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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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sah nicht auf, als sich Jermyn neben ihn kauerte.
    Mule hatte dem Goldstück, das sich heftig wehrte, die ungewohnten Stahlsporen angeschnallt, da er fürchtete, die natürlichen Sporen des kleinen Hahnes könnten das dichtere Gefieder des fremden Vogels nicht durchdringen. Wohl war ihm nicht dabei, das Goldstück war es nicht gewohnt, mit diesen fremden Waffen zu kämpfen. Immer wieder hackte es nach seinen Fingern und ließ sich selbst durch die geflüsterten Beschwörungsformeln nicht besänftigen. Ein letztes Mal biss der große Mann zärtlich in den roten Kamm, dann reichte er Babitt den Vogel. Babitt hielt ihn gerade außerhalb der Reichweite des Grauen, der in den Händen des Südländers zappelte. Nun erst konnte man sehen, um wie viel der Graue den Goldenen überragte und Mule murmelte ein Gebet zu allen Göttern, die sich eines kleinen, tapferen Hahnes annehmen mochten.
    »Eins - zwei - drei - los!«
    Babitt und der Schwarze sprangen zurück und die beiden Vögel fuhren in einem Gewirr von Federn aufeinander los. Zwei-, dreimal schnellten sie hoch in die Luft, mit ihren gestutzten Flügeln flatternd, um das Gleichgewicht zu halten. Nur die geübten Blicke der Kenner konnten die sausenden Sporenhiebe sehen und erkennen, wo und wie heftig die Vögel sich trafen. Der graue Hahn war nicht so flink wie das Goldstück, aber er war so groß, dass er nicht einmal springen musste, um den kleineren Gegner in die Seite zu treffen. Babitt stöhnte bei dem ersten Stoß, der das Schätzchen traf, als fühlte er selbst den Schmerz. Knots jammerte laut und Mule wiegte sich hin und her. Nur Jermyn hockte still und unbeweglich vor der Plattform und starrte auf die kämpfenden Vögel. Über ihnen flogen die Wetten hin und her.
    »Fünf silberne auf den Grauen!«
    »Gemacht!«
    »Ein Goldstück auf den Grauen!«
    »Angenommen!«
    »Vier Silberne auf das Goldstück!«
    »Jou, drei Silberne auf das Goldstück, pass uff, gleich gibt er’s dem Biest huckepack!«
    Dieses Kunststück des kleinen Hahnes hatte ihm oft den Sieg eingetragen. Er erwartete den Angriff des anderen, aber anstatt sich ihm entgegenzuwerfen, duckte er sich unter ihm hindurch, sprang auf seinen Rücken und durchbohrte ihm die Kehle oder das Auge. Er versuchte es auch jetzt, aber der Graue wich seitlich aus und versetzte dem überraschten Goldstück einen derben Sporenhieb. Babitt, Knots und Mule schnappten entsetzt nach Luft und unter den Zuschauern erhob sich dumpfes Gemurmel. Immer mehr Männer drängten sich um die kleine Arena, in der die beiden Vögel um ihr Leben kämpften.
    Zäh und wendig hielt Babitts kleiner Hahn sich besser gegen den großen Grauen als alle anderen Gegner und brachte ihm mehrere derbe Hiebe bei. Bei jedem gelungenen Stoß stiegen die Wetten zu seinen Gunsten. Aber wenn der fremde Vogel auch langsamer war, so trafen seine Schnabelhiebe, getrieben von dem kräftigen Hals, doch mit solcher Wucht, dass das metallisch glänzende Gefieder des Schätzchens bald dunkel von Blut war. Als es das erste Mal einknickte und auf die Brust sank, ging ein aufgeregtes Raunen durch die Runde und Babitt schrie:
    »Auszählen, auszählen!«
    »... acht ... neun ... und zehn! Eine Runde für den Grauen!«
    Babitt griff nach dem Goldstück und Mule spritzte ihm ein paar Tropfen Wein in den geöffneten Schnabel. Dabei stritten sie leise und hitzig, ob die Sporen zu fest gebunden waren und ob es nicht besser war, sie ganz abzunehmen, da sie den kleinen Hahn behinderten. Das Goldstück zappelte in Babitts Händen und krähte eine heisere Herausforderung und als der Schiedsrichter die Pause abgezählt hatte, stürzte es sich hinkend auf seinen Gegner. Aber seine Kräfte schienen nachzulassen, zweimal kippte er unter den Schnabelhieben des grauen Hahnes um und musste ausgezählt werden.
    Mule sah Babitt flehend an. Der Graue hatte drei Runden gewonnen, sie konnten sich geschlagen geben und Spaceks Vogel zum Sieger erklären. Es wäre keine Schande - das Goldstück hatte sich wacker geschlagen und wenn sie auch eine Menge Geld verlören, so konnten sie doch das Leben ihres Tieres retten. Während Mule dem Hahn die Beine knetete, flüsterte Babitt Jermyn zu:
    »Lass uns ein Ende machen, ich will das Schätzchen nich verlieren!«
    Jermyn sah zu Spacek hinüber, der ihnen siegesgewiss zugrinste, und zu dem Südländer, der den Grauen auf den Arm genommen hatte, seinen Schnabel umklammerte und leise auf ihn einredete. Die Zuschauer hatten den Kampf mit ständig

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