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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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seine Unternehmung blicken würden!
    Der Ehrenwerte Fortunagra zog an der Klingelschnur. Es war Zeit sich anzukleiden, ein Geschäft, das Zeit und Sorgfalt erforderte, und an dem schnurrigen kleinen Zeitmesser sah er, dass der Vormittag in den Mittag übergegangen war.
    »Ah, Asiello«, sagte er, als sich die Tür sachte öffnete, »schüre das Feuer in meinem Ankleidezimmer und schicke nach Barbier und Bader. Lege den pelzgefütterten Mantel bereit, gestern fröstelte ich.«
    »Ich gehorche«, murmelte der Kammerherr, aber statt sich zurückzuziehen, kam er lautlos näher und präsentierte ein silbernes Tablett.
    »Ich war auf dem Weg zu Euch, Herr. Dies wurde in meine Hände abgegeben, mit dem Geheiß, es Euch unverzüglich zu übergeben.«
    Fortunagra nahm den Brief mit mildem Erstaunen. Nur ein Klecks Wachs verschloss ihn, er trug weder Siegel noch Unterschrift. Der Ehrenwerte hielt ihn ans Licht und untersuchte sorgfältig das schwere, gelbliche Papier. Dann wedelte ein paar mal damit vor seiner Nase und hob die Brauen.
    »Es ist gut, Asiello.«
    Als der Mann die Tür hinter sich geschlossen hatte, öffnete er den Brief.
    »Was habt Ihr mir wohl so eilig mitzuteilen, liebe Isabeau?«
     
    Wag und Kamante hockten auf der Küchenbank und warteten mit angehaltenem Atem, dass sich der Sturm über ihren Köpfen austobte. Dabei war er erst losgebrochen, als der Friede schon wieder hergestellt war und alle Bewohner des alten Palastes sich auf ein paar Stunden Schlaf gefreut hatten.
    Die kurze Ablenkung durch Kamantes Beute hatte nicht lange vorgehalten. Der Regen, der ihnen während des Tanzes so gleichgültig gewesen war, hatte ihre Verdrossenheit zurückgebracht. Triefend und fußlahm hatten sie den Palast erreicht.
    Mit einem missgünstigen Blick auf die beiden, die unter ihrer Plane trockengeblieben waren, kletterte Jermyn in die Galerie hinauf und Ninian folgte ihm, als sie merkte, dass Wag Kamante allein umsorgen wollte.
    Jermyn stand im Wohngemach und betrachtete den Anhänger von allen Seiten.
    »Das ist eigentlich ein Siegel«, meinte er, »jemand hat nachträglich ein Loch in den Knauf gebohrt, um eine Schnur durchzuziehen.«
    Ninian verzog angewidert das Gesicht.
    »Glaubst du, damit wurde Ciske gebrandmarkt?«
    »Ja, wenn man bedenkt, wer ihn getragen hat. Diese Masken sind genau die Schweine, die so was machen würden. Edelleute ... pah!«
    Er spuckte verächtlich in den kalten Kamin und die abfällige Geste ärgerte sie.
    »Du weißt doch gar nicht, ob die Masken Edelleute waren. Nicht alle Edelleute sind so ...«
    »Ach nein? Wer ist denn anders? Donovan, der Ehrenmann?«
    Sie hatte gewusst, dass es ihn reizen würde, aber es war ihr gleich. Sie fror und als er sie aus zornigen, schwarzen Augen ansah, fiel ihr wieder ein, wie nahe sie daran gewesen war, sich seinem Willen zu beugen. Sie hätte sich ihm hingegeben, Leib und Seele, unter all diesen Menschen ...
    »Du bist auf der Rosette ausgerutscht«, harkte er nach, »ich hab die Schmierspur gesehen. Bloß weil du mal wieder ein paar Säulchen schonen wolltest!«
    »Ja, und? Ich bin doch hochgekommen? Ich kann das schon beurteilen. Du bist schließlich auch allein mit den Masken fertiggeworden ...«
    »Das wundert dich, nicht wahr? Dass ich es ohne deinen wertvollen Beistand geschafft habe?«
    Eine Weile zankten sie sich, bis sie merkten, wie durchfroren und hungrig sie waren. Mitten im Satz lachte Jermyn ärgerlich.
    »Wir reden nur Unsinn. Lass uns lieber das nasse Zeug ausziehen.«
    Nachdem sie sich abgetrocknet und die Kleider gewechselt hatten, kletterten sie in die Küche hinunter, wo ein großes Feuer brannte. Im Kessel simmerte Grütze und aus der Kanne stieg der herbe Duft von Heilkräutern.
    Mit dem Kopf nickend saß Kamante in Decken gehüllt auf der Bank, während Wag mit liebevoller Besorgnis um sie herum werkelte.
    Sie setzten sich dazu, aßen und tranken schweigsam und in der wohligen Wärme sickerte eine friedliche Schläfrigkeit in ihre Glieder, als Wag mit der Kelle auf Kamante zeigte.
    »Siehste, mein Mädchen, das passiert, wenn de allein draußen ’rumspazierst. Da sprechen dich fremde Männer an, verleitn dich zu unanständigen Tänzn un, bums, kommn die verfluchtn Maskn und entführn dich. Wärste mal besser brav hier gebliebn, wie du’s versprochn hast. Hab ich nich recht, Patron?«
    Erwartungsvoll schielte er zu Jermyn, von dem er sich Unterstützung erhoffte. Aber Jermyn zuckte gleichgültig die Schultern, er hatte seine

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