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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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Schlag, der seine Hand versengte, war wirklich genug. Den Männern, die seinem Beispiel folgten, erging es nicht besser.
    Aber die Palastwachen des Patriarchen waren ausgesuchte, geübte Kämpfer, die nicht so leicht aufgaben, nachdem sie erkannt hatten, dass vor ihnen nicht Dämonen, sondern Gegner aus Fleisch und Blut standen. Sie schlossen sich enger zusammen und Battiste schrie:
    »Alle Wachen zu mir, zu den Treppen, besetzt die Aufgänge!«
    Die Luft war erfüllt von schwarzem Rauch. Weißes Licht zuckte über die niedrigen Gewölbe, das Echo vervielfachte die Schmerzensschreie der getroffenen Männer. Ab und zu verdichtete sich der Rauch unheilvoll und die namenlose Angst griff nach Battiste. Immer aber kam ihm die schneidende Stimme zu Hilfe.
    »ES SIND ALLES NUR ILLUSIONEN, NUR EURE EIGENEN ÄNGSTE, IHR NARREN! BLOCKIERT ALLE AUSGÄNGE, LASST SIE NICHT ENTKOMMEN!«
    Battiste fand sich plötzlich neben Duquesne. Er hielt den hölzernen Schaft einer Hellebarde in der Hand, das Blatt zeigte zu Boden.
    »Lasst das Schwert stecken, das Eisen zieht das weiße Feuer an. Holz nicht, aber gebt acht, dass er den Schaft nicht zu fassen kriegt, sonst setzt er ihn in Brand. Der andere ist gefährlicher, er verhext Eure Leute ...«
    »Ihr kennt den Kerl?«, keuchte Battiste und hob eine Hellebarde auf. Der Mann, der sie getragen hatte, lag reglos zu seinen Füßen, von dem unheimlichen Feuer zu Boden geschleudert.
    »Nur den einen, ich weiß nicht, wer der andere ist. Aber wir behindern uns, bringt Ordnung in Eure Truppe!«
    Duquesne hatte recht. Es war ein einziges Durcheinander, das den Feinden nur nützen konnte. Battiste hob die Hände an den Mund:
    »IN REIH UND GLIED! BENUTZT DIE HOLZSCHÄFTE DER HELLEBARDEN!«
    Mit den Blicken suchte er das raucherfüllte Gewölbe ab.
    »Wo ist eigentlich unser junger Herr? Ich seh seinen Helm nicht«, sagte er, mehr verächtlich als besorgt, »hoffentlich ist ihm das Ding nicht zum Verhängnis geworden war.«
    Duquesne schnaubte. »Macht Euch um den keine Sorgen. Ich sah, wie er hinter einen der Tonkrüge gekrochen ist. Am besten lassen wir ihn da und holen ihn ab, wenn alles vorbei ist!«
     
    Donovan kauerte reglos im Schatten der mannshohen Amphore. Sein Herz raste. Der Nachtmahr, der ihn als Kind gequält hatte, hatte im Rauch Gestalt angenommen und ihn wie damals gelähmt. Duquesnes Stimme hatte ihn so weit befreit, dass er hinter die Krüge kriechen konnte, aber das Entsetzen ließ ihn nicht los. Das ohrenbetäubende Waffengeklirr, die Flüche und Schmerzensschreie der Männer bedrängten ihn, ihre Angst vergrößerte seine eigene Not.
    Es gab keinen Ausweg. Draußen lauerte der Tod durch Feuer und Schwert und hier, in den Schatten, in der Enge zwischen der Mauer und den gewaltigen Gefäßen wartete die Dunkelheit. Sie wollte ihn verschlingen, schnürte ihm den Atem ab. Die Wände rückten näher, Tonnen um Tonnen von Gestein lasteten auf ihm, drückten, zerquetschten ihn ...
    Wusste Duquesne von dieser Schwäche? Wusste er, weshalb nachts Licht in Donovans Räumen brannte und er keinen Himmel, keine Vorhänge an seinem Bett duldete? Kannte er den Schrecken dunkler, enger Räume, tief unter der Erde, den Schrecken, lebendig begraben zu sein? Die Angst stieg an Donovans Beinen hoch wie eine kalte Flut, wenn sie sein Herz erreicht hatte, würde er sterben.
    Etwas landete mit dumpfem Aufprall neben ihm. Erschrocken fuhr Donovan zusammen. Für einen Augenblick vergaß er seine Qual. Ein Mensch, dunkel gekleidet mit einer Kapuze über dem Kopf. Kein Wächter, einer der Einbrecher ... einen Moment lag er still, dann richtete er sich stöhnend auf. Donovan wich bis an die Wand zurück. Die Wachen, er musste die Wachen rufen, aber dann machte er den Mann auf sich aufmerksam.
    Sein Mund war ausgetrocknet. Die Worte brannten in seiner Kehle, doch bevor er sie hinausschreien konnte, hatte der andere ihn bemerkt. Blitzschnell war er auf den Knien und fuhr auf Donovan los, die Hände ausgestreckt und gekrümmt wie die Klauen eines Raubvogels. Entsetzt sah Donovan kleine Funken über die Fingerspitzen tanzen.
    Er versuchte noch weiter zurückzuweichen und drückte sich tief in den Schatten der Amphore. Der Helm klirrte gegen die Wandung, rutschte in den Nacken. Ihm dröhnte der Schädel, aber der Einbrecher ließ die Hände sinken.
    »Donovan?«
    Die Stimme klang gedämpft unter der Kapuze und Donovan starrte die graue Gestalt misstrauisch an. Der andere packte ihn am Ärmel und

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