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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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dabeistand und sich über diesen Überschwang wunderte.
    Wag hatte auf dem ganzen Weg nach Hause ihre Hand festgehalten, ihre Schweigsamkeit mochte er auf den erlittenen Schrecken geschoben haben. Aber Kamante war etwas ganz anderes in die Glieder gefahren.
    Bei ihrem nächsten, ungeduldig erwarteten Besuch des Fischmarktes hatte der junge Mann tatsächlich nach ihr Ausschau gehalten.
    Es war Wags Gewohnheit, sich vor dem Heimweg mit ein paar Bechern Wein zu stärken und da er Kamante nicht mit in die Schänke nehmen wollte, musste sie mit ihren Einkäufen am Brunnen warten. Nach dem schrecklichen Erlebnis bei ihrem letzten Marktgang hatte Wag damit gerechnet, dass sie sich weigern würde allein zu bleiben, und es rührte ihn daher nicht wenig, wie dringend sie ihn bat, doch nicht auf sein Vergnügen zu verzichten.
    Kaum hatte sie sich auf den Stufen niedergelassen, hatte der Fremde neben ihr gestanden, über den Brunnenrand gebeugt, als wolle er trinken. So hatte er leise zu ihr gesprochen - dass er Kwaheri hieße und aus dem Buschland jenseits der Großen Wüste stamme, wie sie selbst. Schüchtern flüsterte sie zurück, wo sie wohnte und dass sie in drei Tagen auf den Hühnermarkt gehen würde, wo Wag sie allein hin ließ, weil er nicht weit vom Ruinenfeld entfernt lag.
    Kwaheri hatte sie erwartet. Sie waren in den Hof einer der großen Backstuben geschlüpft, die es rund um den Markt gab. An der Außenwand der mächtigen Öfen war es immer warm und die Rundbögen schützten vor Wind und Nässe. Sie hatten die Süßigkeiten geknabbert, die er mitbrachte, und von der Heimat gesprochen. Es war nicht bei diesem einen Mal geblieben. Alle drei, vier Tage ging sie zum Hühnermarkt und immer erwartete er sie.
    Das Leben vor ihrer Entführung erschien Kamante nur wie ein verschwommener Traum, denn mit der Erinnerung an das Grauen auf dem Sklavenschiff hatte Jermyn auch die Erinnerungen an ihre Familie und an das Dorf ausgelöscht. So hatte sie weiterleben können, aber nun wurde ihr der Verlust ihrer Vergangenheit schmerzlich bewusst und gierig sog sie alles auf, was Kwaheri erzählte.
    Er redete viel und gerne, mit lebhaften Gesten und auch ihre Zunge löste sich bald, sie freute sich, dass sie nicht stottern und radebrechen musste. Ihr Leben in der Ruinenstadt, das abenteuerliche Pärchen, dem sie diente, all das schien ihn zu interessieren, immer wieder fragte er nach ihnen, was sie trieben und wovon sie ihren Unterhalt bestritten. Kamante musste zugeben, dass sie es nicht wusste, nur, dass immer Geld da war. Von dem Schellenmann erzählte sie nichts, es war unrechtes Tun, das fühlte sie und sie wollte Kwaheris gute Meinung nicht verlieren. Von sich erzählte er, dass er als Seemann in Tris angeheuert hatte und über die Innere See nach Dea gekommen war, nun aber im Hafen und auf dem Markt als Träger arbeitete, da sein Schiffsherr in den stürmischen Wintermonden weniger Schiffe auf das trügerische Meer schickte. Er musste nicht schlecht verdienen, denn immer brachte er zu ihren heimlichen Treffen etwas mit, so auch die goldenen Bänder, die Wag und Ninian so geschmäht hatten. Kamante hatte es nicht über sich gebracht, sie aus dem Haar zu nehmen, als sie nach Hause kam. Vielleicht auch deshalb, weil Kwaheri sie geküsst hatte, als er sie ihr um den Kopf wand.
    Einen flüchtigen Augenblick lang war dabei das Entsetzen in ihr hochgekrochen, wie die Erinnerung an einen Alptraum. Aber Jermyn hatte gründliche Arbeit geleistet und außerdem waren es keine schwarzen Männer gewesen, die sie misshandelt und geschändet hatten. So hatte sie Kwaheris Liebkosungen geduldet und schließlich Gefallen daran gefunden.
    Als sie jetzt zum Hafen eilte, spürte sie in ihrem Bauch einen kleinen, heißen Ball bei dem Gedanken, dass sie sich gleich wieder küssen würden. Auch konnte sie es kaum erwarten, ihm ihre prächtige neue Haartracht zu zeigen. Sie war noch schöner durch seine Bänder, die sie, kaum dass der Palast hinter ihr lag, wieder um den Kopf gewunden hatte.
    Wag wusste immer noch nichts von Kwaheri und je länger sie schwieg, desto schwerer fiel es Kamante, ihm von dem Südländer zu erzählen.
    Sie hing an Wag und war ihm aus tiefstem Herzen dankbar. Er hatte sie gerettet, als sie geschunden an Leib und Seele, ohne Lebenswillen am Strick des Händlers auf dem Kai gestanden hatte, nicht einmal mehr fähig, sich zwischen die Schiffsrümpfe ins Wasser zu stürzen. Er hatte sie gepflegt und gehätschelt, hatte ihr die

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