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Avalons Geisterschiff

Avalons Geisterschiff

Titel: Avalons Geisterschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sie etwas dagegen, das lag auf der Hand, aber konnte sie über Carlotta bestimmen? Nein, Befehle durfte man ihr nicht erteilen. Carlotta war ein junger Mensch mit hoher Intelligenz. Sie brachte sich nicht unnötig in Gefahr.
    Schon mehrmals hatte sie bewiesen, dass ihr Einsatz auch hilfreich sein konnte, und wenn der Drang in ihr so stark war, wollte Maxine ihm nicht im Wege stehen.
    »Hast du denn etwas Besonderes vor?«
    »Vielleicht sehe ich John.«
    »Und dann?«
    »Könnten wir gemeinsam etwas unternehmen. Aber ich möchte dich auch nicht so lange allein lassen.«
    Die Tierärztin lachte auf. »Um mich brauchst du dir wirklich keine Gedanken zu machen. Ich komme schon allein zurecht. Außerdem kann ich mich verteidigen. Wir haben Tag und keine Nacht. Wenn du also willst dann flieg ruhig los.«
    »Das käme mir entgegen.«
    »Gut.«
    Carlotta umarmte Maxine. Sie wusste ja selbst, wie ihre Ziehmutter dachte. Es war im Prinzip auch toll, dass sie sich Gedanken machte, aber sie konnte Carlotta nicht festbinden. Sie musste lernen, ihren eigenen Weg zu gehen. Dazu gehörte auch das Fliegen am Tag.
    »Ein besonderes Ziel hast du aber nicht – oder?«
    »Nein. Mich interessiert einfach nur die Umgebung. Ich kann mir vorstellen, dass sich dort jemand verborgen hält, der erst bei Dunkelheit richtig aktiv wird.«
    »Na, dann schau dich mal um. Und gib Acht, dass dich Earl Cameron nicht entdeckt. Er ist zwar ein lieber netter Mensch, aber alles braucht er auch nicht zu wissen.«
    »Geht schon klar.«
    Es war genug gesagt worden. Carlotta ging auf die Tür der Blockhütte zu und öffnete sie. Ein weiteres Kleidungsstück wollte sie nicht überstreifen. Die Luft war warm genug, um sie auch in der Höhe nicht frieren zu lassen.
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte sie zum Abschied. »Ich bin bald wieder zurück.«
    »Alles klar. Gib trotzdem auf dich Acht.«
    »Das mache ich doch glatt...«
    Das geräumige Schlauchboot schaukelte ein wenig auf den Wellen, aber es war ein sicherer Ort, an dem man sich sogar wohl fühlen konnte. Ich hatte es mir bequem gemacht und hockte auf einem hölzernen Sitz, der sogar eine Rückenlehne hatte.
    Die Ruderstangen klemmten an den Seiten hinter Seilen fest. Der Boden war mit Holz bedeckt, das aussah wie ein Gitter. Ich hatte mich in der Nähe des Bugs niedergelassen und schaute zu, wie Earl Cameron den Außenborder anließ. Er hatte ihn über den Bootwulst hinweg in das Wasser sinken lassen und zog nun an der Leine.
    Die ersten Geräusche zerstörten die Stille. Das Knattern wehte als Echo über die dunkle Wasserfläche hinweg, über die hin und wieder helle Wellenkämme huschten und manchmal in irgendwelchen Strudeln verschwanden.
    Cameron blieb mir gegenüber am Ruder sitzen. Das Boot bäumte sich auf, als es Geschwindigkeit aufnahm. Der Bug hatte sich leicht in die Höhe gestellt, und eine Heckwelle warf quirlenden Schaum auf die Oberfläche. Cameron dachte nicht daran, langsamer zu fahren. Er wollte das Ziel so schnell wie möglich erreichen.
    Die Bordwand war zwar recht dick und wulstig, aber sie war nicht besonders hoch, und so spritzte immer wieder das Wasser über, das auch uns traf. Als es auf meine Haut fiel, hatte ich das Gefühl, von eiskalten Perlen berührt zu werden.
    Wir tanzten über das Wasser hinweg. Hier störten wir keine Angler, die sich hätten beschweren können. Es war nur die einsame, menschenleere Uferregion zu sehen.
    Auf der anderen Seite geriet eine alte Ruine in mein Blickfeld. Ihre grauen Mauern ragten aus dem Grün hervor wie eine Insel. Die Ruine war unbewohnt. Es wehte keine Fahne dort, und kein Sonnenstrahl traf irgendwelche Fensterscheiben.
    Es gefiel mir nicht, dass wir so schnell über den See fuhren. Ich bekam einfach nicht genug mit und wollte Earl Cameron schon bitten, langsamer zu fahren, als er von allein auf den Gedanken kam und das Tempo drosselte. Der Motor lief jetzt nur noch mit halber Kraft, und so konnten wir auch wieder miteinander sprechen.
    »Ist es schon die Stelle?«
    »Fast.«
    »Okay.«
    »Sie werden schon merken, wenn wir da sind. Dann stelle ich den Motor ab.«
    »Ist okay.«
    Noch tuckerten wir weiter. Ich erlebte, dass es auch im See eine Strömung gab. Auf der anderen Seite fuhr ein Ausflugsschiff in Richtung Norden. Wahrscheinlich wollte es Inverness erreichen, um seine Passagiere zu entlassen.
    Vom Meer her hatten sich einige Seeschwalben verirrt. Manchmal huschten sie dem Wasser entgegen, um nach Beute Ausschau zu halten. Eine

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