Avalons Geisterschiff
einem Gesicht, das von zwei Wunden gezeichnet war. Es musste hart getroffen worden sein, ein Gegenstand musste den Kopf voll erwischt haben. An zwei Stellen sah ich regelrechte Einbuchtungen, aber es war kein Blut geflossen, nur eine wässrige Flüssigkeit war hervorgesickert.
Liebend gern hätte ich dem Zombie eine Frage nach dem Woher und Wohin gestellt, aber er würde mir keine Antwort geben, das stand fest. Ich ging davon aus, dass er nicht reden konnte. Bisher hatte ich noch keinen Laut von ihm vernommen.
Schießen?
Ich rechnete damit, dass eine geweihte Silberkugel ihn endgültig töten würde, aber irgendwie war mir das zu wenig. Ich würde gern mehr von ihm erfahren, doch das war ein Problem.
Ich stand noch immer auf der Türschwelle. Meine Gedankengänge hatten nur wenige Sekunden in Anspruch genommen, und auch der Zombie hatte sich nicht bewegt.
Das änderte sich.
Er stürmte vor!
Das geschah von einem Augenblick zum anderen. McLintick hatte er die Kehle durchgeschnitten, mich wollte er auf andere Art umbringen. Ich sollte von der Säbelklinge aufgespießt werden, denn er lief mir direkt entgegen.
Ich wartete so lange, wie es möglich war. Eine der beiden Frauen schrie noch auf, da war ich bereits zur Seite gewichen. Eine blitzschnelle und halbe Drehung hatte ausgereicht. Die alte Säbelklinge verfehlte mich, der Zombie stürmte an mir vorbei durch die Tür nach draußen. Er geriet ins Stolpern, fiel aber nicht, sondern fasste den Griff mit beiden Händen, riss Arme und Säbel hoch, um zu einem Rundschlag anzusetzen, der mich von der Seite her erwischt hätte.
Ich nahm doch die Beretta, und meine Kugel war schneller als die Klinge.
Der Schuss, der Knall, und dann jagte das silberne Geschoss mitten in das Gesicht der Gestalt. Es fräste sich förmlich hinein. Noch bevor er auf dem Boden lag, zerfiel der Kopf in zwei Hälften, als hätte ich mit einer Axt zugeschlagen.
Das war es gewesen.
Die Gestalt blieb auf dem Rücken vor der Hütte liegen. Sie war zu einer schaurigen Dekoration geworden, die ich vorläufig nicht zur Seite schaffen wollte, denn ich hatte Dringenderes zu tun. Ich musste mich um Carlotta und Maxine kümmern, die beide nicht aussahen, als hätten sie einen Freudentag hinter sich.
Sie schauten mich nur an, als ich vor ihnen stehen blieb. Ich sah, dass Carlotta geweint hatte, das zeigte die Rötung an den Augen und auch die Flecken auf den Wangen sehr deutlich. Ansonsten war sie okay. Sie umarmte mich und küsste mir die Wangen, als wäre ich der große Lebensretter.
Wichtiger war Maxine.
Äußerlich zeigten sich bei ihr zwar keine Verletzungen, aber sie hatte schon was abbekommen. Wenn ich ihre Stirn genauer anschaute, entdeckte ich die Beule in der Mitte. Dort war sie bestimmt von einem harten Gegenstand getroffen worden.
Ich setzte mich auf die Kante des Tisches und fragte nur: »Was ist geschehen, Maxine?«
Sie versuchte ein Lächeln, obwohl es ihr schwer zu fallen schien.
»Es war die Tür.«
»Wie?«
»Ja, sie wurde plötzlich aufgerammt, bevor ich sie verschließen konnte. Ich bin voll von ihr erwischt worden.«
»Und danach kam er«, sagte Carlotta. Sie deutete nach vorn. Da die Eingangstür nicht wieder geschlossen war, war der endgültig vernichtete Zombie gut zu erkennen.
Wenig später erfuhr ich, was die beiden erlebt hatten. Sie sprachen abwechselnd, und wäre ich nicht gekommen, hätte es böse für sie ausgehen können.
Maxine Wells bewies, dass sie ihren Humor nicht verloren hatte. Vielleicht war es auch Galgenhumor, als sie fragte: »Haben wir jetzt alle Monstergestalten durch, oder müssen wir uns noch auf weitere gefasst machen?«
»Nun ja, da gibt es noch einige.«
»Auf die ich verzichten kann.«
»Das glaube ich dir gern.«
Carlotta war gegangen und kehrte mit kaltem Wasser zurück. Es befand sich in einer Schale. Einige Eiswürfel schwammen in der Flüssigkeit. Die wurden in ein Tuch gepackt und als Kompresse gegen die Beule der Tierärztin gelegt.
Maxine lächelte, als sie die provisorische Kompresse festhielt. »Jetzt bist du so etwas wie eine Ärztin.«
»Sonst hast du mich immer verarztet. Wo hast du denn deinen kleinen Medizinkoffer? Darin befinden sich doch die Tabletten.«
»Hol ihn später.«
»Wie du willst.« Carlotta wandte sich mir zu. Sie hatte noch immer verweinte Augen. »Wie geht es denn bei dir weiter, John? Du wirst doch am Ballbleiben?«
»Darauf kannst du dich verlassen.« Ich sah wieder nach draußen. Die alte Leiche
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