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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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schien es Duquesne.
    Er achtete nicht auf die feierliche Pose der Priester oder das lautlose Zuschwingen der großen Tore. Sein Blick hing an der Menge, so wie ein Tierbändiger das blutdürstige Raubtier, das er bezwingen will, nicht aus den Augen lässt. Duquesne hasste die Wilden Nächte.
    Am frühen Morgen hatte er die letzten Anweisungen des Patriarchen entgegengenommen und zum Abschied hatte ihm der alte Mann gnädig die Hand zum Kuss gereicht.
    »Gut, gut, Duquesne, ich gebe meine Stadt in deine fähigen Hände. Du wirst darauf achten, dass die Häuser in drei Tagen noch stehen, die Anzahl der Toten sich in Grenzen hält und ich noch Herrscher der Stadt bin.«
    Er hatte sich vorgebeugt, so dass Duquesne sein Altmännergeruch nach Kampfer und Wein in die Nase gestiegen war.
    »Hab ein Auge auf die Fürstin, hörst du? Soll sie sich amüsieren, aber ich habe keine Lust, in drei Tagen etwas Drastisches unternehmen zu müssen.«
    Er hatte heiser gelacht und Duquesne ungeduldig fortgewinkt.
    »Nun, geh. Ach ja, wäre ich so jung wie du - wir haben die Stadt aus den Angeln gehoben, weißt du noch, Malatest?«
    Duquesne hatte die beiden alten Männer ihren Erinnerungen überlassen und war in sein Hauptquartier im Stadthaus zurückgekehrt. Dort hatte er die großen Karten der Stadt und die Listen der Wachleute auf den Tisch geworfen und nach Thybalt gebrüllt, der seine Befehle samt der schlechten Laune an die Wachleute in den Mannschaftsräumen weitergegeben hatte.
    Dieses Fest - für Duquesne bedeutete es nichts anderes als die schier unlösbare Aufgabe, die Stadt vor dem vollständigen Zusammenbruch zu bewahren, drei Tage und drei Nächte, in denen er kein Auge zutun würde. Danach musste er eine peinliche Befragung im Rat über sich ergehen lassen, bei denen die ehrwürdigen, aber verkaterten Ratsherren ihn wegen aller unangenehmen Zwischenfälle zur Rechenschaft ziehen würden.
    So war es vor drei Jahren gewesen, als es dem Pöbel unter der Führung des Bettlerkönigs gelungen war, die Wachen an den Toren des Patriarchenpalastes zu überrennen und sich im Ratssaal zu verschanzen. Sie hatten sich zum neuen Rat der Stadt erklärt und zu der tobenden, begeisterten Menge im Volkshof die unsinnigsten Erlasse aus den Fenstern hinuntergebrüllt. Diese waren mit beneidenswerter Promptheit ausgeführt worden, wie der Patriarch erheitert festgestellt hatte, als der Spuk vorüber gewesen war. Mit dem ihm eigenen Gespür für die Befindlichkeit seiner Untertanen hatte er schnell gemerkt, dass die Eroberung des Ratssaals kein Aufstand war, und Duquesne streng verboten, schwere Waffen gegen die Bettler und Narren einzusetzen, um nicht bitteren Ernst aus dem Spaß zu machen.
    Doch wurden seitdem nicht nur die Tore des Tempels, sondern auch die äußeren Tore des Patriarchenpalastes geschlossen. Der Patriarch ließ es sich nicht nehmen, dies mit großem Pomp zu tun, und diese Zeremonie stand Duquesne noch bevor.
    Seine größte Sorge galt wie immer der Feuergefahr, da niemand mehr auf Herdfeuer, brennende Kerzen und Öllampen achtete und mehr Pechfackeln durch die Straßen getragen wurden, als zu jeder anderen Zeit. In den dicht bebauten Straßen der Armen brachen häufig Brände aus, doch im vorigen Jahr waren während der Wilden Nächte auch Häuser in vornehmen Vierteln in Flammen aufgegangen und nur mit Mühe hatten Duquesnes Leute dort eine verheerende Feuersbrunst verhindern können.
    Später hatte er herausgefunden, dass zwei mächtige Patrone einen Machtkampf im Schutz der Wilden Nächte ausgetragen hatten, doch die Vorsteher des Viertels hatten ihm deswegen die Hölle heiß gemacht.
    Er blickte in den dunklen Himmel. Feiner Nieselregen benetzte sein Gesicht und fiel als silbriger Schleier auf das Menschenmeer. In den vergangenen Wochen war es feucht gewesen und er war dankbar dafür - in diesem Jahr würde die Brandgefahr geringer sein. Doch gab es noch jene Teufelei aus den Südreichen, ein Feuer, das durch Wasser nicht zu löschen war und immer weiter brannte. Es war dem Volk verboten, es zu benutzen, aber natürlich hielten sie sich nicht daran.
    Unaufhaltsam schlossen sich die Torflügel, die klangvolle, weittragende Stimme des Hohepriesters schwebte über der Menge.
    »Der Tempel ist geschlossen. Die Götter verhüllen ihr lichtes Antlitz. Gedenkt der dunklen Tiefe, in der ihr wurzelt, und erweist ihr Verehrung. Feiert sie, bis die Sonne sich am dritten Tag aus dem Chaos erhebt, aber vergesst nicht: Der Mensch

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