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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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Hilflos musste er mit ansehen, wie die Garde des Patriarchen - ehrenhafte, kampferprobte Männer, die seinem Vater und einander Treue geschworen hatten - sich auf Jermyns Befehl gegenseitig zerfleischten.
    Selten empfundener Zorn flammte in ihm auf, er musste dem schändlichen Treiben ein Ende machen. Die Empörung überdeckte sogar seine Furcht und mit zusammengebissenen Zähnen zog er sich zurück in den Schatten und kroch auf die andere Seite des Kruges, wo Jermyn im Schatten kniete. Er lehnte sich an den Krug und Donovan konnte sein Gesicht sehen, eine bleiche, dämonische Maske. Sein grausamer Geist hielt die Kämpfenden in seinem Bann, aber es war nicht einfach, er konnte nicht viel davon merken, was hinter ihm vorging.
    Donovans Gedärm krampfte sich vor Angst zusammen, dennoch rückte er behutsam näher.
    Es war feige, einen Mann von hinten anzugreifen, aber wenn es möglich war, dem schrecklichen Gaukelspiel durch einen gut gezielten Schlag ein Ende zu bereiten, so musste er es versuchen. Der Vater sollte nicht bereuen, dass er ihn mitgeschickt hatte, und Duquesnes Plan, ihn vor aller Augen bloßzustellen, wäre fehlgeschlagen. Und er würde Jermyns perfides Spiel durchkreuzen.
    Jetzt hörte er Jermyns schweres Atmen. Selbst für ihn musste es eine gewaltige Anstrengung bedeuten, so viele Menschen zu lenken. Er rührte sich nicht einmal, als Donovans Brustpanzer an dem Krug entlang schrappte, und mit Bitterkeit dachte Donovan, wie gering Jermyn ihn als Gegner schätzte. Aber diese Sorglosigkeit sollte er bereuen.
    Ungeschickt nestelte Donovan seinen Dolch aus der Scheide und packte ihn so, dass der schwere Knauf mit dem scharfkantigen Kristall nach vorne zeigte. Wenn er günstig traf, reichte ein Schlag ... noch ein wenig näher ... er richtete sich auf und holte aus.
    »Denk nicht mal daran!« Donovan fuhr zusammen, ein Prickeln lief über seinen Arm, schwach noch, aber entschieden unangenehm, und als es sein Herz erreichte, setzte es einen Schlag lang aus, um in rasendem Takt weiter zu hämmern. Zitternd ließ er den Dolch sinken.
    Ninian kauerte neben ihm, ihre Hand lag auf seinem Arm, bläuliche Funken tanzten über den geschlitzten Stoff, schmerzend wie glühende Nadelstiche. Ein kaltes Licht schien in den grauen Augen und Donovans Mut sank in sich zusammen. Sie hatte ihn gegen Jermyns Angriffe und Bosheiten in Schutz genommen, aber es gab keinen Zweifel, auf wessen Seite sie stand. Widerstandslos ließ Donovan sich den Dolch aus der schlaffen Hand nehmen.
    In diesem Augenblick stieß Jermyn mit gepresster Stimme hervor:
    »Renn, Ninian, renn und bleib nicht stehen!«
    Das Mädchen glitt an Donovan vorbei neben Jermyn. Sie drückte ihm den Dolch in die Hand.
    »Gib auf ihn acht, auch Schafe haben Hörner!«, flüsterte sie und huschte gebückt in das Gewölbe hinaus. Jermyn drehte sich mühsam zu Donovan um, sein Gesicht war verzerrt, der Schweiß hatte breite Rinnsale in den Ruß gezogen und er blinzelte Donovan aus blutunterlaufenen Augen an.
    »Muss ich tatsächlich vor dir auf der Hut sein? Kein gefährlicher Kämpfer, aber lästig. Rühr dich nicht mehr!«
    Entsetzt spürte Donovan, wie alle Kraft aus seinen Gliedern wich. Unfähig sich zu halten, stürzte er schwer zu Boden.
     
    »BATTISTE, HÖRT AUF«, schrie Duquesne, während er den tollpatschigen Hieben auswich. »ES IST ALLES BLENDWERK, HÖRT IHR? JERMYN GAUKELT EUCH DAS VOR, BATTISTE! HIER IST KEIN EINZIGER STADTWÄCHTER!«
    »Lügner, Verräter«, keuchte der Hauptmann, den allmählich die Kraft verließ, »das ... hattest ... du die ganze Zeit vor. Aber ... die Garde ist treu, Bastard ... da und da ...«
    Duquesne parierte die ungeschickten Stöße, aber allmählich geriet er in Wut. Sein kluger Plan drohte fehlzuschlagen; allein stand er einem wildgewordenen Haufen feindlich gesinnter, schwer bewaffneter Idioten gegenüber, die sich sinnlos erschlugen. Dafür würde er sich vor seinem Vater verantworten müssen. Er wusste nicht, was aus Donovan geworden war, aber nicht einmal die Götter würden ihn vor dem Rasen des Patriarchen retten, wenn dem Schwächling etwas zustieß. Er konnte nicht einmal sagen, ob es ihm gelungen war, die Diebe so zu stören, dass ihnen nichts Wichtiges in die Hände gefallen war. Die ganze Sache war ein einziger Fehlschlag, er stand nicht als Held, sondern als Versager da. Und das war Jermyns Werk ...
    »HÖRT AUF! IHR WERDET GETÄUSCHT!«
    Seine Worte hatten keine Wirkung. Die Männer wollten glauben, was sie

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