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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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noch unter die Haube ...«
    Verstört sah die junge Frau auf und ihr Blick fiel auch auf Jermyn, der über der Menge an seinem Laternenpfahl hing. Ungeniert starrte er sie an und vor den unverschämten, schwarzen Augen schrak sie zusammen. Er hielt sie nicht fest und sie blickte krampfhaft nach vorn zum Eingang des Tempels, aber auch dort schien sie keine Erleichterung zu finden. Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht, die Hände krallten sich in das kostbare Gewebe ihres Gewandes. Jermyn spürte die Angst, die sie umgab, selbst über seine Sperren und die brodelnden Empfindungen der Menge hinweg.
    Er beugte sich vor, um zu sehen, was ihr solche Furcht einjagte und fand sich Auge in Auge mit Duquesne. Jetzt erst merkte er, dass ihm die Kapuze bei der Kletterei vom Kopf gerutscht war. Es konnte gut sein, dass ihn der Bastard erkannt hatte, seine auffälligen Haare mussten in der Frühlingssonne leuchten ... Ohne länger zu warten, rutschte Jermyn von dem Pfeiler herunter, zog die Kapuze über und verschwand in der Menge. Er war zufrieden mit dem, was er gesehen hatte.
     
    »Sie wirkte niedergeschlagen und ich glaube nicht, dass es ihr das Herz bricht, wenn sie den Sasskatchevan nicht heiraten darf. Solche Ehen werden doch nur aus Berechnung geschlossen«, Jermyn spuckte aus. »Irgendetwas hat sie aber damit zu tun. Sie sah aus, als würde sie bald abkratzen, vielleicht hat sie die Schlüssel geklaut.«
    »Aber Vitalonga hat doch gesagt, die Schlüssel sin gar nich weg un sie ham den Raub erst entdeckt, als sie den Schatz für die Hochzeit holen wollten un das Versteck leer war. So hast du es mir doch erzählt, Patron«, rief Wag zu ihm hinauf.
    Sie hatten sich in der Dämmerung am Rande des Ruinenfeldes getroffen. Jermyn tänzelte über die Reste einer alten Mauer, die einst einen weitläufigen Garten umgeben hatte. Jetzt blieb er stehen.
    »Schlüssel kann man nachmachen. Sie hat sie jemandem für kurze Zeit überlassen und dann zurückgelegt. Ich frage mich nur, warum?« Er sprang über eine breite Lücke.
    »Kannste nich runterkommen, Patron?«, jammerte Wag. »Ich krieg 'nen Krampf im Hals, wenn ich immer zu dir hochstarre un du brichst dir noch das Genick, wenn du bei dieser Dunkelheit da oben rumturnst.« Jermyn lachte überlegen, aber er sprang auf den Weg hinunter. Wag schwatzte munter drauf los. Es störte ihn nicht, dass Jermyn nur zerstreut zuhörte.
    »Vor'm Patriarchenpalast warn alle Spielfelder besetzt, die jungen Herrlein ham hoch gespielt, einer hat mir was geschenkt, weil ich sein Goldstück zurückgebracht hab, als es davongerollt war, un ich hab damit gewettet, hier, schau was ich gewonnen hab. Schau doch ... na, denn nich.«
    Achselzuckend steckte er die Halbsilbermünzen ein und redete weiter.
    »Warn alle nich schlecht lustig, die Junker. Besonders über den Herrn Donovan ham se hergezogen. Er is immer noch nich zurück von seiner Reise un se ham gesagt, er bringt se gleich mit, seine Fürstin aus den Bergen un bald gibts hier doch 'ne große Hochzeit mit Fressen un Saufen für alle ...«
    »Was!«
    Es riss Wag herum, so wild hatte der Ausruf geklungen. Jermyn war stehengeblieben und selbst bei der zunehmenden Dunkelheit sah Wag die Glut, die in seinen Augen loderte.
    »Was ist mit Donovan und einer ... einer Fürstin aus den Bergen?«
    »Na, e...es heißt d...doch schon s...seit 'ner W...weile, dass der P... patriarch den jungn Herrn mit 'nem Fräulein aus den Bergen verheiratn will«, stammelte der kleine Mann, seine lose Zunge verfluchend, »un dass er die Reise macht, um se zu holen ... he, was haste denn?«
    Jermyn hatte ihn stehen lassen und war davongestürzt.
    »He, Patron, wo rennste denn hin? Ach, Dreck, kenn sich einer mit dem Kerl aus.« Verstört begann auch Wag zu laufen, die wilde Verzweiflung in Jermyns Miene machte ihm Angst.
    Beide hatten den Mann nicht bemerkt, der in einer Mauernische verborgen den Vorfall beobachtet hatte. Er löste sich aus dem Schatten und schlenderte, gemächlich Abstand haltend, hinter Wag her.

4. Kapitel
    12. Tag des Weidemondes 1464 p. DC
nach Einbruch der Dunkelheit
    Wie von Sinnen stürmte Jermyn zur Galerie hinauf, ohne auf Wag zu achten, der hinter ihm her hechelte.
    »Oi, Patron, warte doch! Was haste denn? Patron ...«
    Die ängstliche Stimme verhallte, als er durch die düsteren Räume ins Freie stürzte. Schwarz und massig ragte der Wachturm über den Trümmern der zerstörten Zimmerflucht in den Nachthimmel. Jermyn stieß sich die Zehen blutig,

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