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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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sich, noch festlich geschmückt mit Zypressenbäumchen und flatternden, bunten Wimpeln, der Vorplatz und an seinem fernen Ende drängte sich eine große Schar Menschen, die mit fasziniertem Entsetzen auf die gewaltige Ruine hinüberblickten.
    Die Betäubung wich und Duquesne atmete tief. Er hatte das Richtige getan. All diese Menschen wären in den Trümmern umgekommen, wenn er nicht die richtige Entscheidung getroffen hätte. Und auch er war mit dem Mädchen entkommen.
    Sie regte sich und Duquesne lockerte seinen Griff, ohne sie ganz freizugeben. Er sah auf die zierliche Gestalt in dem zerrissenen Kleid, die wirren, dunklen Locken und das dreckverschmierte Gesicht mit dem glitzernden Diamanten und den langen Brauen hinab und beinahe gegen seinen Willen lächelte er. Sie hatten es zusammen geschafft.
    »Ninian ...«
    »Lass mich!« Sie wand sich aus seinen Armen und stieß ihn so heftig von sich, dass er taumelte. Benommen sah er zu, wie sie auf eine kleine Gruppe mit einer Bahre zustolperte, die sich gerade aus dem großen Pulk löste und den Platz in westlicher Richtung überquerte. Sie warteten, bis Ninian sie erreicht hatte, und der kleine Mann, der neben der Bahre herlief, machte ihr Platz. Das Mädchen warf sich auf die Trage und umschlang die reglose Gestalt darauf mit beiden Armen.
    Die beiden Träger - der Bulle und ein Hüne im weißen Rüschenhemd - setzten sich in Bewegung und trugen ihre Bürde an der gaffenden Menge vorbei, bis sie hinter dem Rund des zerstörten Zirkus verschwanden.
    Duquesne rührte sich nicht.
    Er hatte sie auf seinen Armen durch das Verderben getragen, noch jetzt hing ihr Duft um ihn - ungestüm riss er den Stoffstreifen von seinem Hals und schleuderte ihn zu Boden. Selbst wenn die Trümmer sie nicht erschlagen hätten - ohne ihn wäre sie unter Tonnen von Stein gefangen, dem Hungertod preisgegeben, ausgelaugt von der Anstrengung, den Zirkus zusammenzuhalten. Und er wäre mit ihr begraben, er, den die Stadt jetzt dringender brauchte als jeden anderen Menschen!
    Sie hatte ihn benutzt, hatte sich von ihm retten lassen, für den anderen, den Lumpen - er krümmte sich, als er an ihre Worte dachte, ihre schmeichelnde, lockende Stimme, die ihn angespornt hatte. Unter den schwankenden Säulen, hatte er, wie von einem Blitz erhellt, Jermyn vor sich gesehen, bleich und leblos, verloren in Abertausenden von Geistsphären, und wieder war die törichte Hoffnung in ihm erwacht.
    Jetzt hatte sie ihn stehen lassen, ohne einen Blick, ohne Dank, all ihre Angst, ihre Zärtlichkeit hatte Jermyn gegolten, wie immer, wie immer ...
    »Duquesne, Duquesne! Den Göttern sein Dank ...«
    Überlaut riss Thybalts Stimme ihn aus seiner schamvollen Verbitterung.
    »Eilt Euch. Der Patriarch ...«
    Duquesne fuhr hoch.
    »Ist er verletzt?«
    »Schlimmer«, Thybalt zerrte drängend an seinem Arm, »kommt schnell, er stirbt!«
    Für einen Moment schwankte die Welt um ihn her, dann bezähmte Duquesne sich mit eisernem Willen und folgte Thybalt über den Platz. Mechanisch hob und senkte er die Beine und im Takt der Schritte hämmerten die Worte in seinem Schädel.
    Er stirbt, er stirbt ...
    Es war nicht möglich, sie hatten ihn rechtzeitig hinausgebracht ...
    Mit der flachen Seite des Säbels trieb Thybalt die Menge zurück, aber die Menschen wichen schon vor Duquesnes Miene zurück und öffneten eine Gasse zu dem Wall aus Sänften und Tragsesseln. Zwei Palastwächter bewachten den Durchlass.
    Duquesne stieß Thybalt beiseite und sprang in den inneren Kreis.
    Der Patriarch lag ausgestreckt auf dem Boden. Neben ihm kniete sein Leibarzt, er hatte das purpurrote Gewand und die schneeweiße Leibwäsche geöffnet und drückte mit beiden Händen auf die graubehaarte Brust des alten Mannes. Auf der anderen Seite kauerte die Fürstin ungeachtet ihrer goldenen Robe im Straßenschmutz. Die blauen Augen entsetzt geweitet, rang sie die Hände, dass die goldenen Ringe rote Striemen in die weiße Haut schnitten. Wirr hingen die Flechten ihrer kunstvollen Frisur um das verstörte Antlitz. Donovan stand totenbleich zu Füßen des alten Mannes und sah mit zitternder Unterlippe dem Todeskampf seines Vaters zu. Im Hintergrund drängten sich der Hohepriester und die Ratsherrn, und ein wenig abseits lehnte der Ehrenwerte Fortunagra mit angespannter Miene an einer Sänfte.
    Das Haupt des Patriarchen hielt Malateste in seinem Schoß, Tränen strömten über seine eingefallenen, bemalten Wangen, aber kein Laut kam über seine Lippen.
    Einer

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