Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
Vom Netzwerk:
Laubkränzen schmückten.
    Die ruhmreiche Alte Zeit war groß im Schwange. Alle wollten mitreden, teilte doch jeder arme Teufel, der in diesen minderen Zeiten nur Mangel und Sorgen kannte, mit den Reichen und Vornehmen die große Vergangenheit. Sie alle waren Kinder Deas, der Großen Stadt, gegründet von Göttern und Helden, die einst die ganze Welt beherrscht hatte.
    Aber das bloße Wissen reichte nicht. Man wollte etwas anschauen, noch besser anfassen, und so entstand ein schwunghafter Handel mit Überresten aus dem gepriesenen Zeitalter. Bruchstücke von Skulpturen, Reliefstücke, Scherben von glasierten Kacheln, selbst einfache, ungeschmückte Steinbrocken aus dem Alten Zirkus erfreuten sich äußerster Beliebtheit. Duquesne musste schließlich Wachen aufstellen, die alle Arbeiter und Handwerker beim Verlassen der Baustelle kontrollierten, sonst wäre binnen weniger Wochen kein Stein von dem mächtigen Bauwerk übriggeblieben.
    Die Antiquitätenhändler zahlten schwindelerregende Summen in die Truhen der Stadt für das Recht, einen sorgfältig bemessenen Teil dieser Schätze unter die Sammler bringen zu dürfen, und es hieß, dass sie sich trotzdem eine goldene Nase verdienten.
    In den dunklen Vierteln aber entfalteten Künstler mit flinken Fingern ein ungeheures Geschick mit Ton und Marmorbrocken und mancher glückliche Besucher der Großen Stadt zog mit einem Reliefstück, Händen und Füßen alter Statuen und zusammengeleimten Tonschalen nach Hause, die viele Jahre jünger waren als er selbst.
    Aber auch das kurbelte den Aufschwung mächtig an und so war Duquesne gehalten, die vielen Straßenhändler, die derlei feilboten, gewähren zu lassen, solange der Betrug sich in Grenzen hielt. Ein Schlaukopf freilich, der gutgläubigen, reichen Bauern von den Kohlfeldern Brasicas den Pfeiler auf dem Volksplatz verkauft hatte, trieb es zu weit: Als die Sache aufflog, weil der letzte Käufer den Pfeiler einzäunen wollte, musste der umtriebige Händler seinen Gewinn herausrücken und verbrachte drei unangenehme Tage im Schandholz vor den Handelshallen. Das Gold aber wanderte in die Truhen der Schatzkammer und dem empörten Bauern wurde ungerührt beschieden, Dummheit komme einen ebenso teuer zu stehen wie uralte Steinpfeiler.
    Zu Ralf de Berengars Freude waren dies nicht die einzigen Summen, die in die Stadtkasse flossen. Auch mit dem Verkauf der Lizenzen hatte der Patriarch recht behalten.
    Wie vor den Wilden Nächten schoben sich endlose Schlangen von Straßenhändlern und Garköchen durch die Amtsräume des Patriarchenpalastes, um für die Erlaubnis zu zahlen, ihre Waren während der Spiele im Zirkus verkaufen zu dürfen.
    In seiner Weisheit hatte der Patriarch verfügt, dass man die Lizenz für ein ganzes Jahr kaufen musste und da er vier große Spiele und mehrere kleinere Vorführungen plante, kam ein erkleckliches Sümmchen zustande. Manch einer musste sich das Geld leihen, aber dann durfte er das begehrte rote Fähnchen an seinen Stand oder Bauchladen heften, das ihn als ‚Freund der Spiele’ auswies. Jeder, der irgendetwas für den Wiederaufbau des Zirkus getan hatte, bekam es, und alle ‚Freunde der Spiele‘ hofften auf Vorrechte, aber, wie ein erschöpfter Beamter mürrisch erklärte, es wäre mittlerweile einfacher, die zu bevorzugen, die keine Freunde der Spiele waren.
    Wer wirklich besondere Vorrechte erlangen wollte, musste tief in die Tasche greifen. Das Recht, auf den vordersten Rängen zu sitzen, das Recht einen Platz mit seinem Namen zu bezeichnen, so dass kein anderer dort sitzen durfte, das Recht, in der Nähe der Logen zu sitzen, schließlich die Logen selbst - alles musste mit schwerem Gold bezahlt werden.
    Neun Logen gab es. Eine war dem Patriarchen vorbehalten, vier weitere den ältesten Familien. Den Vesta - der Familie von Donovans Mutter, Castlerea und D’Este, die mangels Geld bereitwillig eines ihrer letzen großen Erbstücke hergegeben hatten: die Glieder einer verrosteten Ankerkette, die angeblich vom Schiff des Ulissos stammten, und schließlich D’Aquinas, zu deren Gunsten Ralf de Berengar den Anspruch von der großmütterlichen Linie der Luxor her aufgegeben hatte, da er den Spielen nicht mehr als einmal beiwohnen wollte.
    Die sechste Loge hatte sich Armenos Sasskatchevan gesichert und es hieß, um seiner Schwiegertochter willen, habe er auch für Castlerea gezahlt. Die siebte hatte mit viel List und Tücke, Bestechung und Erpressung Fortunagra ergattert.
    Die achte Loge hatte der

Weitere Kostenlose Bücher