AvaNinian – Zweites Buch
auf die Lippen. Aus der Dunkelheit ertönte ein leises spöttisches Lachen.
»Schau, schau, danke, mein Freund. Siehst du, wir müssen nur versuchen, nach oben zu kommen. Hier unten würden wir uns nur verlaufen. Also, wir müssen die Wachen durchbrechen - wie sieht’s mit deinem Feuer aus, Ninian?«
»Schlecht. Ich hab mich fast ganz entladen und so tief unter der Erde kann ich mich nicht aufladen, ohne das ganze Haus in Brand zu setzen. Kannst du ihnen nicht wieder irgendwas vorgaukeln, wie eben?«, erwiderte sie hoffnungsvoll und Donovan merkte, dass ihre Kaltblütigkeit nicht ganz echt war.
»Jetzt sind sie gewarnt und aufmerksam, einige können sich ganz gut verschließen und mittlerweile ist allen klar, dass es hier unten weder Bestien noch gigantische Spinnen oder Ratten gibt. Aber warte mal ...«
Eine Weile war es still, dann lachte er, ein entzücktes, boshaftes kleines Lachen, bei dem Donovan die Haare zu Berge stiegen. Er duckte sich unwillkürlich, als Jermyn ihn ansprach.
»Wie viele von den Kerlen haben wir hier auf dem Hals? Die Palastwache, die Stadtwache und ...«
Donovan biss die Zähne zusammen. Noch einmal sollte sein Peiniger ihn nicht zum Reden bringen und zum Verräter an seinen Freunden machen.
Schmerz zuckte durch seinen Kiefer, als Jermyn ihn grob am Kinn packte und ihn zwang, den Kopf zu drehen. Rote Glut füllte die schwarzen Augen bis auf einen schmalen Rand, als schlügen Flammen aus einem tiefen Abgrund. Wie eine Schraubzwinge legte sich der Druck um Donovans Schläfen, zog sich unbarmherzig fester und fester. Er musste sprechen, damit sein Schädel nicht platzte. Aber er konnte nicht, wie ein Stück Holz lag die Zunge in seinem Mund, er brachte nur ein Krächzen hervor.
»Jermyn, hör auf, lass ihn in Ruhe!«
Die helle Stimme klang zornig und der Schmerz ließ sofort nach. Als Donovans Blick sich wieder klärte, hockte Jermyn mürrisch vor ihm, die Augen wie erloschene Kohlen fest auf ihn gerichtet.
Das Mädchen aber legte ihm die Hand auf den Arm und flüsterte eindringlich:
»Sag es lieber, Donovan. Er bekommt es ja doch heraus.«
Sie hatte recht. Er würde Jermyn niemals standhalten, wenn der ihn wirklich brechen wollte. Sein Wille war unter der Furcht vor den näher rückenden Wänden schwach geworden - es wäre nur ein Kinderspiel. Donovan senkte den Kopf.
»Nur die Garde des Patriarchen. Mein Vater duldet die Stadtwache nicht im Palast, er hat es ausdrücklich verboten.«
»Das dachte ich mir«, nickte Jermyn zufrieden, »pass auf, Ninian, ich werde jetzt ein wenig Verwirrung stiften. Du läufst zur Treppe, sie werden nicht auf dich achten, solange du dich schnell bewegst, du darfst nicht stehenbleiben. Versuch in die oberen Stockwerke zu kommen und von dort nach draußen. «
»Und du, großer Meister?«, unterbrach ihn das Mädchen ungeduldig, »was ist mit dir?«
»Ich muss noch hier bleiben, damit der Zauber ’ne Weile hält. Wahrscheinlich wird Duquesne sich nicht täuschen lassen, um ihn muss ich mich kümmern. Aber ich komm schon zurecht, Süße, keine Angst. Wir treffen uns im Bau des Maulwurfs.«
»Was ist mit ihm?«
Sie deutete mit einer Kopfbewegung auf Donovan. Jermyn zuckte die Schultern.
»Den lassen wir hier liegen, sie werden ihn schon einsammeln, wenn sie dazu wieder in der Lage sind. Halt dich bereit, gleich geht es los. Und«, er senkte die Stimme, »pass auf dich auf.«
Liebkosend berührte er ihr Gesicht.
»Und du auf dich!«
Sie schmiegte die rußverschmierte Wange in seine Hand und hauchte einen Kuss hinein, eine Geste von inniger Vertrautheit. Donovan drehte sich der Magen um. Er hatte gehofft, Jermyn wolle ihn mit seinen Kosenamen und Zärtlichkeiten nur quälen, aber nun konnte er nicht mehr daran zweifeln, wie es um Ava stand: sie hatte seinen Rivalen erhört.
Der Schmerz raubte ihm den Atem, ihn schwindelte, dann merkte er, dass er sich wieder bewegen konnte - Jermyn hatte seinen Geist von ihm abgewandt.
Mühsam kroch Donovan aus dem tiefen Schatten des Kruges nach vorne, wo ihm das Atmen leichter fiel. Neben Ava, die angestrengt hinausblickte, blieb er erschöpft liegen.
Duquesne versuchte, die raucherfüllte Düsternis des Gewölbes mit den Augen zu durchdringen. Irgendwo, zwischen den mannshohen Krügen mussten die Ratten sich verkrochen haben.
Alle Ausgänge waren bewacht, undeutlich konnte er die Männer neben der zerstörten Tür der Schatzkammer sehen, unter ihnen den jungen Berengar. Duquesne hatte nur einen
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