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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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nachts löst dich einer von den Quacksalbern ab.«
    »Ach, ich trau ihnen nicht, Cosmo, ich kenne dich doch besser als sie alle.«
    »Ja, wir waren jung zusammen, nicht wahr?« Der Patriarch starrte vor sich hin. »Hast du auch solche Träume, Malateste? Die Gesichter - an manche habe ich seit Jahrzehnten nicht gedacht. Ob es stimmt, dass wir zur Rechenschaft gezogen werden nach unserem Abgang? Kein angenehmer Gedanke, alter Freund! Nein, ich werde nicht mehr schlafen, es reicht, wenn sie mich nach meinem Tode angrinsen. Bring mir zu trinken und dann reich mir die Berichte von Violetes über die Bauarbeiten am Zirkus, das wird mir die Grillen vertreiben. Die Kostenvoranschläge, die er macht, sind wenigstens wirkliche Schrecken.«
    Malateste versorgte seinen Herrn mit allem, wonach er verlangte, und schließlich saß der alte Mann ganz behaglich in seinen Kissen und studierte durch ein geschliffenes Augenglas die langen Zahlenreihen. Der Kammerherr wollte sich zurückziehen, da ließ der Patriarch das Dokument sinken.
    »Warte, sende nach meinem Sohn, sobald die Stunde es erlaubt, und sorge dafür, dass wir nicht gestört werden. Ach ja, und lass ihm sagen, er soll sein Klimperding mitbringen.«
     
    Der Vormittag war weit fortgeschritten, als Donovan in seine Räume zurückkehrte. Seine Laute hielt er behutsam wie ein Neugeborenes im Arm, während er wie im Traum durch die weitläufigen Korridore des alten Palastes wanderte und weder die ehrerbietigen Grüße noch die belustigten Blicke beachtete.
    Die Langmut Bonventuras, der ihm neugierig entgegensah, wurde erneut auf eine harte Probe gestellt, denn Donovan war kaum durch die Tür, als er seinen Kammerherrn mit einer zerstreuten Handbewegung entließ und ihm die Schmach antat, hinter ihm abzuschließen.
    Als ob Bonventura jemals an Türen gelauscht hätte - von dringenden Notfällen abgesehen! Es empörte ihn so, dass er den Lakaien, die vor der Tür standen, nicht einmal ihr freches Feixen verwies.
    Donovan verharrte einen Moment reglos im Zimmer, bevor er ans Fenster trat und, wie gewöhnlich, nach einer neuen Botschaft Ausschau hielt. Dann schloss er die schweren Blenden, nur hier und da fiel ein dünner Lichtstrahl herein. Trotz des Unbehagens, das er in dunklen Räumen empfand, entzündete er keine Kerze, sondern tastete sich an den Instrumententisch, auf dem er die Laute abgelegt hatte und sank in den Stuhl.
    Es war ebenso dunkel gewesen, als Bonventura ihn in der Frühe geweckt hatte ...
     
    »Wacht auf, junger Herr, der Patriarch verlangt nach Euch.«
    »Was ...« Donovan fuhr erschrocken hoch, »was ist mit ihm? Ist er ...«
    »Ihr sollt zu ihm kommen und er wünscht, dass Ihr Eure Laute mitbringt.«
    Donovans Herzschlag beruhigte sich, der Vater würde nicht im Sterben liegen, wenn ihm nach Lautenspiel zu Mute war. Wahrscheinlich lag er wach und langweilte sich.
    »Als sei ich irgendein Bänkelsänger. Auf den Gedanken, Staatsgeschäfte mit mir zu besprechen, kommt er nicht«, dachte Donovan missmutig, während er sich ankleidete. Er hasste es, früh aufzustehen.
    Aber der Vater fragte nicht nach der Laute. Kaum hatte Donovan sein Schlafgemach betreten, schickte er Malateste weg und befahl dem jungen Mann, die Tür abzuschließen, den Leuchter zu entzünden und die Blenden vorzulegen.
    »Setz dich und hör mir zu. Weißt du, mein Sohn«, begann er und räusperte sich umständlich, »in diesen Tagen habe ich oft an deine Mutter gedacht. Sie war eine gute Frau, mir an Rang und Herkunft weit überlegen, aber sie hat es mich niemals spüren lassen. Als ich sie zu meiner Gemahlin und Patriarchin von Dea machte, wollte ich ihr ein Zeichen geben, das sie über alle anderen Frauen erhob. Einen Stirnreif besitzen viele vornehme Damen und in meinem Besitz befand sich nichts, was sich an Alter und Wert etwa mit dem Brautdiadem der Castlerea messen konnte. So verfiel ich auf etwas anderes, auf etwas Altes und Wunderbares. Hilf mir!«
    Er streckte Donovan den Arm hin und mit einiger Mühe zog der junge Mann seinen Vater aus dem Bett und setzte ihn in den Lehnstuhl.
    »Greife unter den untersten Pfühl, ganz tief darunter, spürst du etwas wie ein dickes Brett? Nimm es heraus und bring es mir.«
    Donovan zog den armlangen, zwei Handspannen breiten Gegenstand heraus, der zu leicht für ein massives Brett von dieser Größe war. Im Schein der Kerzen sah er, dass es ein flacher Kasten von schwarzem Holz war, zu solchem Glanz poliert, dass er sich darin spiegeln konnte.

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