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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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umdrehten, mussten sie ihn entdecken.
    In seiner Not begann Wag drauflos zu schwatzen und sein Stammeln war nicht gespielt.
    »Ach, n...nee, gnä...gnäd'ger Herr, ru...ruf nich die Wache, m...mein P...Patron sch...schlägt mich t...tot, w...wenn er mich hi...hier findet.«
    »Gehörssu hier ins Haus?«, fragte der erste Mann, ein feister Kerl mit Hängebacken.
    »M...mein Patron is hier«, wimmerte Wag, »e...er hat mir ver...verboten rauszugehn, aber ich hab's doch getan un jetz hab ich kein Schlüssel nich un er prügelt m...mich ssowissso immer.«
    Wag verschluckte sich an seinem Gestammel und fing an zu heulen. Der zweite Mann stieß seinen Genossen an und lallte:
    »Lass doch die Memme, der sch...scheiß sich doch glllleich die Hosen voll. K...komm, wir haun hier ab. Is 'ne un...ungesunde Gegend.«
    Der andere zuckte die Schultern und zu Wags grenzenloser Erleichterung trollten sie sich schwankend. Als sie verschwunden waren, kam Leben in Jermyns reglose Gestalt. Er glitt an dem Seil herab und löste dabei die Klammern. Unten angekommen, warf er Wag einen bösen Blick zu.
    »Das war ja 'ne Meisterleistung«, knurrte er, »was hättest du gemacht, wenn die beiden in dem Haus gewohnt hätten?«
    »Ah was, wer brunzt schon an seine eigene Hauswand? Außerdem warn das zwei Landeier«, meinte Wag übermütig, »die kann man doch leicht reinlegn.«
    »So? Eben warst du nicht so locker, sollte mich nicht wundern, wenn du dir wirklich in die Hosen geschissen hast.«
    Wag schwieg beleidigt. Seiner Meinung nach hatte er sich wacker geschlagen. Aber Jermyn ärgerte sich zu sehr über sein eigenes Versagen, um Rücksicht auf Wags Gefühle zu nehmen. Wortlos zog er die Stiefel an und verstaute das Seil.
    »Was is mit die Haken, Patron?«, fragte Wag zaghaft, als Jermyn sich in Bewegung setzte.
    »Die bleiben drin, für den nächsten Versuch.«
    Wag schulterte seufzend den Beutel und folgte ihm. Sie mieden die großen Straßen und schlichen durch stille Gassen zum Ruinenfeld. Wag trottete müde und unglücklich hinter Jermyn her, der auch nicht wie sonst daher stolzierte. Ab und zu bewegte er den Kopf und rieb sich den Nacken.
    »Was is los, Patron?«, flüsterte Wag.
    »Ich weiß nicht genau. Hab' mir was gezerrt, an dem letzten Stück. Ich merk schon, wie alles steif wird, verdammte Scheiße. Die nächsten Tage kann ich das Klettern vergessen.«
    »Och, 'n heißes Bad und 'ne Abreibung und du bist so gut wie neu«, erklärte Wag eifrig und hätte sich gleich darauf ohrfeigen mögen. Wenn Jermyn nicht klettern konnte, brauchte sein armer Gefolgsmann auch nicht auf der Schwelle des Ehrenwerten Fortunagra Schmiere stehen.
    Aber es war zu spät, Jermyn drehte sich um.
    »Was weißt du denn davon?«
    »Kannte mal 'nen Faustkämpfer, der machte das immer, um seine Muskeln zu lockern«, erwiderte Wag bedrückt.
    »So, machte der das?«, sagte Jermyn abwesend. Eine Weile war es still, dann holte er tief Luft und murmelte:
    »Also gut, wir bringen unser Zeug weg und gehen zu LaPrixa.«
     
    Der Dunst, der ihnen am Eingang des Badehauses entgegenschlug, legte sich wie ein nasses Tuch um sie und verschlug ihnen den Atem. Durch die Schwaden in der Türöffnung hinter der Schranke konnte man in die große Halle sehen. Ein Holzzuber stand dort neben dem anderen und obwohl die Tempelglocken schon die dritte Stunde des neuen Tages eingeläutet hatten, waren die meisten besetzt. Jermyn verzog das Gesicht.
    »Auf so viel Gesellschaft habe ich keine Lust.«
    »Wenn de zahlst, kannste auch für dich allein baden«, Wag war schon an das Pult getreten und deutete auf die Stapel bunter Tonscheiben. Der hünenhafte Türsteher nickte zu seinen Worten. Unter dem Lederwams war sein Oberkörper nackt und man konnte die bizarren Bilder bewundern, die jedes Fleckchen Haut bedeckten. Er war ein lebendes Aushängeschild für die hervorragende Arbeit seiner Herrin.
    Jetzt grinste er und seine Augen verengten sich zu Schlitzen.
    »Kleine Mann hat recht. Für Kupfermünze gibt's weiße Stein, das is Halle, für Silber rot, das is Einzelbad, für Gold schwarz, das is Einzelbad – mit Bademädchen! Also, was darf's sein, edler Herr?«
    Jermyn warf eine Kupfermünze auf den Tisch und sagte:
    »Die Halle für ihn.«
    Er reichte Wag die weiße Scheibe und machte eine Kopfbewegung zur Tür hin.
    »Schau zu, dass du sauber wirst.«
    Wag nahm zögernd die Scheibe.
    »Un du Patron? Soll ich nich bei dir bleiben un dir zur Hand gehen?«
    »Das fehlt mir gerade

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