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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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weißt, dass Ava das Erdbeben aufgehalten und dir, uns allen, das Leben gerettet hat«, fuhr er fort. »Aber du hast sie unnötig in Gefahr gebracht, es war eine große Anstrengung für sie und weder sie noch wir wussten, ob sie dieser Aufgabe gewachsen sein würde. Sie ist stark, aber auch ihre Kraft hat nur gerade gereicht. Trotzdem solltest du nicht versuchen, dich mit ihr zu messen, das habe ich dir schon einmal gesagt.«
    Jermyn fuhr auf, zornige Röte schoss ihm ins Gesicht, doch der Vater drückte ihn auf den Stuhl zurück und fuhr eindringlich fort:
    »Eine große Aufgabe wartet auf sie. Sie ist die Thronerbin und ihr Volk braucht sie. Tillholde ist ein armes Land, geplagt von Steinschlägen und Erdbeben. Seine Hoffnung liegt in dieser jungen Frau und es wäre ein großes Unglück, wenn ihr etwas zustieße oder wenn jemand zwischen sie und ihre Aufgabe käme.«
    Feuer flammte in den schwarzen Augen auf, aber Vater Dermot hielt dem mörderischen Blick gelassen stand und schließlich senkte Jermyn geschlagen den Kopf.
    »Wann soll ich gehen?«
    »Morgen früh wirst du aufbrechen. Wir geben dir Kleidung und Nahrung für den Weg, ein wenig Geld und ein Schreiben an die Brüder, die in der Welt leben. Ich rate dir, nicht nach Dea zurückzukehren. Dort lauern zu viele Versuchungen und Gefahren für dich. Menschen mit deinen Fähigkeiten werden überall gern gesehen. Suche dir einen ehrenhaften Fürsten oder Stadtherren und hilf ihm, die zerstörerischen Mächte in seinem Reich zu bekämpfen, so wirst du Ehre und Anerkennung gewinnen. Ich glaube, du hast gute Kräfte in dir, es ist der rechte Zeitpunkt für dich, Abschied zu nehmen. Wir werden uns morgen noch einmal sehen. Du bist entlassen.«
    Als Jermyn vor Vater Dermots Zelle stand, war er wie betäubt. Die letzten Worte des Vaters hatte er kaum wahrgenommen.
    Morgen früh – er sollte Ninian überhaupt nicht mehr sehen. Eine große Angst stieg in ihm auf. Wenigstens einmal noch musste er ihr gegenüberstehen, sonst würde er nicht den Mut aufbringen, sich der ungewissen Zukunft zu stellen. Es konnte nicht sein, dass sie ihn ohne ein Zeichen gehen ließ, er musste noch ein letztes Mal mit ihr sprechen.
     
    Der Rebenmond neigte sich seinem Ende zu, am Fuße der Berge war es vor Sonnenaufgang schon herbstlich kühl. Auch die ersten Sonnenstrahlen brachten nur eine schwache Erinnerung an die Hitze des Sommers und Ava war froh über den blauen Umhang, den sie fest um sich gewickelt hatte.
    Eine Wegstunde weit war sie auf Geheiß der Väter in das Hügelland hinaufgestiegen und hatte an dem schwarzen Monolithen, dem ersten Sendboten des Felsengebirges, auf den Aufgang der Sonne gewartet. Das Morgenlicht glänzte schon eine Weile auf der glatten Oberfläche des gewaltigen Steines, aber Ava kauerte immer noch auf dem flachen Felsen, in den die Knie unzähliger Versenkung Suchender eine tiefe Mulde gebohrt hatten.
    Seit ihrer Ankunft hatte sie den Umhang nicht mehr getragen und als sie den weichen Flor unter ihren Händen spürte, dachte sie finster, wie unbeschwert sie gewesen war. Jetzt gingen ihre Gedanken im Kreise und von dem zermürbenden Streit in ihrem Inneren taten ihr Kopf und Herz weh.
    Sie war nicht auf den schneidenden Schmerz gefasst gewesen, der sie durchfahren hatte, als die Erdmassen Jermyn zu verschlingen drohten. In diesem Moment hatte sie erkannt, dass er allein zählte auf der Welt und ohne zu überlegen war sie losgelaufen, um ihn zu retten. Es war ihr gleich gewesen, ob sie die Kraft hatte, das Erdbeben aufzuhalten. Sie musste es versuchen oder mit ihm sterben.
    Sie fühlte sich immer noch leer und ausgelaugt von der Anstrengung, aber sie hatte nicht anders handeln können, seinen Tod hätte sie nicht ertragen. Seit sie aus ihrer Ohnmacht erwacht war, begleitete sie diese Gewissheit in jedem wachen Augenblick.
    Wilde Freude durchflutete sie, wenn sie an ihn dachte und einen Moment lang gab sie sich dem Gefühl hin, das sich wie eine feurige Blume in ihrem Herzen entfaltete. Trotz der morgendlichen Kühle wurde ihr heiß unter dem dichten Umhang.
    Ava sprang auf. Sie wollte nicht so für ihn fühlen. Wenn sie ihn sah, durfte er ihr nichts anmerken. Er musste denken, dass er ihr gleichgültig war. Sie lachte verzweifelt. Was machte sie sich vor? Gestritten hatte sie mit ihm, wütend war sie auf ihn gewesen, aber gleichgültig war er ihr schon lange nicht mehr.
    Warum war sie immer wieder zum Turm gegangen? Nur dadurch waren sie sich so nahe

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