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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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versammelt hatte, beobachteten sie atemlos. Es schien ihnen, als sauge der Boden das Mädchen ein. Plötzlich schwankte sie und wäre aufs Gesicht gefallen, hätte nicht Jermyn, der neben ihr geblieben war, sie an den Schultern festgehalten. Sie schüttelte seine Hände ab und sprang auf.
    »Das ist kein Erdbeben«, schrie sie. »Es ist ein Erdgeist, er wird gleich hervorstoßen. Seht nur, dort!«
    Alle Blicke folgten ihrem ausgestreckten Arm und ein Schrei stieg aus vielen Kehlen.
    Zwischen Mauer und Wegkreuzung brach die Erde auf, riesige Erdschollen schoben sich übereinander und türmten sich zu einem mächtigen, kreisförmigen Wall. Rauch quoll hervor, Funken sprühten und eine feurige Lohe schoss mit ungeheurer Gewalt hoch über die Mauer in den Himmel hinauf.
    Die Leute schrien und rannten in wilder Panik davon. Nur Vater Dermot, Vater Troy, Ava und Jermyn blieben zurück und starrten zu der Fontäne aus glutflüssigem Gestein empor.
    »Was ist das?«, schrie Jermyn über das laute Tosen hinweg.
    »Ein Erdgeist«, schrie sie zurück, »sie leben in der Erde und halten sie lebendig. Sie schaffen Berge ...«
    »Hier dürfte sich keiner zeigen«, rief Vater Troy, »das Gestein ist uralt, hier gibt es keine Erdgeister mehr.«
    »Sagen wir ihm das«, lachte Jermyn, »er scheint es nicht zu wissen.«
    Flüchtig bewunderte Ava seine Kaltblütigkeit, aber auch sie empfand keine Furcht, eher eine wilde Freude, diesen Wesen zu begegnen, deren Schatten sie so oft gesehen hatte. Doch die Väter lachten nicht.
    »Etwas muss ihn angelockt haben, er sollte hier nicht sein. Das Gestein wird ihn als Fremdkörper abstoßen und wir werden keine Ruhe mehr haben«, rief Vater Troy besorgt.
    Die Glutsäule zog sich zu einer groben Gestalt zusammen, sie erkannten einen langgezogenen Kopf, einen Rumpf und gewaltige Gliedmaßen, die in ständiger Bewegung hin und her schwangen. Es war, als blicke sich das Geschöpf suchend um. Nun beugte es sich nieder und holte aus dem Loch im Boden einen riesigen Lavabrocken, den es auf den Erdwall türmte.
    »Er fängt an zu bauen. Wir müssen ihn aufhalten, bevor er uns ein ganzes Gebirge vor die Nase setzt«, jammerte Vater Troy.
    »Kann er empfinden?«, rief Jermyn über das Rumpeln der Erdmassen. »Kann er uns verstehen?«
    Ava sah ihn überrascht an. »Ich weiß es nicht. Was hast du vor?«
    Jermyn ging entschlossen auf das riesige Wesen zu.
    »Ich werde ihm sagen, dass er nicht erwünscht ist!«
    »Warte«, rief Vater Dermot warnend, »das geht nicht so einfach, allein bist du zu schwach. Wir müssen unsere Kräfte vereinen.«
    Aber Jermyn hörte ihn nicht mehr. Dies war die Gelegenheit, auf die er gewartet hatte. Jetzt konnte er ihnen zeigen, wie stark er geworden war. Wenn es ihm gelang, diesen Erdgeist zu lenken, musste er niemanden mehr fürchten, er wäre unbesiegbar. Und Ninian sollte sehen, dass er ihr, zumindest darin, ebenbürtig war.
    Der Erdgeist hatte begonnen abzukühlen, er schrumpfte und eine schwärzliche Kruste bildete sich über den glutflüssigen Gliedern. Als ein steinerner Koloss ragte er über dem winzigen Menschen auf. Doch die Hitze, die von ihm ausstrahlte, war immer noch so groß, dass sie Jermyn versengte, als er sich dem Geschöpf näherte. Er blieb stehen und hob schützend die Hände vor die Augen. Durch die Finger blinzelte er zu dem gewaltigen Kopf viele Fuß über sich empor. Das Gesicht war wie aus Felsen gehauen, doch aus den Augen loderten die Flammen seines feurigen Inneren.
    Vater Troy schüttelte erregt den Kopf.
    »Wir müssen warten, bis er sich noch weiter abgekühlt hat, dann ist es nicht so gefährlich, mit ihm in Verbindung zu treten. Der törichte Junge hat nicht genug Erfahrung. Der Zusammenprall kann ihn töten und den Erdgeist in Wut versetzen, wir wissen zu wenig von diesen Wesen. Jermyn, warte!«
    Doch es war zu spät.
    Wie er es unzählige Male geübt hatte, verschloss Jermyn sich gegen alles, was von außen auf ihn eindrang. All seine Gedanken aber zog er zusammen, bis sie sich in einem einzigen bündelten, den er wie einen Speer mit der ganzen Kraft seines Geistes in das fremde Bewusstsein stieß.
    Geh! Wir haben dich nicht gerufen, wir wollen dich nicht! Verschwinde!
    Der Zusammenprall war schier unerträglich, ein feuriges Meer schlug über ihm zusammen und er erfuhr, dass der Erdgeist in der Tat ein empfindendes Wesen war. Enttäuschung und gewaltiger Zorn trafen ihn wie ein Schmiedehammer. Die Sperren hielten, sonst wäre sein Geist

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