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Avalons Geisterschiff

Avalons Geisterschiff

Titel: Avalons Geisterschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Bei jedem Aufsetzen des Fußes schossen Stiche durch den Kopf der Frau. Sie hatte dann für einen Moment das Gefühl, dass die normale Welt vor ihren Augen verschwand und erst später zuckend zurückkehrte, sich dann aber anders zusammensetzte, sodass sie ein Bild von ihr bekam, das an ein schiefes Puzzle erinnerte.
    Den Weg bis zur Couch schaffte sie so gerade und war froh, als sie niedersinken konnte. Beinahe wäre sie noch nach hinten übergefallen, aber sie schaffte es, sich zu halten, öffnete weit den Mund und saugte die Luft ein wie ein Mensch, der gerade noch vor dem Ertrinken gerettet worden war.
    Maxine wollte, dass es ihr besser ging. Nur konnte sie es nicht erzwingen, obwohl sie versuchte, so ruhig wie möglich zu atmen. Im Kopf summte und brummte es. Ein Mückenschwarm schien sich jetzt dort eingenistet zu haben, und hinzu kamen noch die verdammten Stiche.
    Als sie Carlotta ansprechen wollte, da versagte ihr die Stimme. Nur ein Krächzen drang aus ihrer Kehle, aber sie saß so dicht neben ihrem Schützling, dass sich beide berührten, und es tat ihr gut, die Wärme des anderen Körpers zu spüren.
    Allmählich klärte sich auch ihr Blick. Sie schaute zur Tür hin, wo der Eindringling auf dem Rücken lag. Der Säbel war noch immer nicht aus seiner Brust gekippt, so tief hatte ihn das Vogelmädchen hineingestoßen.
    Maxine überlegte, ob die Gestalt jetzt endgültig tot war. Die Zeit lag noch nicht lange zurück, da wäre sie davon ausgegangen. Dann hatte das Schicksal für ein Treffen zwischen ihr und dem Geisterjäger John Sinclair gesorgt, und von da an hatte sich ihre bis dahin heile Welt stark verändert. Sie hatte erleben müssen, dass es Dinge gab, bei denen man nicht erst groß nachfragte und sie einfach hinnahm. Logische Erklärungen waren kaum zu finden. Deshalb war sie sich nicht sicher, ob der Eindringling tatsächlich endgültig sein wie auch immer geartetes Leben verloren hatte. Es war durchaus möglich, dass er als lebender Toter das Haus betreten hatte.
    Als sie daran dachte, lief ein Schauer über ihren Rücken. Aber sie dachte weniger an sich, sondern mehr an ihren Schützling, der dicht neben ihr saß.
    Carlotta hatte sich wieder gefangen. Sie starrte ebenfalls nach vorn und kehrte gedanklich zurück in die Wirklichkeit, denn sie hatte die Hände von ihrem Gesicht genommen und die Arme sinken lassen. Es war auch zu sehen, dass sie sehr langsam den Kopf schüttelte wie jemand, der etwas nicht begreifen kann.
    »Ich habe es getan«, flüsterte sie. »Ich habe es getan. Ich habe ihn getötet...«
    »Nein, das hast du nicht, Carlotta.«
    »Doch, doch. In seiner Brust steckt noch die Waffe. Ich weiß, dass ich sie hineingestoßen habe.«
    »Ja, das hast du. Aber ich frage dich, ob man etwas töten kann, das schon tot ist.«
    »Was? Er ist tot?«
    »Ich gehe mal davon aus.«
    Carlotta schwieg. Sie hatte Probleme, sich einen Toten vorzustellen, der trotzdem lebte. Einige Male schüttelte sie den Kopf, setzte auch zum Sprechen an, aber sie brachte kein einziges Wort hervor. Sie zeigte sich nur schrecklich enttäuscht.
    »Du hast es geschafft!«, machte Maxine ihr Mut. »Ich weiß nicht, ob ich ihn hätte stoppen können. Nein, ich glaube nicht. Wenn du nicht gewesen wärst, würde ich jetzt an seiner Stelle hier auf dem Boden liegen. Aber richtig tot.«
    »Und er ist nicht tot?« Das Vogelmädchen drehte den Kopf, um Maxine direkt anschauen zu können.
    »Ich kann es dir nicht sagen.« Wieder verspürte Maxine die Schmerzen als Stiche im Kopf und verzog das Gesicht.
    »Es geht dir schlecht, nicht?«
    Maxine schaffte ein Lächeln. »Sagen wir so, es geht mir nicht eben gut.«
    »Ja, das merkt man. Aber ich kann wohl nichts für dich tun. Das meinst du doch?«
    »Im Moment nicht. Aber ich werde mir zwei Kopfschmerztabletten holen. Dann geht es mir bald besser.«
    »Warte, ich stütze dich.« Carlotta hatte die Schwierigkeiten bemerkt, mit denen Maxine beim Aufstehen kämpfte. Sie wollte sie unterstützen, aber es kam nicht mehr dazu.
    Der »Tote« trug dazu bei.
    Denn plötzlich bewegte er sich!
    Maxine glaubte zunächst an eine Täuschung, bedingt durch ihren Zustand, dann schaute sie genauer hin und stellte fest, dass der »Tot« seinen rechten Arm angezogen hatte. Zwar lag er nach wie vor auf dem Fußboden, aber er bewegte sich weiter und löste sich plötzlich vom Boden. Er stand senkrecht.
    Beide Frauen sahen es jetzt. Und beide waren geschockt. Sie wussten, dass es erst der Anfang war. Die

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