AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)
Möbeln ebenso fehl am Platze schien wie die gedrechselte Schnupftabakdose, die der Kaufmann in den Fingern drehte. Seinen kahlen Schädel bedeckte eine flache Mütze aus bunt gewürfeltem Wollstoff, für den sein Volk bekannt war und in Dea belächelt wurde.
Battiste schlürfte den dünnen Aufguss und blickte sich zufrieden in dem behaglichen Gemach um, dessen Einrichtung zwar nicht von überlegenem Geschmack, jedoch von gediegenem Reichtum sprach. Den Geschmack würde er schon beisteuern.
»Ja, erzählt, Graf«, fiel Dame Enis ein. In einem schwachen Augenblick hatte Battiste erzählt, dass seine Familie unter den Kaisern einen Grafentitel getragen hatte. Sie war entzückt gewesen und ließ keine Gelegenheit aus, ihn damit anzureden, obwohl er schon lange reumütig gestanden hatte, dass die Patriarchen alle Titel abgeschafft hatten.
»Und lasst nichts aus, Erast, wir wollen alles hören«, fügte Violetta lächelnd hinzu. Ely ap Bede hatte den ganzen Zirkusbau als Narrheit abgetan und keine Karten für seine Familie erworben. So erzählte Battiste und über seinem Bericht wurde der Tee kalt. Zuletzt beschrieb er die Ratssitzung, an der er als Hauptmann der Palastwache teilgenommen hatte.
»Die edlen Herren wussten nicht, was sie tun sollten. Der überraschende Tod unseres Herrn«, seine Stimme schwankte ein wenig. Er hatte dem Patriarchen fünfundzwanzig Jahre getreulich gedient und fühlte seinen Verlust, »und Duquesnes gewagter Anspruch auf den Thron hatte sie so erschüttert, dass sie kaum ihre Gedanken sammeln konnten. Und ihre Umgangsformen hatten sie auch vergessen. Mehr als einmal musste Ralf de Berengar, der den Vorsitz führte, damit drohen, die Versammlung aufzulösen, so haben sie sich erregt. Schließlich einigten sie sich, beide Anwärter für sich selbst reden zu lassen. Duquesne sprach zuerst.«
Battiste schwieg und schwenkte nachdenklich den kalten Rest in seiner Schale.
»Ich muss sagen, ich war beeindruckt von dem, was er sagte. Er hatte sich gefasst, erhob keine Vorwürfe mehr gegen den jungen Herrn, sondern erklärte, der Patriarch habe sich in den letzten Wochen ganz und gar auf ihn verlassen und mehrmals gesagt, er wüsste nicht, was er ohne ihn tun solle. Außerdem kenne er wie kein zweiter die Gefahren, die der Stadt drohten, sowohl die inneren wie die äußeren. Nur er habe die Mittel, sie zu bekämpfen. Er sprach nicht schlecht, aber stolz und anmaßend, und er konnte keine Zeugen bringen, der seine Worte bestätigt hätte. Malateste, den er nannte, weigerte sich, die Gemächer des Patriarchen zu verlassen.« Seine Stimme nahm einen mitleidigen Klang an. »Armer alter Kerl, er hat viel mehr verloren als einen Herrn - aber sei’s drum, der Rat wollte ihn jedenfalls zu diesem Zeitpunkt nicht zwingen, Zeugnis abzulegen. Duquesne nannte auch andere Zeugen, nicht zuletzt Berengar, der oft dabei gewesen war, wenn der Patriarch Duquesne Vollmachten erteilt hatte. Berengar berief sich auf seine Stellung als Vorsitzender des Rates, als der er nicht für oder gegen einen der beiden Kandidaten Partei ergreifen dürfe. Duquesne gab sich den Anschein, als kümmere es ihn nicht, dass niemand ihn unterstützte. Er beharrte darauf, es sei der Wille des Patriarchen gewesen, dass er die Geschicke der Stadt lenke. Nach ihm ergriff der junge Herr das Wort, aber er hielt sich nicht so gut wie sein Gegner. Er stotterte und stammelte, dass es immer der Wunsch seines Vaters gewesen sei, ihn, den Sohn aus der rechtmäßigen Verbindung mit der ehrwürdigen Familie der Vesta, als Nachfolger zu sehen. Der Patriarch habe ihn ins Haus der Weisen geschickt, um ihn auf dieses Amt vorzubereiten - dabei verzog er ganz merkwürdig das Gesicht. Als letzten Trumpf führte er an, nur er könne wie der Patriarch die Stimme der Autorität gebrauchen. Das stimmt allerdings, ich habe es selbst erlebt. Duquesne erwiderte nicht ohne Hohn, dass er keine Stimme der Autorität brauche, damit die Leute täten, was er befehle, und auch das stimmt. Aber seine Worte brachten den jungen Herrn auf, so dass seine Stimme schärfer wurde. Mit seinen letzten Atemzügen habe der Patriarch zweimal die Worte ‚mein Sohn‘ gebraucht, niemand habe je gehört, dass er Duquesne als Sohn anerkannt hätte. Nur er, Donovan, könne damit gemeint sein. Da sah es so aus, als wollte Duquesne ihm an die Gurgel gehen, aber er beherrschte sich. So ging es hin und her. Die alten Familien unterstützten die Ansprüche des jungen Herrn, während andere,
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