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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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und links neben ihm aufprallten. Er spürte ihren Luftzug, jeder von ihnen hätte gereicht, um ihn oder das Mädchen zu erschlagen, aber wie durch ein Wunder wurden sie nicht getroffen. Als der Steinhagel sich gelegt hatte, sah er, dass die Trümmer einen kleinen Wall um sie bildeten und ungläubig erkannte er, dass er nur deshalb noch lebte, weil er so nah bei ihr gelegen hatte, dass die Steine mit ihm auch sie getroffen hätten. Sie war gefeit, so unbegreiflich es ihm auch scheinen mochte.
    Er schüttelte den Staub ab, der ihn bedeckte, half dem Mädchen auf und nahm sie wortlos auf die Arme.
    Der Korridor nahm kein Ende, Duquesne war zumute, als taste er sich schon eine Ewigkeit durch die stauberfüllte Düsternis, und er fragte sich, ob sie die Treppe nach unten übersehen hatten.
    Die Mauern erzitterten immer stärker, aus der Arena drang ohrenbetäubender Donner - wahrscheinlich stürzten die mächtigen Steinstufen in das Zirkusrund, nachdem ein Stützpfeiler nach dem anderen zusammenbrach. Auf dieser Seite hielten die Fundamente noch - weil sie die Anwesenheit des Mädchens spürten?
    »Da, die Treppe ...« Er sah den Schacht zu seiner Linken und rannte die ausgetretenen Stufen hinunter, Geröll knirschte unter seinen Stiefeln und einen Moment lang blieb er nach Atem ringend auf der kleinen Plattform stehen, wo die Treppe um die Ecke bog.
    Von unten schimmerte es hell und Duquesne konnte einen Seufzer der Erleichterung nicht unterdrücken. Der äußerste Bogengang konnte nicht mehr fern sein, wenn er sich recht besann, mussten sie in der Nähe des nördlichen Haupttores sein. Er packte Ninian fester und setzte den Fuß auf die oberste Stufe.
    »Duquesne ... Vorsicht!«
    Mit einem herzzerreißenden Knirschen riss die Treppe von der Plattform ab und sackte mehrere Klafter in die Tiefe. Gewarnt durch Ninians Aufschrei warf er sich mit aller Kraft zurück.
    Vor ihm klaffte ein vier Fuß breiter Spalt, die Treppe schwankte wie die schmale Deckleiter an Bord eines Schiffes. Es konnte nicht lange dauern, bis sie zusammenbrach. Wie erstarrt stand Duquesne vor der furchtbaren Lücke.
    »Spring, spring, Duquesne«, flüsterte Ninian und schmiegte sich an ihn. Er rührte sich nicht.
    »Es ist zu tief ...«
    Ihr Haar streifte seine Wange, als sie heftig den Kopf schüttelte.
    »Nicht dort hinunter - auf die Treppe«, rief sie über das Poltern hinweg, »spring, sie wird dich tragen, um meinetwillen!«
    Aber Duquesne zauderte. Die Verankerung der Stufen in der Wand bröckelte, das Schlingern des Mauerwerks verursachte ihm Übelkeit. Seine Beine gaben unter ihm nach und das zierliche Mädchen schien ihm zentnerschwer. Jeder Atemzug in der staubgeschwängerten Luft schmerzte. Ein solcher Sprung in seinem Zustand, belastet durch das Mädchen ... aber die Treppe würde ihn nur tragen, wenn er sie mitnahm ...
    Nie in seinem Leben war Duquesne näher daran gewesen, aufzugeben, und Ninian spürte es. Sie richtete sich ein wenig auf und schlang die Arme um seinen Hals. Ihre Lippen glitten über die staubige Wange des Mannes.
    »Spring, Duquesne«, wisperte sie, »keiner außer dir würde diesen Sprung schaffen, keiner, hörst du?«
    Sie fühlte, wie er den Atem anhielt. Dann spannten sich seine Kiefernmuskeln.
    »Ich kann dich so nicht weiter tragen, ich sehe nichts«, knurrte er.
    »Mach, was du musst, nur schnell ...«
    Er setzte sie ab. Beide waren sie grau gepudert, der Schweiß hatte schmutzige Spuren in ihre Gesichter gemalt. Sie sahen sich an, Verbündete im Kampf gegen einen übermächtigen Feind, und Ninian lächelte gerade in die eisblauen Augen hinein.
    Ein Brocken löste sich von der Treppe und schlug krachend im Stockwerk unter ihnen auf, der kurze Augenblick war vorüber. Duquesne bückte sich, nahm das Mädchen über die Schulter und trat dicht an die Abbruchkante. Er holte tief Luft, maß die Entfernung und sprang.
    Einen Moment lang glaubte er, sich verschätzt zu haben. Sein Magen hob sich in der Erwartung des furchtbaren Sturzes, doch stattdessen kam er so hart auf der Stufe auf, dass seine Zähne aufeinander schlugen. Er wankte, fand sein Gleichgewicht und begann, sich die Treppe hinunter zu tasten. Sie schwankte unter ihm wie ein rollendes Schiffsdeck und während er von Stufe zu Stufe lief, spürte er, wie der Stein unter seinen Schritten nachgab. Als er auf dem breiten Absatz in der Mitte der Treppe angekommen war, hörte er ein lautes Krachen hinter sich. Er fuhr herum - der Teil, über den er gerade

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