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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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Stunde!«
    Duquesne ließ die Hand des Toten fallen und erhob sich. Sein dunkles Haar und das makellose schwarze Gewand waren grau von Staub. Ein Ärmel hing in Fetzen und die Augen waren rotgerändert, aber sie standen wie Eissplitter in dem fahlen Gesicht. Die Vaterschaft des Verstorbenen war nicht zu leugnen.
    »Seid beruhigt, Castlerea, ich tue mehr als das. Ich achte den Willen meines Vaters. Ganz ohne Zweifel hat er mir die Sorge für Dea übertragen.«
    Das Stimmengewirr schwoll an, Donovan sprang auf.
    »Dem w...widerspreche ich«, rief er erregt, rote Flecken erschienen auf seinen Wangen, »jeder weiß, dass mein Vater mich zum Nachfolger bestimmt hat.«
    »Daran mag er in der letzten Zeit irre geworden sein«, gab Duquesne verächtlich zurück, »erschiene Euch das so abwegig?«
    Niemand wusste, was er meinte, aber die Röte in Donovans Gesicht vertiefte sich.
    »Ihr ... ihr Herren«, stammelte er, »ich rufe Euch zu Zeugen, ihr habt es oft genug gehört.«
    »Pah, sagt mir doch, edle Herren, wie dieser hier unsere Stadt schützen will«, unterbrach Duquesne ihn unbarmherzig, »wie der Patriarch verlangt hat? Durch Laute schlagen und Gedichte drechseln? Habt ihr über Euren Zänkereien um die besten Plätze in dieser Ruine tatsächlich vergessen, welchen Bedrohungen wir ausgesetzt sind?«
    »Wie könnt Ihr es wagen, so zu uns Ratsherrn zu reden, Bastard?«
    Guy d’Aquinas hatte sich vorgedrängt und bellte die Beleidigung heraus. Eine Ader pochte an seiner Stirn. Duquesne zuckte zusammen, das Blut schoss ihm ins Gesicht und seine Hand fuhr an den Griff seines Dolches.
    »Ihr Herren, ist hier der Ort, um diese wichtige Frage zu erörtern? Wollen wir über der sterblichen Hülle unseres verehrten Herrschers streiten wie Hunde um einen Knochen? Lasst sie in allen Ehren in den Palast tragen und wir wollen im Ratssaal entscheiden.«
    Der Ehrenwerte Fortunagra hatte seinen Platz an der Sänfte verlassen und trat zwischen die Streitenden. Seine vollendete Erscheinung brachte die erregten Männer zur Besinnung. D’Aquinas zog sich grollend zurück und Duquesne ließ die Hand sinken.
    »Wir wollen es halten, wie unser Freund, der edle und ehrenwerte Fortunagra es vorgeschlagen hat«, stimmte Castlerea zu. »Holt den Wagen des Patriarchen her und bringt ihn in den Palast. Dort soll er gekleidet und geschmückt werden und im Tempel Aller Götter aufgebahrt werden. Ehrwürdiger Vater«, wandte er sich an den Hohepriester, »verkündet dem Volk von Dea, dass die Götter ihren Herrn und Fürsten zu sich gerufen haben. Wenn wir seinen Nachfolger bestimmt haben, wollen wir ihn zur letzten Ruhe betten. Zur sechsten Stunde werden wir uns zur Beratung einfinden, um die Ansprüche anzuhören und abzuwägen.«
    Einen unheilvollen Moment lang maßen sich die Halbbrüder, nickten kaum merklich und wandten sich ab. Sogleich geriet die ganze Gesellschaft in hektische Betriebsamkeit und auf einen Wink Duquesnes, der bei allem, wonach er streben mochte, immer noch Hauptmann der Stadtwache war, begannen seine Leute, die Menge auseinanderzutreiben. Sie trafen auf wenig Widerstand. Die Menschen waren viel zu sehr damit beschäftigt, zu bereden, was sie erlebt und gehört hatten und bei Sonnenuntergang hatten sich die Gerüchte wie Spinnengewebe über die Stadt gelegt.
     
    Einige wussten mehr als nur Gerüchte zu berichten.
    »Ich habe selten gesehen, dass es auf einer Ratssitzung derart zugegangen ist. Meiner Treu, es fehlte nicht viel und sie wären handgreiflich geworden. Ah, ich danke Euch, Violetta ...«
    Battiste nahm die dampfende Tasse aus den Händen seiner zukünftigen Braut entgegen und lächelte ihr zu. Sie errötete und setzte sich auf den Diwan an die Seite ihrer Mutter, die dem kleinen Zeremoniell wohlwollend zugesehen hatte. Der Hauptmann hatte sich daran gewöhnt, dass im Hause seiner künftigen Schwiegereltern abends statt Wein ein Aufguss aus getrockneten Kräutern gereicht wurde. Wenn auch das Stadthaus des reichen Kaufmanns nach der letzten Mode eingerichtet war und die Damen sich in die elegantesten Roben kleideten, so folgten sie doch in vielem den Bräuchen ihrer gebirgigen Heimat. Dazu gehörte, dass man sich am Abend zusammenfand, um die Ereignisse des Tages zu besprechen und Verlobte nicht nebeneinander sitzen durften, bevor man nicht die Brautgeschenke getauscht hatte.
    »Erzählt«, forderte Ely ap Bede Battiste auf und setzte sich in seinem fellbehangenen Lehnstuhl zurecht, der zwischen den zierlichen

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