AvaNinian – Zweites Buch
Rolle als Patron in dieser Nacht zu Genüge gespielt und war nicht bereit, Wags Erziehungsversuche zu unterstützen. Ninian war bei der Erwähnung der unanständigen Tänze rot geworden.
»Wag hat recht, Kamante, es war nicht klug von dir, dich allein hinauszuwagen. Und ... und die Trommeln«, sie stockte und fuhr entschlossen fort, »die sind schon gar nichts für dich.«
Sie vermied es, Jermyn anzusehen, der bei ihren letzten Worten auffuhr.
»So? Für wen sind sie denn, die Trommeln?«
Wag ließ die Kelle fallen und plumpste neben Kamante auf die Bank, um aus der Schusslinie zu kommen. Ninians Wangen glühten, aber sie hob hochmütig das Kinn.
»Jedenfalls nichts für wehrlose kleine Mädchen, die sich allein herumtreiben, weil es ihnen leichtfertig erlaubt wurde«, erwiderte sie steif.
Dunkles Feuer loderte in Jermyns Augen.
»Sie ist kein kleines Mädchen«, fauchte er, »sie hatte einen Kerl dabei! Als du dich mit einem verkommenen Gassenjungen herumgetrieben hast, warst du nicht älter - Ninian. Du hast doch auch getan, was du wolltest, oder? Ich sage, sie kann machen, was sie will, und ich bin ihr Patron!«
Ninian zuckte unter den grausamen Worten zusammen. Der verletzte Ausdruck in ihrem Gesicht brachte ihn zu Besinnung und er streckte die Hand nach ihr aus, aber sie wich zurück, die Augen hart wie Schiefer.
»Das war deutlich. Aber du hast recht, ich lasse mich von niemandem zurückhalten. Deshalb werde ich in dieser Nacht mein Vergnügen allein suchen. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen - solltest du das vorhaben - ich kann mich wehren.«
Böse starrten sie sich an und mit süßem Lächeln setzte sie hinzu:
»Und langweilen werde ich mich bestimmt nicht, mein Lieber!«
Sie sprang auf und rannte hinaus.
Wag und Kamante duckten sich furchtsam, so schrecklich verzerrte sich Jermyns Gesicht, sie wagten nicht, in die brennenden, schwarzen Augen zu blicken. Aber er schien ihre Anwesenheit vergessen zu haben. Mit schmalen Lippen murmelte er:
»Wie du willst, meine Schöne, vergnügen wir uns jeder für sich!«
Der Ehrenwerte Fortunagra fand Isabeau unter den Händen ihrer Frisurenmeisterin, die gerade sorgfältig einige Flechten in den kunstvollen Aufbau gearbeitet hatte. Sie waren nicht auf dem Kopf der Fürstin gewachsen, aber das erkannte niemand, so vollkommen stimmten Farbe und Beschaffenheit überein.
Ohne den Kopf zu bewegen, reichte Isabeau ihm die Hand zum Kuss und hauchte:
»Einen kleinen Augenblick Geduld, lieber Freund.«
Mit dem Brenneisen legte die Meisterin die Schläfenhaare in zierliche Löckchen, die sich verspielt über den kleinen Ohren ringelten. Als das schwierige Geschäft zu Ende gebracht war, ging sie daran, juwelengeschmückte Haarnadeln und goldene Bänder in der Frisur zu befestigen.
»Ich danke Euch, dass Ihr so rasch gekommen seid«, begann Isabeau, »verzeiht, die ungewöhnliche Stunde. Sicher bereitet Ihr Euch auf einen feierlichen Weiheakt in dieser letzten Nacht vor und niemand weiß besser als ich, welche Anstrengungen dies von den Gläubigen fordert.«
Fortunagra neigte zustimmend das Haupt.
»Glaubt mir, ich hätte Euch nicht gerufen«, fuhr sie fort, »ginge es nicht um meinen lieben Gatten, unseren geschätzten Herrn. So gerne möchte ich alles Unangenehme von ihm fernhalten, dass ich mich sogar in diesen heiligen Tagen für ihn verausgabe!«
Der Ehrenwerte murmelte etwas verbindliches. Die leise Unruhe, die ihn angesichts dieser Einleitung ergriff, verbarg er.
»Ich weiß, Ihr seid ein Kenner der südlichen Reiche - ein Freund des berühmten Nizam?«
Fortunagra spreizte abwehrend die Hände.
»Zuviel der Ehre, Fürstin, zuviel der Ehre.«
»Nein, nein, leugnet es nicht«, schnurrte sie, »ich hatte gehofft, Ihr könntet Eure guten Verbindungen nutzen, um mir eine bestimmte Essenz zu beschaffen - nein, Mariella, nicht die goldene Kette, sie ist zu schwer, nimm das Band mit den Perlen aus dem Ouse-See. Also, die Essenz ...«
Sie machte eine bedeutsame Pause, aber Fortunagra schwieg, höflich und abwartend. »Es handelt sich um einen Farbstoff, den man aus den zerriebenen Körpern eines giftigen Kriechtieres gewinnt, welches in den heißen Wüsten haust. Er ist selten, sehr kostbar und außerordentlich gefährlich zu erlangen und daher den Gewändern der regierenden Herrscher vorbehalten. Kennt Ihr den Purpur der Fürsten, Fortunagra? Vielleicht habt Ihr durch Eure Freundschaft mit dem Nizam leichteren Zugriff darauf. Helft mir doch, ihn zu
Weitere Kostenlose Bücher