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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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Geliebter ...«
    Sie drehte sie sich zu ihm herum und das Leporello glitt unbeachtet zu Boden.
     
     
    8. Tag des Saatmondes 1465 p.DC
    Die Fürstin Isabeau neigte anmutig das blonde Haupt, als sie ihre Besucherin verabschiedete. Die letzten Minuten hatte sie damit verbracht, andächtig den Ausführungen der Lady d’Aquinas über die beste Behandlung von Gichtbruch und unmäßigem Harndrang bei bejahrten Männern zu lauschen. Schon die zweite Gattin war unter Guy d’Aquinas feurigem Temperament dahingeschieden und die alte Dame stand wieder einmal seinem Haushalt vor. Sie schätzte die leichtlebige Fürstin nicht, aber als sie nun auf einen Pagen gestützt aus dem Zimmer hinkte, nahm sie den Eindruck mit, dass das junge Ding immerhin vernünftig genug war, auf den Rat weiserer Leute zu hören.
    Erst nachdem sich die Tür geschlossen hatte, gähnte Isabeau hinter zierlich vorgehaltener Hand und gestattete sich den Gedanken, wie unsagbar langweilig sie die vielen unerwünschten Ratschläge zum Gesundheitszustand des Patriarchen fand. Viele Edle von Dea waren ihr feindlich gesonnen und da sie nicht wusste, wer von ihnen Gedankenlenker zu seinen Gefolgsleuten zählte, hatte sie sich seit langem abgewöhnt, in ihrer Gegenwart anders zu denken als zu sprechen. In ihrer Lage war es besser, sich keine Feinde zu machen.
    Der steife, granatrote Atlas knisterte, als sie sich aus ihrem mit Elfenbein und Perlmutt verzierten Stuhl erhob und von der kleinen Empore herunterstieg, auf der sie bevorzugte Besucher empfing.
    Sie nickte den beiden Fräulein zu, die noch zurückgeblieben waren, und diese erhoben sich ebenfalls mit raschelnden Röcken und folgten ihrer Fürstin aus dem Empfangszimmer.
    Thalia Sasskatchevan und Margeau de Valois hätten unterschiedlicher nicht sein können. Stattlich gewachsen und üppig gebaut, mit glänzenden schwarzen Flechten, hoheitsvollen dunklen Augen und einer kühn geschwungenen Nase, die ihrem Bruder besser zu Gesicht gestanden hätte, schritt Thalia dahin, so reich gekleidet und geschmückt, dass sie fast die Fürstin in den Schatten stellte. Nur ihre Stellung und ihre überlegene Eleganz retteten Isabeau davor und im übrigen schätzte sie die Freundschaft der sagenhaft reichen Kaufmannstochter hoch genug, um darüber hinwegzusehen.
    Margeau Valois dagegen war so zierlich, dass ihre Feindinnen sie mager nannten, und noch ein wenig kleiner als die Fürstin. Ihr Kleid aus wasserblauem Taft wirkte bedeutend schlichter als die Gewänder der anderen beiden Damen, aber sein Schnitt enthüllte raffiniert die Vorzüge ihrer zarten Figur und überspielte so geschickt ihre Mängel, dass die interessierten Blicke der Männer häufiger ihr galten als Thalia oder der Fürstin. Feines blondes Haar türmte sich auf ihrem Scheitel und rieselte in zarten Löckchen von den Schläfen auf ihre bloßen Schultern, die Stirn war hoch ausrasiert und mit drei feingliedrigen Goldkettchen geschmückt. Das Gesicht unter der aufwändigen Frisur war auf oberflächliche, gewöhnliche Weise hübsch, aber so geschickt zurechtgemacht, das es, ebenso wie ihre Gestalt, die Blicke auf sich zog.
    Die drei Damen hatten die Schlafgemächer der Fürstin erreicht und als die Ehrenwache die geschnitzte, vergoldete Tür leise hinter ihnen geschlossen hatte, stieß die Fürstin einen Seufzer aus.
    »Nimm mir dieses elende Mieder ab«, fuhr sie die herbeieilende Jungfer an, »die Stäbe haben sich dermaßen in meinen Busen gebohrt - ich habe Laurentes gesagt, es ist zu eng geschnitten, aber hört er auf mich? Mach schon, Mädchen - aah, eine Wohltat! Nimm es weg, ich will es nicht mehr sehen.«
    Erleichtert schlüpfte sie in das lose Gewand, das die Jungfer ihr hinhielt, und ließ sich aufatmend auf einen mit üppigen Kissen bedeckten Diwan sinken. Margeau hatte ihr mit spöttischem Lächeln zugesehen. Nun hob sie die Arme, wiegte sich geschmeidig auf den Zehenspitzen und machte ein paar rasche Tanzschritte.
    »Warum bevorzugt Ihr immer noch Laurentes, den einfallslosen Stichler, Fürstin? Lasst doch endlich ab von Euren Vorbehalten gegen meinen kleinen Schneider. Seht nur, dieses Gewand sitzt wie eine zweite Haut.«
    Sie drehte sich um ihre eigene Achse, dass der schwere Rock um ihre bändergeschmückten Knöchel schwang.
    »Ach, dieser täppische Mensch aus der tiefsten Provinz«, wehrte die Fürstin verdrießlich ab, konnte aber einen neidvollen Blick auf ihre elegante Hofdame nicht unterdrücken. Das Fräulein lachte perlend.
    »Ihr

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