes Tuch.
    Dann blieb ich stehen, noch bevor ich das Ziel erreicht hatte. Aber ich hatte erkannt, was sich so bleich von dem dunkelgrünen und braunen Zeug abhob.
    Die Hand eines Menschen!
    Und dazu gehörte auch ein Arm!
    Zwar trocknete meine Kehle nicht aus, aber ich spürte schon das leichte Kratzen im Hals. Auch schlug mein Herz schneller, und ich merkte, dass in meinem Innern etwas erkaltete.
    Bevor ich noch näher an den Fund heranging, schaute ich mich zunächst mal um. Nein, da war niemand zu sehen, der mich beobachtet hätte, und so konnte ich mich dem Fund nähern.
    Eine Hand, ein Arm, ein Körper. Ich sah es, als ich den Tang und die alten Pflanzenreste sowie die Äste zur Seite geräumt hatte. Vor mir lag ein toter Mann, der nicht ertrunken war. Man hatte ihm mit einem scharfen Gegenstand die Kehle aufgeschlitzt. Die tiefe Wunde war wie eine Tasche aufgeklappt.
    Ich schloss für einen Moment die Augen und schüttelte den Kopf. Es gehörte zu meinem Job, immer wieder mit dem Tod konfrontiert zu werden, und ich dachte in diesen Momenten daran, dass Carlotta ebenfalls von einem Wesen mit Säbel angegriffen worden war. Diese Tötungsart sah mir nach einem Säbelhieb aus. Nur war die Klinge nicht so weit durchgedrungen, dass sie den Kopf vom Rumpf abgeschlagen hatte.
    Ich hatte den Toten noch nie zuvor gesehen, doch ich konnte mir vorstellen, dass er hier aus der Gegend stammte. Er trug wetterfeste Kleidung, sein Gesicht zeigte bereits die Spuren des Alters, und ich hatte den Eindruck, dass er in den letzten Sekunden seines Lebens eine irrsinnige Überraschung erlebt hatte.

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