AvaNinian – Zweites Buch
zusammen, um seinen Blick zu klären, und stieg die Stufen hoch, um die ganze Bande besser überblicken zu können.
Dort war die Fürstin in ihrem roten Kleid, schon ein wenig aufgelöst. Lachend klammerte sie sich an ihren Tänzer, einen gutgewachsenen Burschen, der sich wie ein Pfau spreizte. Daneben hüpfte die liederliche, kleine Margeau, aber etwas schien ihr den Tanz vergällt zu haben, ihr Frätzchen war in einem säuerlichen Lächeln erstarrt. Er kannte sie alle - die stolze Thalia Sasskatchevan und ihren feisten Bruder, der besser bei seiner schwangeren Frau zu Hause geblieben wäre. Battiste und Caedmon, die sich hier belustigten, während er und seine Männer bis zur Erschöpfung schufteten. Aufgetakelte Kaufmannstöchter und natürlich Donovan.
Ein verächtliches Lächeln kräuselte Duquesnes Lippen, als er die elegante Gestalt seines Halbbruders erblickte. Hier war er in seinem Element, bewegte sich mit all der Sicherheit, die ihm sonst fehlte. In seinen Bewegungen erkannte man die Gewandtheit des Patriarchen, bevor er alt und fett geworden war.
Mochte er auf dem Tanzplatz ruhig unangefochten herrschen, der Schwächling! Hier würden sie sich nicht in die Quere kommen ...
Donovan hatte seine Dame an den Rand des Tanzplatzes geführt. In ihrem weißen Kleid, das selbst für die großzügigen Regeln der eleganten Welt aufreizend war, stach sie unter den Damen heraus. Auch die federnde Anmut ihrer Bewegungen unterschied sich von dem Gehopse der anderen. Sie war es wert, dass man sich ihrer erinnerte, doch Duquesne war sicher, sie nie zuvor im Gefolge der Fürstin oder in der vornehmen Gesellschaft gesehen zu haben.
Ohne es recht zu merken, griff er nach einem der beiden hochgefüllten Pokale, die ein vornehmer Hänfling behutsam vorbeitrug. Er leerte ihn in einem Zug, seine Kehle schien ausgedörrt. Der junge Mann wollte zornig auffahren, aber als er Duquesnes hartes Gesicht erkannte, verschluckte er die Schimpfworte und begnügte sich mit einem wütenden Blick.
Der Tanz war zu Ende und die Damen versanken in einen Knicks. Übermütig schwenkte die Fürstin ein Tüchlein über ihren Kopf.
»Der nächste Tanz gehört den Damen und wehe dem Herrn, der ablehnt!«
Die Musik setzte wieder ein, kichernd suchten die Damen sich einen Tänzer, häufig einen aus der Menge der Zuschauer.
»Tanzt Ihr, Duquesne?«
Überrascht blickte er in ein lächelndes Gesicht und mutwillige Augen hinter einer weißen Maske. Es war bekannt, dass er niemals tanzte, und zudem verabscheuten ihn die meisten Damen. Er schüttelte den Kopf.
»Nein, Fräulein, ich tanze nicht«, antwortete er höflich. Die Stimme, er kannte die Stimme ...
Die weiße Dame legte den Kopf schief.
»Seid Ihr sicher? Die Fürstin hat es befohlen!«
»Ich hab es gehört, aber mir befiehlt die Fürstin nicht, Fräulein«, erwiderte er, immer noch sanft und sie lachte.
»Nein, das glaub ich Euch auf’s Wort. Aber schade ist es doch, Ihr wäret gewiss ein guter Tänzer. Ausdauernd und leicht auf den Füßen.«
Er runzelte die Stirn, der Spott in ihrer Stimme war nicht zu überhören. Nicht gewohnt, dass junge Damen so mit ihm sprachen, fragte er:
»Wer seid Ihr, Fräulein?«
Sie zuckte ausdrucksvoll die nackten Schultern und drehte sich vor ihm, dass die weißen Röcke um seine Beine wirbelten.
»Wer weiß? Eine geheimnisvolle Schöne, eine fremde Fürstentochter - was Ihr wollt, Duquesne.«
Sie neckte ihn und weil der Wein ihm in den Kopf gestiegen war, ging er auf ihr Spiel ein.
»Geheimnisvoll und schön, ja, das mag stimmen,« lächelte er, »aber Fürstentochter? Dafür seid Ihr zu vorwitzig!«
»Meint Ihr, Fürstinnen sitzen brav zu Hause? Schaut doch!«
Er folgte ihrem Blick und verzog verächtlich den Mund, als er Isabeau ausgelassen zwischen zwei jungen Burschen hin- und herspringen sah.
»Sie ist keine Fürstin«, knurrte er. Das Mädchen lachte.
»Wie seid Ihr hart und streng - arme Frau! Aber kommt, wollt Ihr mir nicht doch einen Tanz schenken?«, lockte sie.
Wieder schüttelte er den Kopf. »Selbst wenn ich wollte, ich kann nicht tanzen, schöne Unbekannte.«
»Was für ein Jammer«, seufzte sie, »dass die beeindruckenden Männer alle nicht tanzen können.«
»Haltet Euch an ihn.« Duquesne deutete mit dem Kinn auf Donovan, der mit Thalia vorbeitanzte und gequält zu ihnen hinübersah.
»Ach, Donovan ... ich sagte, beeindruckend. Zur Buße, dass Ihr nicht tanzt, unterhaltet Euch mit mir. Erzählt mir, was Ihr heute für
Weitere Kostenlose Bücher