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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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der Wachen hatte dem Patriarchen seinen leuchtend roten Mantel untergelegt und einen Moment lang dachte Duquesne, wie hässlich das purpurne Staatsgewand sich davon abhob. Dann fiel sein Blick auf das bleifarbene Gesicht des alten Mannes und er vergaß den Misston der Farben.
    Während er hinter Thybalt hergelaufen war, hatten sich die Gedanken in seinem Kopf gejagt. Schon öfter hatte der Patriarch gefährliche Anfälle erlitten, von denen er sich erholt hatte. Vielleicht war auch dies nur eine solche Attacke ...
    Aber es brauchte nicht einmal das unmerkliche Kopfschütteln des Meister Theophrastes, um diese Hoffnung zu zerschlagen, die bläulich verfärbten Lippen, die wächserne Haut um Mund und Augen und die gequälten, rasselnden Atemzüge sprachen eine deutliche Sprache. Mit dem Traum vom wiedererstandenen Zirkus endete auch das Leben des Patriarchen, die Mauern rissen ihn mit in den Abgrund.
    Noch brannte jedoch ein Funken des gewaltigen Willens in der verbrauchten Hülle. Der alte Mann öffnete die Augen, sein verschwimmender Blick schweifte über die Menschen, die ihn umstanden, und verhielt bei den beiden jungen Männern zu seinen Füßen. Duquesne war neben Donovan getreten und der Patriarch verzog bei dem angestrengten Versuch zu lächeln, den Mund zu einer gräulichen Grimasse.
    »Sch...schütze,« lallte er. Die Zunge wollte ihm nicht gehorchen, aber mit großer Anstrengung versuchte er weiterzureden. »Sch...schütze sie ...«
    Bestrebt, seinem Herrn zu helfen, holte Meister Theophrastes eine kleine Phiole aus der Brusttasche seines festlichen Wamses, brach den gläsernen Verschluss und träufelte dem Sterbenden die wasserklare Flüssigkeit in den Mund. Der alte Mann schluckte krampfhaft und sein Blick festigte sich ein wenig.
    »Hab Dank, Quacksalber, hast dich wacker geschlagen«, wisperte er heiser, »aber nun ... muss ich ... zahlen, für den Zirkus, für alles ...«, er schloss die Augen und rang pfeifend nach Atem.
    »Nicht viel Zeit ... ich geh mit Sorge, schütze sie ...«
    Seine Blicke irrten von einem zum anderen, niemand konnte sagen, welchen der beiden jungen Männern er ansprach oder ob er sie beide meinte.
    Plötzlich stieß Isabeau, die laut vor sich hingeschluchzt hatte, einen schrillen Schrei aus. Sie warf sich über ihren Gemahl.
    »Cosmo, Cosmo, sprich zu mir, vergiss mich nicht. Ich war dir eine treue Ehefrau. Cosmo, was wird aus mir, ach, was für ein Unglück, ein Unglück! Cosmo ...«
    Sie weinte hemmungslos, fuhr sich mit beiden Händen in die Haare und gebärdete sich wie ein Klageweib der Alten Zeit.
    »Weib, du störst«, mit einer schwachen, aber unmissverständlichen Geste schob der Patriarch sie von sich. »Schafft sie weg. Meine Stadt, mein göttliches Dea ...«
    Die alte Stimme hatte etwas von ihrer früheren Schärfe bekommen und Isabeau verstummte eingeschüchtert. Battiste trat zu ihr und hob sie sanft auf. Er führte die Schluchzende aus dem Kreis und übergab sie ihren Frauen, die verängstigt vor den Sänften warteten.
    Der Patriarch aber hatte sich erregt aufgerichtet. Seine Augen quollen aus den Höhlen.
    »Dea, Dea, meine einzige Geliebte. Ich vertrau sie dir an, schütze sie, mein Sohn, du allein ... helft ihm, meinem Sohn ...«
    Seine Augen brachen, qualvoll rang er nach Atem und sank in Malatestes Arme zurück. Cosmo Politanus, der dritte Patriarch, hatte seine Stadt verlassen.
     
    Stille senkte sich über die Versammelten. Nur das trockene Schluchzen Malatestes war zu hören, als er seinem Herrn und Freund die Augen schloss. Alle senkten den Kopf im Angesicht des allmächtigen Todes, aber schon bald sahen die Herren des Inneren Zirkels auf und blickten wachsam auf die beiden jungen Männer zu Füßen des Toten.
    Donovan wusste, was von ihm erwartet wurde. Er sank in die Knie und küsste die Hand seines Vaters.
    »Ich ... ich fordere die Patriarchenwürde ...«, stieß er heiser hervor.
    Die Ratsherren nickten zustimmend. So verlangten es Brauch und Gesetz, auch wenn Donovan seit langem zum Nachfolger bestimmt war, dann erstarrten die gefassten Mienen.
    Auch Duquesne beugte das Knie, führte die andere Hand des Mannes, der auch ihn gezeugt hatte, an die Lippen und starrte den überraschten Donovan herausfordernd an.
    » Ich fordere die Patriarchenwürde!«
    Aufgeregtes Gemurmel erhob sich, die Ratsherrn tauschten beunruhigte Blicke und Castlerea als der älteste und vornehmste trat einen Schritt vor.
    »Was ficht Euch an, Duquesne? Achtet den Ernst der

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