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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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über ihren Helden. Schlaff lag er in Mules großen Händen und blinzelte seine Herrn aus matten Augen an. Als Babitt mit Tränen in den Augen die besudelte Halskrause streicheln wollte, hackte der Hahn schwach nach ihm und ließ ein zorniges Glucksen hören. Mule stieß einen gewaltigen Seufzer aus und die drei tauschten ein vorsichtiges Lächeln.
    Jermyn stand auf und schlenderte grinsend um die Arena herum zu Spacek, der immer noch wie betäubt auf den blutigen Sand starrte.
    »Oi, Spacek, ein prächtiger Kampf, nicht wahr? Wenn ich mich nicht irre, schuldest du mir siebzehn Goldstücke, mein Freund.«
    Der dicke Mann wurde puterrot im Gesicht, mühsam, als stecke ihm ein Kloß in der Kehle, würgte er hervor: »Soviel hab ich nich bei mir.«
    Jermyn zuckte ungerührt die Schultern.
    »Gib mir, was du hast, und ein Pfand über den Rest. Komm«, rief er dem Mann mit dem Geldkasten zu, der den Glücklichen, die bis zuletzt an einen Sieg von Babitts Schätzchen geglaubt hatten, ihre saftigen Gewinne auszahlte.
    »Ich brauche ein Pfand«, sagte Jermyn und der Mann nahm ein beinernes Täfelchen aus dem Kasten. Jämmerlich ächzend und mit einer Miene, als müsse er sich ein Stück Fleisch aus dem Leib schneiden, zog Spacek einen schweren Lederbeutel hervor und reichte ihn widerwillig dem Geldverwalter. Der leerte ihn und zählte elf Goldmünzen, fünfzehn Silbermünzen, Halbsilber- und Kupfermünzen. Als er Jermyn das Geld hinüberschieben wollte, winkte der ab.
    »Ich nehm die Gold- und Silbermünzen, den Kleinkram kann er behalten. Schreib sechs Goldmünzen auf das Pfand!«
    »He, wieso sechs?«, protestierte Spacek wütend. »Du hast schon fünfzehn Silberne eingesackt, das wären nur fünf goldene und fünf silberne ...«
    »Wir haben um siebzehn Gold münzen gewettet und die krieg ich auch«, erwiderte Jermyn kühl, »das Silber ist für Babitt, weil dein blöder Vogel beinahe sein Schätzchen umgebracht hat!«
    Spacek wollte wütend auffahren, aber Jermyn sah ihn nur an. Der dicke Mann senkte den Kopf und kniff die Augen zusammen. Mürrisch, aber ohne ein weiteres Wort drückte er seinen Daumen in den Farbtiegel, den ihm der Buchmacher hinhielt, und presste ihn dann auf die Schuldtafel, die Jermyn zusammen mit dem größten Teil der Goldmünzen in den Gürtel steckte. Zwei ließ er sich vom Wettmeister in Silbergeld umwechseln, das er in seinem Wams verstaute. Den Gürtel gab er, wie es üblich war, wenn bei den Wetten große Summen in Umlauf waren, in die Obhut von Meister Gallus, der herangetreten war, um Babitt zu seinem heldenhaften Kämpfer zu gratulieren.
    »Geht doch nix über unsere heimischen Vögel«, sagte er mit einem giftigen Blick auf Spacek. Krampfhaft bemüht, so zu wirken, als koste ihn der Verlust von siebzehn Goldstücken nicht mehr als ein müdes Schulterzucken, zog Spacek den Gürtel über seinen Wanst und stapfte davon. Der Zunftmeister untersuchte den kleinen Kampfhahn.
    »Hat einiges abgekriegt, das wackere Vögelchen, aber nix Ernstes, wie’s scheint. Bisschen Pflege un Ruhe und er is wie neu!«
    Langsam erschien ein breites, glückliches Grinsen auf Mules Gesicht, während Knots den Lederriemen, den er zu einem einzigen unlösbaren Wulst verknüpft hatte, in die Luft warf und mit seinen dünnen Beinen einen wunderlichen Siegestanz vollführte. Babitt aber kraulte das Goldstück zärtlich unter dem Schnabel und überließ es dann Mule und Knots, den kleinen Hahn zu hätscheln und die schmeichelhaft hohen Gebote der anderen Züchter auszuschlagen.
    Er sammelte bei dem Buchmacher ihren beträchtlichen Gewinn ein, als Jermyn ihm einen weiteren Beutel zuwarf.
    »Für den ausgestandenen Schrecken!«
    In der Aufregung des denkwürdigen Kampfes hatte sich die gefährliche Anspannung in seinem Gemüt gelöst, der starre Ausdruck war aus seinem Gesicht verschwunden. Noch nicht ganz versöhnt wiegte Babitt den Beutel zweifelnd in der Hand, aber Jermyn legte ihm unbekümmert den Arm um die Schultern.
    »Oi, Bruder, guck nicht so sauer, du hättest dir ewig Vorwürfe gemacht, wenn du gekniffen hättest, und das Goldstück hätte dir nie verziehen. Jetzt ist es unbestritten der beste Kampfhahn der Stadt. Ich finde, du solltest mir dankbar sein!«
    Babitt sah in die übermütig funkelnden Augen des anderen und plötzlich grinste er zurück.
    »Ja, Mann, was für ein Kampf, Scheiße noch eins! Komm, lass uns was trinken, ich bin ganz ausgedörrt.«
     
    Eingedenk der Worte des Patriarchen, die Fürstin

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