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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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im Auge zu behalten, hatte Duquesne sich auf dem Volksplatz eingefunden. Es widerstrebte ihm, der letzte Einsatz war anstrengend gewesen und hatte seine schlechte Meinung von der adeligen Gesellschaft wieder einmal bestätigt.
    Ein beliebter Zeitvertreib würdiger Herren in diesen Nächten war es, sich als Wilde Männer zu gebärden. Behängt mit grobem Tuch, Fellen und Zotteln aus Werg schlossen sie sich mit schweren Ketten aneinander und trieben in dieser Verkleidung allerlei Allotria auf den Straßen. Im allgemeinen waren sie derb, nicht bösartig wie die Masken, aber manchmal verloren sie das Maß, durch den Wein und die Gewissheit, nicht erkannt zu werden.
    Ein junger Stadtwächter, dessen blaurote Uniform in Fetzen hing, war keuchend in die Wachstube gestürzt, um Verstärkung zu holen.
    »Sie haben Stahlkrallen und Fackeln ... auf dem Weg zur Barbarenbrücke!«
    Duquesne war aufgesprungen und hatte alle Männer mitgenommen, die im Quartier waren, selbst jene, die gerade erst müde und fußlahm zurückgekehrt waren. Wenn die hölzerne Brücke in Brand geriet und das Feuer auf die Lagerhäuser und baufälligen Behausungen auf der anderen Seite des Flusses übergriff, stand schnell ein ganzes Viertel in Flammen. In ihrer Verzweiflung würden die Menschen über die Brücken drängen und Aufruhr in die ganze Stadt tragen. Duquesne hatte sich auf sein Pferd geschwungen und war aus dem Hof des Stadthauses galoppiert.
    Auf dem Weg pfiff er immer wieder gellend auf zwei Fingern.
    »Zur Barbarenbrücke, schnell!« Aus allen Gassen, aus Toren und Kellerlöchern quoll darauf eine Horde schattenhafter Gestalten und schloss sich den dahinhastenden Stadtwächtern an.
    Die Wilden Männer standen auf der Brücke, brüllend wie Tollhäusler. Sie schwangen ihre Fackeln und die furchtbaren, verbotenen Stahlklauen, so dass niemand es wagte, sich ihnen zu nähern. Das Feuer strich über das geschmückte Geländer, an manchen Stellen brannten schon die Girlanden aus trockenem Immergrün.
    Duquesne brüllte ein paar Befehle und ein Hagel von Steinen, Nägeln, Tonscherben und Unrat ergoss sich über die außer Rand und Band geratenen Wilden Männer. Es dauerte eine Weile, bis sie den Beschuss in ihrer Raserei bemerkten, doch schließlich brachten die schmerzhaften Treffer sie dazu, alles, was sie in den Händen hielten, von sich zu werfen, um sich zu schützen. Die Stahlkrallen fielen harmlos klirrend auf die Brückenbohlen - die Fackeln richteten mehr Unheil an. Die meisten erloschen zischend im schwarzen Wasser des Flusses oder wurden von den Stadtwächtern ausgetreten, eine fiel jedoch mitten zwischen die Wilden Männer. Werg und Felle fingen Feuer und in wenigen Augenblicken standen die Verkleideten in hellen Flammen. Mit Hellebarden und Schwertgriffen trieben die Stadtwächter das brennende, kreischende Menschenknäuel zum Brückengeländer, von wo es mit schauerlichem Klatschen in den Fluss stürzte.
    Duquesne hatte es seinen Männern überlassen herauszufinden, wer von den armen Irren noch am Leben war. Eine Rotte Straßenbengel war wachsam näher gekommen und er hatte eine Handvoll Silbergeld unter ihnen verteilt, zwei von ihnen allerdings unsanft am Ohr gepackt. Auch einige Wächter waren getroffen worden und die Halunken zielten im Allgemeinen zu gut, als dass dies aus Versehen geschehen sein konnte.
    Solche Frechheiten duldete er nicht. Ob die beiden Gestraften die Übeltäter waren, kümmerte ihn nicht - sie würden die Züchtigung verlässlich weitergeben.
    Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass Thybalt die Bergung der Wilden Männer sicher im Griff hatte, war er mit bösen Gedanken über die törichten Herren zurückgeritten. Von Ferne hatte er Musik gehört und die Freien Tänze waren ihm eingefallen.
    Am liebsten wäre er so wie er war, dort erschienen - mit rußgeschwärztem Gesicht, einer blutigen Abschürfung am Kinn, wo ihn einer der wild um sich Schlagenden mit der Faust erwischt hatte, und zerrissenem, nach Rauch stinkendem Wams. Sie sollten sehen, dass er Wichtigeres zu tun hatte, als ihre alberne Hüpferei anzusehen.
    Seufzend hatte er der Versuchung widerstanden und sich in seinem Quartier von Opadjia säubern und die Wunde versorgen lassen. Zum Essen blieb keine Zeit, aber bevor er aufgebrochen war, hatte er zwei Becher Wein hinuntergeschüttet.
    Beim Anblick der wirbelnden, bunten Gesellschaft erkannte er, dass dies ein Fehler gewesen war - sein Kopf drehte sich mit den Tanzenden. Er kniff die Augen

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