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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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Füßen. Der Schein beleuchtete sein Gesicht und sie erkannte, dass er die Wahrheit sprach.
    »Jermyn, ein ... ein Mondenschleier. Du hast mir einen Mondenschleier gebracht?«
    Ihre Kehle war wie zugeschnürt, sie hatte Mühe, die Worte herauszubringen.
    »Ja, erinnerst du dich? Ich sagte, ich bringe dir einen.«
    Es schwirrte in Ninians Kopf, das Atmen fiel ihr schwer.
    »Woher hast du ihn, Jermyn?«, fragte sie. »Aus ... aus einem Tempel?«
    »Nein«, er antwortete schnell und entschieden. »Ich ... ich habe ihn Leuten aus den Händen genommen, die nicht würdig sind, so etwas zu besitzen. Sie wollten ihn für sich, für ihre Eitelkeit, aber ich wollte ihn für dich, nur für dich. Ich hätte ihn nicht angerührt, wäre es nicht für dich gewesen.«
    Seine Stimme schwankte und sie glaubte ihm. Eine große Freude erblühte in ihr und verzehrte die Ängste und Zweifel, die sie gequält hatten. Für einen Moment klangen ihr ihre eigenen Worte in den Ohren.
    ›Betrug, Diebstahl, sogar Mord - glaubst du, ich nähme ein Geschenk an, das auf diese Weise errungen wurde?‹
    Vor ihr auf dem Boden lag der Schleier aus dem lebendigen Licht des Mondes, ein Ding von herzzerreißender Schönheit, der Beweis einer großen Liebe ...
    Ihr Herz verfing sich in dem schimmerndem Gewebe und die Frage kam nicht über ihre Lippen. Sie wollte nicht wissen, woher er es genommen und welchen Preis er dafür gezahlt hatte.
    Sie sank vor dem Schleier auf die Knie und berührte ehrfürchtig das zarte, seidenweiche Gewebe. Es war kühl und warm zugleich, und durch den hauchfeinen Stoff fühlte sie Jermyns Finger, die sich fest um die ihren schlossen.
    »Glaubst du mir, Ninian?«, fragte er drängend. Sie nickte nur und er nahm ihr Gesicht in beide Hände und küsste sie und es war genauso wie vor einem Jahr. Ninian stiegen Tränen in die Augen und sie griff nach seinen Armen, um Halt zu finden. Er ächzte und sie spürte den zerrissenen, verklebten Stoff unter ihren Fingern.
    »Du bist ja verletzt.«
    Er hielt sie fest und suchte nach ihren Lippen.
    »Es ist gar nichts, nur ein kleiner Schnitt«, murmelte er undeutlich, während sein Mund gieriger wurde. Sie küssten sich über dem leuchtenden Schleier, bis ihnen der Atem verging.
    »Du sollst ihn für mich tragen, Süße, für mich allein!«
    Ninian lächelte mit geschlossenen Augen.
    »Erst versorgen wir deine Wunde, mein Herz.«
    Bevor die Sommernacht verblasste, hatte sie ihre Kleider vor seinen Augen Stück für Stück abgelegt, ihren nackten Leib in den schimmernden Glanz des Mondenschleiers gehüllt und die Arme geöffnet. Zart wie Spinnweb war der Schleier doch groß genug für sie beide, das kühle, silberne Licht des Wintermondes vereinigte sich mit dem milden, goldenen des Sommermondes und so feierten sie ihren Jahrestag gebührend und zu ihrer vollkommenen Befriedigung.

Dritter Teil:
Der Zirkus

Prolog
    Spätsommer 1465 p.DC.
    Selbst seine ärgsten Gegner im Rat mussten zugeben, dass dem alten Patriarchen mit der Wiederherstellung des Alten Zirkus ein Geniestreich gelungen war. Je weiter die Bauarbeiten fortschritten, desto größeren Raum nahmen sie in den Gedanken und Gesprächen der Bewohner Deas ein und vertrieben manches daraus, das die öffentliche Ordnung gefährdet hätte.
    Statt böse Reden über die Teuerung und aufrührerische Parolen zu führen, schwatzten die Leute in den Straßen und Gassen, in den Handwerksstuben und kleinen Läden, in Garküchen, Schenken und Speisehäusern, an den Hafenkais und in den Handelshallen über den Fortschritt der Bautätigkeiten, über die Mengen von Baumaterial, die auf der riesigen Baustelle verbraucht wurden, über die Unglücksfälle, und vor allem über die nahenden Eröffnungsfeiern.
    Jeder besaß Neuigkeiten aus erster Hand, denn jeder hatte einen Verwandten, Bekannten, Bruder oder Freund, der am Zirkus arbeitete. Sogar die Handwerker, die sich zuerst nur murrend der Fron gebeugt hatten, ergaben sich in ihr Schicksal. Nur noch selten musste Duquesne einen widerspenstigen Meister mit Gewalt herbeizwingen.
    Auch das fahrende Volk stellte sich auf das große Ereignis ein. Geschichtenerzähler berichteten ihren staunenden Zuhörern von den großartigen Spielen, die die Kaiser im Alten Zirkus veranstaltet hatten, Gaukler zeigten Kunststücke »ganz wie aus der Alten Zeit« und Bänkelsänger sangen von Tierhatzen und Wasserschlachten, wobei sie sich Tücher um den Leib wanden, wie man es an den alten Statuen sah, und ihren Kopf mit

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