Avalons Geisterschiff
lag mir im Magen. Sie musste ebenso weggeschafft werden wie Clint McLintick, und das sagte ich Carlotta auch.
»Wohin denn mit ihr?«
»Ich weiß es noch nicht. Es gibt hier keine Kühlräume.«
»Im Haus will ich sie auch nicht haben«, meldete sich Maxine zu Wort.
»Alles klar, aber ich kann sie auch nicht vor der Hütte auf dem Präsentierteller liegen lassen.« Von dem ersten Toten erzählte ich den beiden nichts. »Es ist auch nur für eine Nacht.«
»He, du glaubst, es dann geschafft zu haben?«
»Ja, Carlotta. Ich bin davon überzeugt, dass das geheimnisvolle Geisterschiff heute wieder erscheint.«
»Was macht dich denn so sicher?«
»Mehr ein Gefühl.« Die Sache mit dem Kreuz behielt ich für mich, und ich sagte auch nicht, dass ich mich mit Earl Cameron verabredet hatte, denn er wollte mich auf den See hinausfahren.
Carlotta ging nicht weiter darauf ein. Sie sprach von der Leiche und schlug vor, den vernichteten Zombie in einem Gebüsch zu verstecken. Am nächsten Tag würden sich die Dinge wieder normal entwickeln, meinte sie.
»Okay, meine Liebe, dann zeig mir mal einen günstigen Platz.«
»Komm mit nach draußen.«
Wir fanden ihn zwischen zweien dieser Blockhäuser. Dort war ein Graben ausgehoben worden, durch den das Wasser bei starken Regenfällen in den See fließen konnte. Er war zwar nur eine breite Rinne, aber sie reichte aus. Eine Plane fanden wir auch, bedeckten den Toten damit und beschwerten die Plane mit Steinen.
»Und jetzt lässt du uns allein, wie?«
»Nein, Carlotta. Erst bei Anbruch der Dämmerung. Ich habe nämlich Durst, und den möchte ich bei euch löschen.«
»Dann trinken wir zusammen.«
Wir klatschten uns ab und waren einverstanden.
***
Wie ein Dieb schlich sich die Dämmerung heran. In einem nur schwachen Rot war der Sonnenball im Westen untergegangen. Aus der gleichen Richtung und von Norden her zogen dunkle Wolken heran. Ihr Erscheinen hatte nichts mit dem Anbruch der Dämmerung zu tun. Sie ließen auf einen Wetterumschwung schließen, der auch vorhergesagt worden war.
Ich hatte mich von meinen so unterschiedlichen Freundinnen verabschiedet und war unterwegs. Ich hatte etwas getrunken und war darüber verwundert gewesen, dass sie mir keine großen Fragen gestellt hatten. Bei Maxine konnte ich es verstehen. Sie litt noch unter dem Schlag, und die beiden Tabletten hatten bei ihr für eine gewisse Müdigkeit gesorgt. Sie hatte sich auf das Bett gelegt und mir viel Glück gewünscht. Sie war überzeugt, dass es ihr am nächsten Tag schon viel besser gehen würde.
Das hoffte ich für sie und hatte Carlotta geraten, eine gute Krankenschwester zu sein.
Sie hatte es versprochen. Aber sie hatte auch – und das wunderte mich – nur wenige Fragen gestellt. So kannte ich sie nicht. Sonst war sie wissbegieriger.
So ganz trauen wollte ich ihr nicht. Carlotta war jemand, der gern mitmischte und auch keine Angst hatte. Dass sie jetzt bei Maxine bleiben musste, gefiel ihr bestimmt nicht, obwohl sie nicht protestierte.
So war ich allein unterwegs, um Earl Cameron zu treffen. Ich hatte den ruhigen Mann ins Vertrauen gezogen. Er machte auf mich den Eindruck eines verlässlichen Menschen, der zupacken konnte, wenn es sein musste, und er gehörte zudem zu den Leuten, die dieses seltsame Schiff gesehen hatten und es nicht für ein Spukgebilde hielten.
Wir wollten uns wieder am Ufer treffen, wo sein Schlauchboot lag. Ich hätte meinen Leihwagen nehmen können, aber ich zog es vor, den Weg zu Fuß zurückzulegen. Ich wollte mich an die Umgebung gewöhnen, sie auch in der Dämmerung erleben, um vielleicht etwas von einer Veränderung zu spüren.
Bisher war davon nichts zu merken gewesen. Ich war allein auf weiter Flur, höchstens mal beobachtet von irgendwelchen Tieren, die als Vögel durch die Luft flogen oder versteckt auf dem Boden hausten, wobei mir ab und zu ein geheimnisvolles Rascheln auffiel.
Vom See her wehte mir eine kühle Luft entgegen.
Die Welt um mich herum wuchs zusammen. Alles verdichtete sich. Die Berge oder Hügel rückten näher. Ihre Konturen lösten sich auf. Hin und wieder schimmerte ein Licht. Da kein Nebel herrschte und ich das gegenüberliegende Ufer sah, kamen mir dort die Lichter vor wie ferne Sterne.
Es war außer mir wohl niemand mehr unterwegs. Auch der Loch Ness schien sich zum Schlafen niedergelegt zu haben. Es gab keinen, der mit einem Boot herumgefahren wäre. Dafür breitete sich eine besondere Stille aus, in der die Geräusche des Wassers
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