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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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zürnt ihm, weil er es wagte, Euch vorzuwerfen, Eure Ärmel seien übermäßig gepufft und für die Tageszeit unpassend. Gesteht es nur!«
    Die Fürstin hob hochmütig das Kinn und begann, heftig mit einem charmant bemalten Fächer zu wedeln. Dann runzelte sie unmutig die dünnen Brauen. »Setzt Euch doch, Thalia, ich mag nicht immer zu Euch aufschauen, Ihr seid so groß.«
    Die Angeredete raffte ihre Röcke zusammen und ließ sich würdevoll in einem zierlichen Sessel nieder, der die schimmernde Fülle kaum fassen konnte.
    »Auch Sabeena begünstigt Kaye,« sagte sie mit ihrer dunklen, rauchigen Stimme, die mehr Glut vermuten ließ, als ihr majestätisches Äußeres glauben machte, »und es ist nicht zu ihrem Schaden, selbst jetzt nicht«, fügte sie widerstrebend hinzu, als fiele es ihr schwer, etwas Gutes über die Schwägerin zu sagen.
    »Nun, sie hat es ja auch nötig, sich gut zu kleiden, die arme Sabeena«, erwiderte die Fürstin zuckersüß, »wie geht es ihr? Sie ist heute nicht gekommen.«
    Thalia zuckte ausdrucksvoll die Schultern, eine Geste, die sie liebte, da sie ihre prächtigen Formen zur Geltung brachte.
    »Wie geht es Frauen in diesem Zustand? Gut, hoffe ich«, sagte sie, aber ihr gleichgültiger Ton strafte ihre Worte Lügen.
    Die Fürstin lächelte. Sabeena Sasskatchevan war guter Hoffnung, was ihre Mutter und den alten Sasskatch beinahe toll vor Freude machte. Auch der Patriarch hatte sich zufrieden die Hände gerieben, aber Thalias Stellung im Haus ihres Vaters wurde dadurch weiter erschüttert. Bisher war es ja immerhin möglich gewesen, dass ihre saftlose Schwägerin keine Kinder hervorbringen würde ...
    Sabeena hatte sich bei der Fürstin entschuldigen lassen, die Schwangerschaft erlaube ihr keine Besuche. Dabei hatte sie niemals blühender ausgesehen und Isabeau verstand sehr gut.
    »Die Lady Sasskatchevan ist ein Muster an Tugendhaftigkeit«, sie zupfte an dem Daunenbesatz ihres Gewandes, »sie schätzt meine kleinen Zirkel nicht. So werden wir sie auch nicht bei den kommenden Lustbarkeiten sehen, nehme ich an?«
    »Gewiss nicht«, erwiderte Thalia kurz. Sie griff nach einer silbernen Bürste und betrachtete die pikante Liebesszene, die in fein ziselierter Arbeit auf der Rückseite dargestellt war.
    »Werdet Ihr, wird der Patriarch teilnehmen?«, fragte sie beiläufig und wieder lächelte die Fürstin. Die zarte Röte, die in Thalias weißen Nacken stieg, entging ihr nicht.
    »Ich werde sicher teilnehmen, das Volk erwartet es. Aber Cosmo? Nein, ich glaube nicht. Er wird die Schließung der Tore zelebrieren, wie es sich gehört, aber dann wird er sich mit seinen alten Herren zusammensetzen und ihnen beim Würfeln das Fell über die Ohren ziehen.«
    Sie schwieg und wechselte einen belustigten Blick mit Margeau, während Thalia immer größeren Gefallen an der Bürste zu finden schien. Schließlich hatte Isabeau Erbarmen.
    »Donovan wird natürlich da sein und ich glaube, er wird es genießen. Es ist Jahre her, dass er die Wilden Nächten mitgefeiert hat, und damals war er ein halbgarer Jüngling. Jetzt ist er ein Mann, der beste Tänzer weit und breit, wie Ihr wisst. Ich frage mich schon, wen er wohl zur Königin der Nacht machen wird«, schloss sie und als Thalia rasch den Kopf hob und sie mit glänzenden Augen ansah, spitzte sie schelmisch die Lippen.
    Thalia errötete noch tiefer, aber sie erwiderte das Lächeln und hob stolz das Kinn. Sie griff hoch, die Urenkelin des Strandräubers, doch die Fürstin unterstützte ihren Wunsch, weil sie gerne eine Freundin an Donovans Seite gewusst hätte.
    Margeau trat hinter Thalia und musterte aufmerksam eine blitzende Nadel in den dunklen Flechten.
    »Was für ein wundervoller Stein«, sagte sie und zum ersten Mal schwang kein Spott in ihrer Stimme, »sah ich nicht solche Steine an Euren Ohren? Wenn Ihr ein Paar von ihnen besitzt, solltet Ihr sie immer gemeinsam tragen.«
    Thalia tastete nach der Nadel und ihr Gesicht verfinsterte sich.
    »Er gehörte zu dem Ohrschmuck, ich habe ihn gerade erst umarbeiten lassen, der zweite verschwand.« Sie brach ab, als behage es ihr nicht darüber zu sprechen.
    »Und dies?«
    Margeau berührte eine Schleife aus schwarzem Flor und Jettsteinen, die ein wenig verloren über Thalias angenesteltem Ärmel saß. »Trauert Ihr um jemanden?«
    »Nein«, Thalia legte die Bürste zurück und erhob sich, »wir tragen sie aus Anteilnahme für die arme Jehanne Boinebroke, ihr Bruder ist tot und ihr Vater hat alles verloren,

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