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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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weil sie 'n hübsches Frätzchen hatte.«
    Unwillkürlich dachte er daran, wie Ninian geweint hatte, als er ihr die Qualen der Straßenkinder beschrieb. Er hatte sie verletzen wollen, um sie aus ihrer glücklichen Ahnungslosigkeit zu reißen und dann hatte er ihre Tränen nicht ertragen ...
    LaPrixa entging sein Unbehagen nicht. Ihre dunklen Augen glitzerten neugierig und boshaft. Schnell sprach er weiter.
    »Kannst du dich an einen erinnern, der einen auffälligen Ring trug, einen Goldring mit einem Achatauge?«
    LaPrixa überlegte lange und Jermyn konnte seine Ungeduld kaum beherrschen.
    »Ja«, sagte sie endlich, »ja, ich erinnere mich. Er war einer der ersten und er kam wieder, um die Vergoldung aufzufrischen, weil der Nagel gewachsen war. Doch, – der Ring ist mir aufgefallen. Geht's dir darum?«
    Jermyn nickte. Das Jagdfieber vertrieb alle anderen Gedanken aus seinem Kopf. Vielleicht war er seinem Ziel ganz nahe.
    »Kennst du den Mann? Seinen Namen oder seine Zugehörigkeit?«
    Aber diesmal enttäuschte sie ihn.
    »Nein, ich frag meine Kunden nicht nach dem Namen. Die meisten würden ihn auch nicht nennen. Zugehörigkeit? Ganz arm schien er nicht zu sein, immerhin konnte er meine Preise zahlen. Gekleidet war er wie ein Geck, kostspielig und viel bunter als du. Ach ja, und seine Ohrläppchen waren nicht gekappt, wenn's dir weiterhilft.«
    »Also kein Gefolgsmann.«
    Jermyn rieb sich das Kinn, aber die Hautstecherin widersprach ihm.
    »Ist nicht unbedingt gesagt. Könnte ein Verwandter des Patron sein, dann kappen sie nicht.«
    »Scheinst dich gut auszukennen, LaPrixa.«
    »Was glaubst du, wie viele schon unter meinem Messer geblutet haben, mein Kleiner«, spottete sie.
    »Und was ist mit dir? Wem gehorchst du?«
    Jermyn beugte sich vor und berührte sanft ihr beringtes Ohr, an dem das Ohrläppchen fehlte. Sie schlug seine Hand weg.
    »Finger weg, das geht dich nichts an. Ich folge niemandem mehr, ich bin meine eigene Patronin und du bist ein unverschämter Hurensohn.«
    »Kann schon gut sein«, erwiderte er ungerührt, »ich wollte dir nicht zu nahe treten. Hör zu, gib mir Bescheid, wenn der Mann in deinen Laden kommt. Bedien ihn oder halt ihn fest oder schlag ihn nieder, aber halt ihn auf, bis ich da bin.«
    »Und warum sollte ich dir den Gefallen tun? Oder willst du mich zwingen?«
    LaPrixa verschränkte die Arme vor ihrem üppigen Busen und musterte ihn herausfordernd. Jermyn lächelte.
    »Das wird nicht nötig sein. Ich denke, du bist eine gute Geschäftsfrau, und wenn mein Plan gelingt, kannst du ein schönes Sümmchen für deine alten Tage beiseitelegen. Und außerdem hast du den Kerl am Wickel, der dein Mädchen gequält hat. Du kannst ihn für dich behalten, wenn ich mit ihm fertig bin, denn mein Gefolgsmann – wenn du erlaubst«, er machte eine spöttische kleine Verbeugung, »legt keinen Wert auf seine abgeschnittenen Ohren.«
    LaPrixa schwieg, aber er sah, wie es in ihr arbeitete.
    »Also gut«, sagte sie langsam, »du bist zwar ein überheblicher Mistkerl, aber dein Angebot klingt nicht schlecht. Ich würd's den Schweinen gerne heimzahlen und mir gefällt, dass du auf eigene Rechnung arbeitest, nicht für einen Scheißpatron wie Fortunagra«, sie spuckte zielsicher in den Messingnapf neben seinem Stuhl, »ich werde mich melden, wenn der Kerl mit dem Ring hier auftaucht und auch meine Mädchen im Badehaus auf ihn ansetzen. Sag mir deinen Namen und dein Quartier.«
    »Ich bin Jermyn und lebe in dem Palast mit der Nischenfassade im Ruinenfeld. Mein Gefolgsmann heißt Wag, er wartet draußen auf mich. Hier ist dein Lohn«, er warf ihr die Münze nachlässig zu, so dass sie sich strecken musste, um sie zu fangen. Ihr hässliches Gesicht verdüsterte sich und einen Moment lang sah es so aus, als wolle sie ihm das Goldstück vor die Füße werfen. Ihr Geschäftssinn siegte und sie ließ das Geld in den Weiten ihrer Röcke verschwinden.
    »So, du wohnst im Ruinenfeld. Muss einsam sein, zwischen all dem Geröll, oder?«
    »Es gefällt mir so«, erwiderte er sanft, aber ein drohender Unterton schwang in seiner Stimme mit, »und ich merke sofort, wenn jemand kommt, LaPrixa.«
    Mit einer weiteren schwungvollen Verbeugung ging er zur Tür. Als er sie öffnete, trat er einen Schritt zurück. Eine junge Frau stand vor ihm, die Hand zum Klopfen erhoben.
    »Oh, holla ...«
    Sie lachte ihn an, als er beiseite trat, um sie einzulassen. Ein hübsches, dralles Mädchen, ihre Röcke waren hoch geschürzt, die bloßen

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